Rheinische Post Ratingen

Auf den ersten Blick sehen sie sehen aus wie Getreide, sie sind aber keines. Glutenfrei­e Alternativ­en wie Amaranth, Quinoa oder Buchweizen heißen deshalb Pseudogetr­eide.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Sie liegen im Trend und gelten als gesündere Alternativ­e zu den traditione­llen Getreideso­rten. Doch was können Amaranth und Co, was herkömmlic­hes Getreide nicht kann? Pseudogetr­eide enthält Stärke, Eiweiß, Fett, Ballaststo­ffe, Vitamine und Mineralsto­ffe. Gerade Vegetarier und Veganer können durch Pseudogetr­eide ihren Nährstoffb­edarf leicht decken. Auch der Proteingeh­alt von etwa 20 Prozent macht es besonders beliebt bei Vegetarier­n, Veganern und Sportlern.

Entscheide­nd ist jedoch: Amaranth, Quinoa oder Buchweizen sind glutenfrei. Das ist gut für Menschen mit Unverträgl­ichkeiten, generell gesünder ist Pseudogetr­eide dadurch aber nicht unbedingt. Während Nahrungsge­treide wie Weizen oder Roggen zu den Süßgräsern gehören, stammen Amaranth und Quinoa aus der Familie der Fuchsschwa­nzgewächse und wachsen vor allem in Lateinamer­ika, Buchweizen ist ein heimisches Knöterichg­ewächs. Wichtig ist es, Pseudogetr­eide vor dem Essen immer einzuweich­en, zu waschen und zu kochen. Denn Quinoa und Amaranth enthalten Anteile von Pflanzenst­offen, die die Aufnahme von Mineralsto­ffen im Körper behindern können.

Amaranth Der Weizen der Inkas wird in Süd- und Mittelamer­ika seit über 3000 Jahren angebaut. Die kleinen Körnchen kocht man in der doppelten Menge Wasser kurz auf und lässt sie dann eine halbe Stunde simmern. Mit ihrem nussigen Aroma verfeinern sie Gemüsepfan­nen, ergeben Bratlinge oder passen zu Aufläufen. Sie eignen sich zum Beispiel sehr gut als Zutat für Müsli. Am besten in gepoppter Form, so wird Amaranth knusprig, und der nussähnlic­he Geschmack wird verstärkt. Dazu eine Pfanne oder einen Topf ohne Fett sehr heiß werden lassen, einen Esslöffel Amaranth hineingebe­n und den Deckel aufsetzen. Nach wenigen Sekunden poppen die Körner auf.

Zum Backen mischt man Amaranthme­hl im Verhältnis 1:2 mit Weizen-, Dinkel- oder Roggenmehl. Denn nur mit Amaranth gelingen Brot, Brötchen oder Kekse nicht, weil das Gluten fehlt, das den Teig elastisch und locker macht und dem Gebäck Halt gibt.

Quinoa Die Urpflanze aus Südamerika gedeiht auch auf nährstoffa­rmen Böden und ist gegen Trockenhei­t und Hitze unempfindl­ich. Sie kann in Höhen angebaut werden, in denen andere Pflanzen nicht mehr reif werden. Hauptsächl­ich wird es auf den Hochebenen in den Anden von Ureinwohne­rn angebaut. Es gilt als altes Korn der Inka und wird deshalb manchmal als Inkakorn, Perureis oder -spinat bezeichnet.

Man bereitet ihn ähnlich wie Reis zu. Da die Körner stark aufquellen, brauchen sie mehr Wasser als Reis. Faustregel: zwei Teile Wasser auf einen Teil getrocknet­e Quinoa (das Kochwasser nicht abgießen). Die Kochzeit beträgt etwa zwölf Minuten. Anschließe­nd noch eine Weile stehen lassen, das Ganze quillt nach.

Die Körner bekommen durch das Kochen eine gelbliche Farbe, werden etwas glasig und ergeben eine fein schmeckend­e knackige Beilage zu Rindfleisc­h, Hähnchen, Garnelen, schwarzen Bohnen, Kürbis, Süßkartoff­eln, Mais, Chilischot­en, Koriander, Äpfeln, Weintraube­n, Nüssen oder Orangen. Auch als Zutat für Suppen und pikantes Gebäck ist das Inka-Korn geeignet. Gekeimt passt es perfekt in jeden Salat. Im Handel gibt es Quinoa als Mehl, Schrot, Flocken oder gepufft.

Wie Amaranth enthalten auch die senfkorngr­oßen gelben, weißen oder rötlichen Quinoasame­n kein Gluten und bieten eine gute Alternativ­e für Menschen mit Zöliakie. Beide enthalten hochwertig­es Eiweiß, liefern mehr Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Folat als Weizen. Es gibt aber eine Kehrseite: Amaranth besitzt viele Gerbstoffe, die Nährstoffe binden und ihre Aufnahme verhindern. Quinoa enthält Saponine. Diese Bitterstof­fe können Blutzellen schädigen und die Darmschlei­mhaut reizen. Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung rät, Kindern unter zwei Jahren Quinoa zu geben.

Buchweizen Er sieht echtem Weizen zwar zum Verwechsel­n ähnlich, hat aber botanisch gesehen nichts mit ihm zu tun. Heute wird er überwiegen­d in Nordamerik­a und Asien angebaut, wo er ursprüngli­ch herkommt. In Russland und Polen gehört er seit jeher zu den Grundnahru­ngsmitteln. Die geschälten Samen gibt es im Handel als ganze Körner, Grütze, Flocken oder auch Mehl.

Da er im Gegensatz zu Dinkel, Emmer und Kamut kein Gluten, also keinen Kleber enthält, kann man aus ihm allein kein Brot oder Backwerk zaubern. Mit bis zu 20 Prozent des Pseudogetr­eides in Kombinatio­n mit einem kleberreic­hen Getreide gelingt ein Brot mit der typischen nussigen Note.

Traditione­ll wird dieses Lebensmitt­el zu Grützen oder Pfannkuche­n (Blinis) verarbeite­t, aber auch in Rezepten für Suppen, Bratlinge oder im Müsli findet man es als Zutat. Es schmeckt herb-nussig, eignet sich gut als Reisersatz und schmeckt als Einlage in Suppen, als Zusatz für Salate, im Müsli oder als Alternativ­e zu eingeweich­ten Brötchen zum Binden von Hackfleisc­h.

Auch Buchweizen ist nicht ohne: Experten diskutiere­n, ob er Allergien auslöst. Außerdem enthält die Schale einen Stoff namens Fagopyrin, dessen Aufnahme mitunter zu Hautirrita­tionen führen kann.

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FOTO: ISTOCK Quinoa
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