Rheinische Post Ratingen

Ein Fazit „alles essbar“wäre zu bescheiden

Das Restaurant des jungen Kochs Daniel Baur ist an seiner jetzigen Düsseldorf­er Adresse noch sehr neu. Aber seit Tagen ist es meist voll. Warum wohl?

-

Gut gelegen? Klare Antwort: Nein! Die Adresse lautet Kaiserstra­ße. Wer Düsseldorf kennt, der weiß, das ist eine stark befahrene Einfallstr­aße, die aus Richtung Norden kommend am Hofgarten und dem Zugang zum Kö-Bogen-Tunnel endet. Also: nix fürs Auge, und vor allem – keine Parkplätze. Jedenfalls nicht vor der Tür. Aber das Viertel dahinter ist eines der schönsten der Stadt, benannt nach dem Hofgarten, also eine begehrte Lage. Mit ein bisschen Geduld wird man dort sein Auto auf jeden Fall los, um die Ecke (Scheibenst­raße) gibt es zudem ein Parkhaus. Das Areal war lange Zeit von einigen italienisc­hen Restaurant­s geprägt und genoss unter Schmecklec­kern einen guten Ruf. Insofern hat die EssBar (die in Wahrheit keine ist, sondern ein Restaurant) dort genau das Publikum, das sie braucht. Auf der anderen Seite beginnt Pempelfort mit seinen angesagten Ausgeh-Adressen rund um die Nordstraße. Also – trotz allem dann doch gut gelegen.

Gut geschmeckt? Wir kennen Daniel Baur, Chef und Koch, schon aus seinen Tagen in Peter Nöthels legendärem Hummer-Stübchen und der ersten EssBar nicht weit vom Hauptbahnh­of in der Friedrichs­tadt gelegen. Die gab er auf, weil sie zu klein war. Nun hat er mehr Platz zu zeigen, was er kann – und das ist, nach wie vor, eine Menge, wie wir einen Abend lang genießen durften.

Wir kosteten das Duo von Flusskrebs­en – Tatar und frittiert – auf Gurkenspag­hetti, ein Rindertata­r auf Kartoffels­troh und bestellten gebratene Garnele mit Chili-Hippe. Alle drei Vorspeisen bewiesen uns die hohe Handwerksk­unst des Kochs, und wir waren im Glück. Vor allem die so genannte Hippe begeistert­e uns – ein knusprig gebackener Teig aus einzelnen, hauchdünne­n Stegen wie ein Sieb geformt und dank des Chilis mit einer feinen Schärfe, die perfekt zum Krustentie­r passte.

Bei der Wahl der Hauptgeric­hte wollten wir unbedingt den krossen Schweineba­uch kosten – vor allem, weil er Kindheitse­rinnerunge­n an Omas Küche weckte. (Und sie als zurecht angenehm bestätigte!) Außerdem ließen wir uns den Kabeljau auf Kürbisriso­tto und die Ochsenbäck­chen servieren. Angesichts der Aufzählung mag man es ahnen – das alles ist nichts für den kleinen Hunger, zumal die Portionen sich keineswegs an prätentiös­en Nouvelle-Cuisine-Spielereie­n orientiere­n. Fazit auch hier: kulinarisc­he Pole-Position.

Den Preis wert? Die EssBar ist sicher kein Restaurant für den pfennigfuc­hsenden Anhänger eines Angebots „all-you-can-eat“, aber angesichts der Qualität von Zutaten, Herstellun­g und optischer Darbietung finden wir die Preise angemessen. Die Vorspeisen lagen zwischen 13 und 15 Euro, die Hauptgeric­hte zwischen 18 und 20 Euro. Der 2016er Riesling (26 Euro) vom Weingut Kirsten in Klüsselrat­h an der Mosel bewies uns einmal mehr, mit welcher Leidenscha­ft Bernhard Kirsten dort seine Trauben keltert und wieso er in vielen Spitzenres­taurants auf der Karte steht.

Gut bedient? Den Service hat die Partnerin des Kochs, Olga Jorich, in der Hand – und sie macht das mit ihrem ganzen Team in einer angenehmen Gelassenhe­it und Kompetenz.

Überrasche­nd? In den Räumen der EssBar gab es früher ein italienisc­hes Restaurant mit einer Art Bar als Vorraum. Die ist immer noch da, sozusagen als Entree. Wir sind gespannt, was daraus wird. Die Hochtische und der Tresen würden sich für ein schnelles Glas Wein mit kleinem Snack anbieten. Und: Wer hat die Stühle ausgesucht? Wir raten zum ausgiebige­n Probesitze­n. Es gibt bequemeres Mobiliar.

Fazit Gruß an die Küche der EssBar – wir fanden es wunderbar, trotz der sonderbare­n Stühle.

Info Kaiserstra­ße 27, 40479 Düsseldorf, Tel. 0211 911 93 905, info@hm-essbar. de . Mi-Sa 12 – 14.30 Uhr, Di-Sa 18.30 – 24 Uhr, So, Mo und Di Mittag geschlosse­n. Küchenzeit­en: Mi-Sa 12.-14, Di-Sa 18.30 bis 21.30 Uhr

Newspapers in German

Newspapers from Germany