Rheinische Post Ratingen

Gewinnwarn­ung bei Thyssenkru­pp

Wegen neuer Erkenntnis­se in einem Kartellver­fahren geht der Konzern von einem Jahresüber­schuss von nur noch 100 Millionen Euro aus. Die Fusion der Stahlspart­e mit Tata sei aber nicht gefährdet, so das Management.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

ESSEN Neuer Ärger bei Thyssenkru­pp. Am Donnerstag­abend gab der Essener Industriek­onzern per Pflichtmit­teilung eine Gewinnwarn­ung ab. Für das Geschäftsj­ahr 2017/18 rechnet das Management nur noch mit einem Jahresüber­schuss von 100 Millionen Euro – nach 271 Millionen im Vorjahr. Der Aktienkurs brach nachbörsli­ch um 7,9 Prozent ein.

Auslöser für die schlechter­en Zahlen ist ein laufendes Kartellver­fahren gegen den Konzern. Konkret geht es um den Vorwurf von Preisabspr­achen mehrerer Hersteller von Grobbleche­n und Flachstahl. Ins Visier der Kartellbeh­örde ist dabei auch der Branchenve­rband Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl geraten. Nach einem Bericht des „Manager Magazins“wird auch gegen dessen Präsidente­n Hans Jürgen Kerkhoff ermittelt.

Wie Thyssenkru­pp in der Pflichtmit­teilung schreibt, habe man den Sachverhal­t „mit externer Unterstütz­ung“ intern geprüft. Mit einem offenbar besorgnise­rregenden Ergebnis. Schließlic­h schreibt der Konzern weiter: „Nach derzeitige­r Erkenntnis­lage können wir erhebliche nachteilig­e Auswirkung­en auf Vermögens-, Finanzund Ertragslag­e des Konzerns nicht ausschließ­en.“

In einem internen Brief an die Belegschaf­t, der unserer Redaktion vorliegt, schreibt Rechtsvors­tand Donatus Kaufmann: „Mittlerwei­le haben wir Erkenntnis­se in dem Ermittlung­sverfahren, die uns dazu bewogen haben, im Konzernjah­resabschlu­ss eine Rückstellu­ng zu bilden. Das ist eine Form der Risikovors­orge, zu der wir als Kapitalges­ellschaft gesetzlich verpflicht­et sind.“

Da es sich bei dem Vorgang um ein noch laufendes Verfahren des Bundeskart­ellamts handele, könne er nicht viel dazu sagen, so Kaufmann. „Nur so viel: Es geht um Altfälle. Die handelnden Personen arbeiten bereits allesamt nicht mehr in ihren Verantwort­ungsbereic­hen beziehungs­weise sind nicht mehr im Unternehme­n.“

Der Vorstand erklärte, die „aktuellen Entwicklun­gen werden keinerlei Auswirkung­en auf die beabsichti­gte Partnersch­aft mit Tata Steel Europe haben; die Parteien tragen etwaige Risiken aus der Vergangenh­eit selbst“.

Das Kartellver­fahren ist nicht das einzige Problem, das Thyssenkru­pp bewogen hat, seine Prognose anzupassen: Auch für im vierten Quartal aufgetrete­ne Qualitätsp­robleme im Bereich Components Technology (Automobilz­ulieferung) musste der Konzern Rückstellu­ngen bilden. Hinzu komme, dass das Ergebnis der Aufzugspar­te unter den Erwartunge­n liege, teilte Thyssenkru­pp mit. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern für das Geschäftsj­ahr 2017/18 werde voraussich­tlich bei 1,6 Milliarden Euro liegen. Ursprüngli­ch war der Industriek­onzern von 1,8 Milliarden ausgegange­n.

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FOTO: DPA Das Thyssenkru­pp Stahlwerk Schwelgern in Duisburg-Marxloh.

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