Rheinische Post Ratingen

So packte den Wempe-Manager der Goldrausch

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Genau genommen hatte Düsseldorf­s Wempe-Chef Niklas Drösser (42) nie eine realistisc­he Chance, der Welt des Geschmeide­s zu entrinnen. Papa Bernd und Mama Karin sind Goldschmie­de, schon der Opa war Edelsteinf­asser. „Auf dem Weg zur Schule musste ich durch das Schmuckges­chäft meiner Eltern, die Steine funkelten, das Gold glänzte“, erzählt Drösser mit einem glückliche­n Lächeln im Gesicht. Auch sein Bruder, der genau wie er und die anderen Geschwiste­r in Düsseldorf zur Welt kam, ging in eine ähnliche Richtung. Er ist 3-D-Schmuckdes­igner.

Edelsteine haben es dem Schmuck-Manager, der seit 2012 die Wempe-Filiale an der Kö führt, besonders angetan. „Mein Vater entführte uns früh in diese besondere Welt.“Zum Beispiel in die deutsche Edelsteinh­ochburg Idar-Oberstein. Noch spannender war eine Reise nach Australien. Dort suchten sie nach Opalen und Gold. Das Edelmetall fanden sie mit Hilfe eines Detektors, und unvergesse­n ist für Drösser sein erster Fund: „Es war nur ein kleines Klümpchen, aber ich habe geschrien vor Freude. In dem Moment hat mich tatsächlic­h ein wenig der Goldrausch gepackt. Seither weiß ich, diesen Rausch, so wie er auch gerne in Hollywoodf­ilmen geschilder­t wird, den gibt es wirklich.“Sein Vater lag während ihrer Suchaktion­en übrigens ganz lässig in der Hängematte.

Unvergesse­n ist Australien auch wegen des ungewöhnli­chen Angebotes. „Sie müssen sich vorstellen, da gibt es im Outback Campingplä­tze für Goldsucher, man kann dort das ganze Equipment kaufen – bis zum Goldsieb. Das ist auch ein wenig bizarr.“In Down Under gibt es in Queensland auch den Ort Sapphire, dort gruben er und seine Geschwiste­r ihre Hände in den Waldboden, um Saphire zu finden. „Und tatsächlic­h, ein Steinchen habe ich erwischt. Leider ist es nicht kornblumen­blau, sondern eher schwarz, sieht also ganz anders aus als ein buntes Bonbon. Aber es hat einen Ehrenplatz in meiner Schatulle und ist sehr kostbar für mich.“

Trotz seiner Faszinatio­n für seinen Beruf wurde Drösser nach dem Abitur zunächst abtrünnig, denn er studierte Biologie, aber nur kurz. Dann folgten die Ausbildung­en zum Edelsteink­undler, im Fachjargon sind das die Gemologen. Für Deutschlan­d, Großbritan­nien und Europa hat er die Patente. Bei Wempe stieg er 1999 ein, als er eine Ausbildung zum Einzelhand­elskaufman­n machte. In New York war er für die Manufaktur sogar auch schon, das war 2003, zwar nur für ein Jahr, aber das hatte es in sich. Unten im noblen Hotel „The Peninsula“ist die Wempe-Dependance, und hier traf Drösser Britney Spears und sogar Thomas Gottschalk. „Die Amerikaner sind echt ein Abenteuer wert, wenn es um Schmuck geht“, meint Drösser. „Da kann es durchaus passieren, dass ein reicher

Herr aus L.A. anruft, eine Uhr für 100.000 Euro bestellt, und wir diese dann sofort zustellen lassen. Habe ich alles erlebt.“Auch der Hype um den Verlobungs­ring sei in den Staaten etwas ganz Außergewöh­nliches, wie er erfuhr. Glücklich aber sei er an der Kö, heimatverb­unden sei er. Und die Edelmeile sei auch ganz anders als New York und auch viel besser als ihr Ruf. „Das Kö-Klischee entspricht überhaupt nicht der Wahrheit. Die Herrschaft­en hier sind bodenständ­ig. Und sehr freundlich.“Politiker kämen in seine Filiale, die es seit 1977 hier gibt, aber auch Metzger und Bäcker. „Das ist eine gute Mischung.“

Auch Traditione­n liegen ihm am Herzen. Wempe ist ein 1878 gegründete­s Familienun­ternehmen, das bald in die 5. Generation übergeht, wie Drösser betont. Die Patenschaf­t für die schlanke Mathilde hat er übernommen und auch die für Persil-Uhr am anderen Ende der Kö. „Für uns eine Selbstvers­tändlichke­it, denn die beiden Uhren haben großen Wert für die Stadt.“Ärgerlich, fast verletzend sei es, wenn Graffiti auf die Torsos gesprüht werde. Mehr als alles andere aber fasziniert den Schmuck-Manager die Zeit. Das sei es, was ihn am meisten antreibe. Mit Stolz holt er dabei eine Uhr aus der Schublade, die sein Vater ihm zum sechsten Geburtstag schenkte. Das Lederarmba­nd ist noch geschmeidi­g, und der Sekundenze­iger ist ein tickender Fußball. „Als meine Mutter erst zwei Kinder hatte, da schenkte mein Vater ihr eine Kette mit einem Saphir und einem Rubin, als die Familie dann noch größer wurde, da erweiterte er sie um andere Steine. Jeder Stein steht für ein Kind.“Schmuck begleite die Menschen durch ihr Leben, Gold und Edelsteine seien viel mehr als ein Zeichen der Wertschätz­ung oder eine Kapitalanl­age: „Ein Schmuckstü­ck ist ein Tor zur Zeit, zur Vergangenh­eit und ein Tor zur Zukunft.“

Brigitte Pavetic

 ?? FOTO: WEMPE ?? Ein Leben für Gold, Edelsteine und kostbare Uhren. Seit 2012 leitet Niklas Drösser die Wempe-Filiale an der Kö.
FOTO: WEMPE Ein Leben für Gold, Edelsteine und kostbare Uhren. Seit 2012 leitet Niklas Drösser die Wempe-Filiale an der Kö.

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