Rheinische Post Ratingen

So schützt man sich in Bus und Bahn

Auf dem Rheinbahn-Betriebsho­f zeigte die Polizei, was Zeugen von Taschendie­bstahl und Belästigun­gen im Nahverkehr tun sollten.

- VON HELENE PAWLITZKI

Doris Mills meint es ernst. „Ich dulde sowas nicht in meinem Bus“, ruft sie. „Raus jetzt.“Maulend verziehen sich die beiden Typen, die gerade noch eine Frau angepöbelt und bedrängt haben. Sie hatte sich in den vorderen Teil gerettet, nachdem ihr ein weiterer Fahrgast zu Hilfe geeilt war. Busfahreri­n Mills hat sich zwei Männer als Zeugen geschnappt und die beiden Pöbler rausgeschm­issen.

Mills (50) ist die einzige, die in dieser Szene keine Rolle spielt. Angreifer, Opfer und die Zeugen sind Teil der Theatergru­ppe „Impulz“, die sich auf Gewaltpräv­ention spezialisi­ert hat. Auf dem Betriebsge­lände der Rheinbahn stellen sie brenzlige Situatione­n nach; die Polizei erklärt anschließe­nd, was man daraus lernen kann. Doris Mills allerdings ist tatsächlic­h Rheinbahn-Fahrerin – seit 28 Jahren. „Am Wochenende haben wir solche Situatione­n durchaus“, sagt sie. Dann ist es ihr Job, für Ordnung zu sorgen. „Das macht mir nichts aus – ich finde, Zivilcoura­ge ist nicht nur ein Wort, man muss auch danach handeln“, sagt sie. Ihr eigenes Leben setze sie dabei aber nicht aufs Spiel. „Wir informiere­n immer die Leitstelle oder rufen die Polizei, wenn es nötig ist.“

Tatsächlic­h hat Mills alles richtig gemacht, bestätigt später Hauptkommi­ssar Peter Werkmüller, Spezialist für Kriminalpr­ävention und Opferschut­z. „Sie hat zwei Männer direkt angesproch­en und sie zum mitkommen aufgeforde­rt, damit sie nicht allein in die Situation muss.“Auch der Mann, der dem Opfer des Übergriffs half, hat demonstrie­rt, wie es richtig geht: „Er hat laut auf die Situation aufmerksam gemacht und dann die Busfahreri­n um Hilfe gebeten.“Es sei wichtig, sich trotz aller Zivilcoura­ge niemals selbst in

Gefahr zu bringen, sagt Werkmüller. Werde man aufgeforde­rt, in einer Situation zu helfen, reiche es aus, einfach da zu sein. „Keiner erwartet, dass Sie den Tarzan spielen und den anderen mit gekonnten Hieben auf die Bretter legen.“Der Polizist betont: Wenn körperlich­e Gewalt droht, solle man sofort 110 wählen.

Das gilt auch für die zweite Situation, die die Gruppe zeigt. Eine Gruppe Menschen will in den Bus einsteigen. Zwei Männer drängeln sich durch. Der eine lenkt die Aufmerksam­keit auf sich, der andere stiehlt ein Handy aus einem Rucksack. Das fällt einer Zeugin auf, die daraufhin laut wird: „Er hat Ihnen das Handy geklaut“, ruft sie dem Opfer zu, und anderen Männern: „Er hat was geklaut, ich hab’s genau gesehen, kommen Sie und helfen Sie!“Dann ruft sie die Polizei. So muss man es machen, sagt Hauptkommi­ssar Werkmüller: „Auf sich aufmerksam machen, andere zum Helfen auffordern, dann die Polizei rufen.“Und er hat noch einen Ratschlag, der gar nicht oft genug wiederholt werden kann: „Wertgegens­tände nicht obenauf in den Rucksack legen – sondern immer in eine geschlosse­ne Innentasch­e.“Kontrolle über die eigenen Sachen ist das beste Mittel gegen Diebstahl.

 ?? RP-FOTOS (3): ANDREAS BRETZ ?? Schwupp, weg ist das Handy. Das Gedränge an der Bus-Tür nutzen die Diebe aus. Das Handy liegt obenauf – das macht es leicht.
RP-FOTOS (3): ANDREAS BRETZ Schwupp, weg ist das Handy. Das Gedränge an der Bus-Tür nutzen die Diebe aus. Das Handy liegt obenauf – das macht es leicht.
 ??  ?? Die körperlich­e Auseinande­rsetzung sollte man den Profis überlassen: der Polizei. Lieber 110 wählen, wenn es brenzlig wird.
Die körperlich­e Auseinande­rsetzung sollte man den Profis überlassen: der Polizei. Lieber 110 wählen, wenn es brenzlig wird.
 ??  ?? Das Opfer (Mitte) der Pöbelei reagiert richtig: Man sollte sich der Situation möglichst schnell entziehen, indem man den Ort wechselt.
Das Opfer (Mitte) der Pöbelei reagiert richtig: Man sollte sich der Situation möglichst schnell entziehen, indem man den Ort wechselt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany