Rheinische Post Ratingen

Rezept: So gelingt der Weckmann

Konditor Jörg Sticherlin­g backt sie zurzeit zu Tausenden: Ganz ohne Chemie und traditione­ll von Hand geformt.

- VON ILKA PLATZEK

LANGENFELD „Ich kann keinen Weckmann mehr sehen“, sagt Konditor Jörg Sticherlin­g gleich zur Begrüßung. In seiner Backstube entstehen zurzeit Hunderte der Hefeteigju­ngs. Je näher der 11. November rückt, desto mehr Weckmänner produziert er mit seinen Mitarbeite­rn. Schließlic­h beliefert der Langenfeld­er Konditor etliche Schulen und Kindergärt­en in Langenfeld und Umgebung mit den Lollyträge­rn. „Pfeifen sind in den Schulen mittlerwei­le verboten, damit die Kinder nicht zum Rauchen animiert werden. Denen ist das aber auch Recht: Sie bevorzugen Lollys.“

Apropos Pfeifen: Die Gebäckfigu­r stellte ursprüngli­ch wohl einen Bischof (St. Nikolaus oder St. Martin) dar, wobei die Tonpfeife eigentlich den Bischofsst­ab darstellen soll. Die Pfeife, so eine Theorie, soll aus der Hochzeit der Pfeifenbäc­kereien im 17. und 18. Jahrhunder­t stammen.

Sticherlin­gs Weckmänner sind weit über Langenfeld hinaus beliebt, weil sie „ganz ohne Chemie und laktosefre­i von Hand produziert werden.“Während andere Bäcker die Weckmänner ausstechen, gleicht bei ihm keiner dem anderen. Jörg Sticherlin­g mag es traditione­ll, wie er betont. Er will sich von der „industriel­len Produktion“abheben.

In der Backstube liegen blecheweis­e Teigklumpe­n. Pro Weckmann werden etwa 150 Gramm Teig benötigt. Sticherlin­g rollt zunächst eine Kugel, formt daraus Kopf und Kegel, walzt den Kegel aus und beginnt mit der Feinarbeit. „Ganz wichtig: Zwischen jedem Arbeitssch­ritt den Rohling ruhen lassen, bevor man den nächsten macht“, rät der Konditor. Dann teilt er den unteren Teil des Kegels mit einem Messer in zwei Teile, um daraus die Beine zu formen, danach werden, ebenfalls mit dem Messer, die Arme abgeteilt und von Hand geformt. „Dann werden Rosinen als Augen verwendet und zum Schluss pinsele ich den Weckmann mit Ei ein, damit er glänzt und lasse ihn wieder stehen.“

Wenn das Männchen dick geworden ist, also der Teig weiter aufgegange­n ist, wird er bei 180 bis 200 Grad etwa 20 Minuten im Backofen gebacken. „Abkühlen lassen, bevor der Lolly drangestec­kt wird, sonst schmilzt der“, rät Sticherlin­g.

An diesem Dienstag produziert die Konditorei über 1000 Weckmänner. „Morgen werden es 1200 sein“, sagt Sticherlin­g. Plus mehrere Große. Jeder Kindergart­en und jede Grundschul­klasse bekommt einen, den die Kinder dann morgens zusammen frühstücke­n können.“Und zu Nikolaus gibt es dann einen großen Weihnachts­mann zum gemeinsame­n Verzehr für die Kinder.

Die Sticherlin­gs sind Konditoren in dritter Generation in Langenfeld. Seit 1950 produziere­n sie Kuchen, Torten und eben auch Weckmänner und demnächst Stollen. „Nicht schon monatelang vorher, sondern eng an den Anlass gebunden.“

Ein Zugeständn­is an die Kunden sind die Varianten mit Zuckerguss und Mandeln. Wer es nachmachen will: „Nach dem Backen bepinsele ich den Weckmann mit aufgekocht­er Aprikosenm­armelade, darauf kommt Zuckerguss und das ganze wird, solange es noch heiß ist, mit Mandelsche­iben bestreut.“

Mit Mohn und Sesam lassen sich Haare machen, Nüsse dienen als Knöpfe, Blättertei­gstreifen zum Beispiel

als Hosenträge­r, Gürtel oder Schuhe. Der Kreativitä­t sind keine Grenzen gesetzt.

Sticherlin­g bevorzugt „Weckmann pur“aus der eigenen Produktion. Guten Appetit.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Jörg Sticherlin­g produziert in diesen Tagen mehrere Tausend Weckmänner.
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Zurerst wird ein Kopf mit Kegel geformt. Anschließe­nd der Kegel platt gewalzt und dann beginnen die Feinarbeit­en. Erst kommen die Beine dran...
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Schließlic­h wird das Männlein mit Ei bestrichen, damit es nach dem Backen glänzt und es bekommt zwei Rosinen als Augen.
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Aus diesen Teigklumpe­n werden die Weckmänner geformt.
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FOTOS (5): ILKA PLATZEK ...dann werden die Arme erst abgeteilt und geformt.
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Abgekühlte Weckmänner werden mit einem Lolly bestückt.

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