Ryanair-Gewinn geht um sieben Prozent zurück
Auch der Tarifkonflikt und ein rassistischer Vorfall an Bord einer Maschine der Airline sorgen für Ärger.
DUBLIN (dpa) Europas größter Billigflieger Ryanair muss den ersten Gewinnrückgang seit fünf Jahren verkraften. Der Gewinn sank im ersten Geschäftshalbjahr um sieben Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte.
Als Gründe für den Rückgang nannte Ryanair die Streiks, hohe Kerosinpreise, geringere Ticketpreise und Ersatzzahlungen wegen der EU-Fluggastrechte. Aus denselben Ursachen hatte Ryanair bereits Anfang Oktober seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Ryanair-Chef Michael O‘Leary sieht den Ölpreis als größtes Risiko. Wegen der Unsicherheit in den Brexit-Verhandlungen werde Ryanair weitere Aktienrückkäufe aufschieben. Ein Programm über 750 Millionen Euro hatte der Billigflieger jüngst abgeschlossen.
Nicht nur die mehr als 400 Maschinen mit dem Ryanair-Logo werfen weniger Gewinn ab. Die neue Ryanair-Tochter Laudamotion dürfte nach bisherigen Angaben rund 150 Millionen Euro Verlust einfliegen. Dies ist in der Gewinnprognose noch nicht berücksichtigt. Ryanair hatte im August die Mehrheit an der österreichischen Fluglinie Laudamotion übernommen – der Nachfolge-Airline der früheren Air-Berlin-Tochter Niki. Deren Gründer Niki Lauda hatte nach der Pleite von Air Berlin den Zuschlag für Niki erhalten und sie als Laudamotion wieder an den Start gebracht. Wenig später holte er Ryanair als neuen Anteilseigner ins Boot.
Unterdessen bringt ein rassistischer Vorfall in einem Flieger Ryanair in Erklärungsnot. Ein Mann beschimpfte in einer Maschine eine 77-jährige Frau lautstark unter anderem als „hässlichen schwarzen Bastard“. Der pöbelnde Passagier wurde aber nicht aus dem Flugzeug auf dem Airport von Barcelona gewiesen. Stattdessen wurde das Opfer auf eigenen Wunsch umgesetzt. Ein Mitreisender hatte den Vorfall am vergangenen Freitag kurz vor dem Start nach London gefilmt. Das Video löste in sozialen Netzwerken massive Kritik an Ryanair aus. Die Airline meldete den Vorfall bei der Polizei.
Auch bei der Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften zeichnet sich keine Lösung ab. Die Tarifverhandlungen für rund 1000 Flugbegleiter von Ryanair in Deutschland sollen aber in dieser Woche fortgesetzt werden. „Wir liegen noch weit auseinander, aber die Gespräche gehen weiter“, so Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle.