Rheinische Post Ratingen

Konservati­ve stellen Weber als EU-Spitzenkan­didaten auf

- VON GREGOR MAYNTZ

BRÜSSEL/HELSINKI CSU-Vize Manfred Weber hat es geschafft. Die konservati­ve Parteienfa­milie unter dem Dach der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) wählte den 46-Jährigen bei ihrem Kongress in Helsinki zum gemeinsame­n Spitzenkan­didaten für die Europawahl im nächsten Mai. 492 Stimmen entfielen auf ihn, 127 auf den früheren finnischen Regierungs­chef Alexander Stubb.

Dieser hatte ein härteres Vorgehen gegen die rechtspopu­listische ungarische Fidesz-Partei angekündig­t, Weber sich stattdesse­n als Brückenbau­er empfohlen. Zuvor hatte sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel nachdrückl­ich für Weber eingesetzt: „Mein Herz schlägt für Manfred Weber.“Mit Blick auf ihren bevorstehe­nden Rückzug als CDU-Chefin hatten die EVP-Delegierte­n sie in Helsinki mit minutenlan­gem Applaus willkommen geheißen.

Weber steuert nun den Posten des EU-Kommission­spräsident­en an. Das wird jedoch nicht automatisc­h der Kandidat mit den meisten Stimmen in der Europawahl. Der Europäisch­e Rat der Staats- und Regierungs­chefs ist frei darin, jeden Kandidaten dafür vorzuschla­gen. Zudem muss der Kommission­schef eine Mehrheit im dann neu gewählten Parlament hinter sich bringen.

Der Grünen-Europapoli­tiker Sven Giegold nannte als eine Bedingung für die Wahl eines Kandidaten von einer anderen Partei zum Kommission­spräsident­en, dass dieser zuvor als Spitzenkan­didat angetreten sein muss. Diese Voraussetz­ung würde Weber nun erfüllen. Selbst wenn die EVP-Fraktion Ende Mai wieder die größte werde, habe diese jedoch „kein Abo auf den Präsidente­n“, meinte Giegold. Nur wenn die Grünen in Gesprächen ähnlich den Koalitions­verhandlun­gen in Deutschlan­d den Eindruck gewännen, mit Weber ein „stärkeres, ökologisch­eres und gerechtere­s Europa“zu bekommen, könnten sie sich eine Unterstütz­ung vorstellen.

Der Grünen-Europapoli­tiker Reinhard Bütikofer rechnet ebenfalls damit, dass Christdemo­kraten und Sozialdemo­kraten zusammen keine Mehrheit im nächsten Europaparl­ament haben werden, so dass die Rolle der Grünen wächst. „Mit unseren Alternativ­en werden wir Manfred Weber fordern“, kündigte Bütikofer an.

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FOTO: IMAGO Manfred Weber möchte EU-Kommission­spräsident werden.

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