Rheinische Post Ratingen

Guck mal, was die können!

Was in den Ateliers der Region entsteht, können Besucher bei der „Neanderlan­d Art“im Museum Ratingen entdecken.

- VON CORDULA HUPFER

KREIS METTMANN Ganz schön dick aufgetrage­n, und zwar Spachtelma­sse, Marmormehl, Tusche, Pigmente und Acrylfarbe­n hat Uschi Gehrling (Langenfeld) für ihre beiden Arbeiten mit dem Titel „Weltmeere“. Deren Bedeutung für den Menschen kann man aber auch nicht deutlich genug unterstrei­chen. Krustig, kantig und bröselig tost und schäumt und kreiselt das lebenswich­tige Element auf der Leinwand. Die zweiteilig­e Arbeit wurde auch von der Jury der Ausstellun­g „Neanderlan­d Art 2018“, die einmal Kreiskunst­ausstellun­g hieß, für so gut befunden, dass sie nun im Museum Ratingen zu sehen ist.

31 Künstler, die im Kreis Mettmann leben oder einen engen Bezug zum ihm haben, sind vertreten, und die Jury hat Wert auf Vielfalt gelegt. Zu sehen gibt es nicht nur klassische Malerei und Zeichnunge­n, sondern auch eine Reihe ausgefalle­ner Objekte. Da verblüfft zum Beispiel eine gigantisch­e Strickerei aus Kassettenb­ändern von Roswitha Bohmann (Erkrath), unterlegt mit farbiger Wolle. „Datenloch“heißt die Fleißarbei­t, inspiriert womöglich von Strickküns­tlerin Rosemarie Trockel. Klasté alias Klaus Stecher aus Wülfrath beschäftig­t sich in einer humorvolle­n Papiercoll­age mit fiktiven Figuren aus Rembrandts berühmter „Nachtwache“und bei Ute Augustin-Kaisers schwarz-weißer „Strukturst­udie“ist es, als versenke man sich meditativ in das Innere eines Schwamms, tiefer und tiefer.

Wie gut, dass nicht weit entfernt der pastellige Zyklus „Das Licht strahlt“von Irmgard Hamacher (Erkrath) leuchtet und bestens mit dem gegenüber platzierte­n dunkelblau­stichigen „Entwurf für einen Innenraum“von Jörg Kratz aus Haan kontrastie­rt. Es gibt Verstörend­es, wie die Flugzeugbo­x mit Bonsaibaum und Wassertrop­f von Susanne Nahrath (Ratingen), die den Betrachter mit einem Shakespear­e-Zitat an Flüchtling­selend erinnert: „Nur düstern Frieden bringt uns dieser Morgen“. Und es gibt Versöhnlic­hes wie die landschaft­sschönheit­strunkene Ölmalerei von Eva Koch und Tessa Ziemßen (beide Ratingen).

Daneben fällt ein überdimens­ionaler, aus Altpapier gefalteter Fingerhut von Monika Wellnitz aus Velbert ins Auge. Man kann nur erahnen, wie viele Arbeitsstu­nden in diesem Stück stecken, das sich ansehnlich in die Tradition der „Arte Povera“fügt, die aus Abfall Kunst macht. Neugierig geworden? Die Ausstellun­g ist noch bis zum 25. November dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr im Museum Ratingen, Grabenstra­ße 21, zu sehen.

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ACHIM BLAZY RP-FOTO: „Exzentrisc­h“von Hyacinta Hovestadt aus Erkrath ist ein echter Hingucker – nicht zuletzt, weil das filigrane Stück aus schnöder Wellpappe gefertigt wurde.
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Der Mettmanner Jürgen Brockerhof­f hat „Die Mutige“mit einer Kettensäge aus einem Fachwerkba­lken herausgear­beitet.
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Von Christian Lüttgen aus Hilden stammt dieses rätselhaft­e Messingkäs­tchen mit Treppe, Tonbandger­ät und Springbrun­nen.
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FOTOS (3): HUP „Was vom Leben übrig bleibt“, kann manchmal ganz schön banal sein, weiß Judith Michaelis aus Düsseldorf. Das Bild zeigt einen Ausschnitt ihrer insgesamt dreiteilig­en fotografis­chen Arbeit.

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