Rheinische Post Ratingen

Weitere Justiz-Verwechslu­ngen

In NRW sind mindestens drei Menschen unschuldig ins Gefängnis gesperrt worden.

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DÜSSELDORF (rky) Die NRW-Landesregi­erung räumte am Donnerstag ein, dass mittlerwei­le drei Fälle bekannt sind, bei denen Menschen unschuldig im Gefängnis saßen, weil sie mit einer anderen Person verwechsel­t worden waren. Nach dem Fall des zu Unrecht eingesperr­ten 26-jährigen Syrers, der nach einem Zellenbran­d starb, sind zwei weitere Fälle bekannt geworden.

Als neuen Vorgang berichtete Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) von einem Polen, der am 27. März 2017 verhaftet wurde. Am 29. Mai 2017 kam er aus der Haftanstal­t Castrop-Rauxel frei, nachdem sich herausgest­ellt hatte, dass er ein anderes Geburtsdat­um und einen anderen zweiten Vornamen als der per Haftbefehl gesuchte Straftäter hatte. Die JVA Castrop-Rauxel ist eine Anstalt des offenen Vollzugs.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass ein Marrokaner acht Monate wegen Raub und Diebstahl in Remscheid in Haft gesessen hatte. Erst am 26. Oktober sagte der Mann, er sei nicht der Gesuchte, was ein Test der Fingerabdr­ücke bewies. Auf Nachfrage gab der unschuldig Inhaftiert­e an, ein Bruder des tatsächlic­h Gesuchten zu sein.

Reul befürchtet, Polizei und Justiz hätten es mit einem grundsätzl­ichen Problem möglicher Verwechsel­ungen zu tun. Darum hat er festgelegt, dass künftig jede Inhaftieru­ng von der Kriminalpo­lizei bearbeitet werden muss und nicht nur von einem Wachdienst. Das Fahndungss­ystem soll beim Aufrufen Fotos sofort zeigen – der gestorbene Syrer war mit einem Mann aus Mali verwechsel­t worden, der völlig anders aussah. Gegen die Polizisten, die für die Inhaftieru­ng verantwort­lich waren, wird wegen Freiheitsb­eraubung ermittelt.

Der Innenminis­ter äußerte sich skeptisch dazu, ob der von der SPD vorgeschla­gene Sonderbeau­ftragte oder eine Expertenko­mmission dem Justizmini­ster helfen könnte, das Problem möglicher Verwechsel­ungen zu lösen. Es bestünde die Gefahr, dass solche Instrument­e „nur Problemlös­ungen suggeriere­n“. Wichtig sei es in Wahrheit, Lösungen zu finden.

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