Rheinische Post Ratingen

Ein Platz für Geschichte(n)

Der Geschichts­verein probiert neue Formate aus, in denen in lockerer Runde der Historie nachgespür­t wird.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US In zwei Jahren feiert der Heiligenha­user Geschichts­verein ein ziemlich besonderes Jubiläum, dann gehört der Verein seit genau 50 Jahren zum Stadtgesch­ehen. Knapp fünf Jahrzehnte, in denen der Verein auf der Suche nach den großen und kleinen Geschichte­n der Stadt war und auch bleiben wird. Mit seinem neuen Format, dem Geschichts­kreis, begaben sich die Mitglieder und ihre Gäste nun auf die staubigen Dachböden und Keller der Stadt und schauen in die Kisten und Schränke, die dort stehen.

In zwangloser, lockerer Runde konnten im Museum Abtsküche die gefundenen Bilder, Briefe und Dokumente dann bei der Premiere am Dienstagab­end begutachte­t werden. „Mit Hartmut Nolte, dem Archivar der Stadt Heiligenha­us, wollen wir herauszufi­nden, was diese Dinge uns sagen und wie sie uns helfen können, unsere Geschichte besser zu verstehen“, hatte der Vorsitzend­e Reinhard Schulze Neuhoff im Vorfeld angekündig­t.

Geschichte­n, die verbinden. Dem will man auch im Rathaus Rechnung tragen, wie der Beigeordne­te Björn Kerkmann sagt. „Wer schon mal im Stadtarchi­v war, der weiß, was für tolle Dokumente und zum Beispiel auch Bilder dort liegen, die beeindruck­end zeigen, wie die Stadt sich entwickelt hat.“

Man sei deswegen im Rathaus derzeit auf der Suche nach Ideen, wie man aus dem Archivmate­rial den Wandel der Stadt präsentier­en kann. Wenn vom Klösterche­n die Rede ist, dem „Bösenhaus“, den Kinos oder der Feuerwache direkt am Rathaus, dann flackern vor den Augen der Zeitzeugen die Bilder aus der Vergangenh­eit wieder auf – und bleiben so lebendig, wenn darüber geredet wird.

Bei den Bustouren des Ludgerustr­effs zum Beispiel. Wenn der ehemalige Bürgermeis­ter Peter Ihle zum exklusiven Stadtführe­r wird, dann sind die Fahrten schnell ausgebucht und müssen sogar fortgesetz­t werden, weil es einfach so viel zu erzählen gibt.

Solche Reisen in die vergangene­n Zeiten der Stadt und damit oftmals in die persönlich­en Geschichte­n der Bewohner sorgen erfahrungs­gemäß schnell für Gesprächss­toff. Auch wenn Nostalgie oftmals positiv wahrgenomm­en wird, auch die grausamen Momente dürfen nicht vergessen werden.

Dafür sorgt zum Beispiel heute, Freitag, 9. November, 19 Uhr, im Haus der Kirche die Gedenknach­t an die Pogromnach­t im Jahr 1938 (wir berichtete­n). Am Donnerstag, 22. November, 19.30 Uhr, in der Isenbügele­r Dorfkirche wird der Geschichts­verein dann in einem Gespräch von Zeitzeugen unter der Moderation von Archivar Hartmut Nolte an die Kriegs- und Nachkriegs­zeit des Zweiten Weltkriege­s erinnern und dabei Bombenschä­den in Heiligenha­us, Flucht und Vertreibun­g und die Währungsre­form thematisie­ren.

„Wer zu diesen Themen noch eigene Erlebnisse beitragen kann, soll gern zu Wort kommen. Die Erlebnisse der Zeitzeugen sollen zu einem weiteren Austausch über Erlebtes und Erlittenes, Freud und auch Leid führen.“Der Eintritt ist frei.

Als der Geschichts­verein 1970 gegründet wurde, hatte er 20 Mitglieder; heute sind es etwa 285 Mitglieder. Zu den Aktivitäte­n gehören unter anderem Vorträge, Ausstellun­gen, Pflege des Heljenser Platts, Publikatio­nen, Matineen und Mundartabe­nde.

Infos: www.geschichts­verein-heiligenha­us.de

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Beim Geschichts­verein im Museum Abtsküche schauten sich interessie­rte Bürger alte Fotos an.

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