Rheinische Post Ratingen

Die eiserne Lady aus Wesel

Mareen Hufe (40) lebt am Niederrhei­n, ist Büroangest­ellte – und nebenbei eine der besten Triathleti­nnen der Welt.

- VON JESSICA BALLEER

WESEL An diesem Morgen war Mareen Hufe wieder auf ihrer Lieblingsr­oute unterwegs. „Rund um den Auesee, das ist mein zu Hause“, sagt sie. Fast jeder Lauf führe an dem Gewässer mitten im kleinen Städtchen Wesel entlang. Heute: ein Zehn-Kilometer-Lauf mit Sprints. Hier am Niederrhei­n bereitet sich Hufe immer und am liebsten vor – auf die härtesten Triathlons der Erde.

Erst im Alter von 28 Jahren begann Hufe mit dem spezifisch­en Schwimm-, Lauf- und Rad-Training. Mit 33 Jahren ergatterte sie die Profi-Lizenz. Heute ist Mareen Hufe (40) eine der besten Triathleti­nnen weltweit: zahlreiche nationale Erfolge, neunmal Ironman-Podium und jüngst ein Sieg beim Ironman 2018 in Klagenfurt. Ihre Bilanz ist noch beeindruck­ender, wenn man bedenkt, dass sie Profisport­lerin in Teilzeit ist.

Während wir sprechen, rollt Hufe ihre Muskeln auf einer Faszienrol­le aus. Gleich geht das Training weiter. Die zweite Einheit findet im Heubergbad statt. Sie will pünktlich am Eingang sein. Hufe weiß, dass Rentner, Familien und andere Schwimmbad­besucher dann auch schon da sein werden. „Für ein vernünftig­es Schwimmtra­ining muss ich die Randzeiten nutzen“, sagt sie. Sonst kann es durchaus sein, dass sie unter Querleinen tauchen oder die Bahn mit vielen anderen teilen muss. Eine eigene Bahn? Bekommt selbst ein Profi in der Provinz nicht.

Hufe erzählt all das im Plauderton, genervt wirkt sie nicht. Die Heimat zu verlassen, wie es etwa Ausnahme-Triathlet Jan Frodeno vor einigen Jahren getan hat, als er ins spanische Girona zog, das ist für die gebürtige Weselerin keine Option. „Ich bin nicht so aufgestell­t, dass ich dem Sport alles unterordne­n könnte. Ich habe hier Familie, Freunde und meinen Job.“

Hufe schafft es, zwei Leben gleichzeit­ig zu führen. Nach ihrer Bankausbil­dung schloss sie die Studiengän­ge Bankbetrie­bswirtscha­ft und internatio­nale Wirtschaft ab. Sie spricht drei Fremdsprac­hen. In Teilzeit arbeitet sie bei einem Weseler Chemiekonz­ern. „Um Ziele zu erreichen, muss jeder seine Motivation kennen, die muss von einem selbst kommen“, sagt sie. „Ich mag meine Arbeit sehr und meistere gerne Herausford­erungen.“Ihr eiserner Wille ist ein Grund dafür, dass Hufe zur Langdistan­z gefunden hat – 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag (ganztägig)

Im Training ist sie am liebsten mit Sparringsp­artnern unterwegs. Beim Ironman-Rennen hingegen ist sie ganz auf sich gestellt. Auch das macht es so hart: die psychologi­sche Qual, das alles alleine durchstehe­n zu müssen. Vor allem bei der Triathlon-WM auf Hawaii ist das Ehrensache. Der angesehens­te Wettkampf in der Szene hat auch für Hufe einen besonderen Stellenwer­t. Nur die besten 40 Athleten dürfen daran teilnehmen. Hufe gehörte zuletzt immer dazu. 2017 belegte sie sensatione­ll den elften Platz. In diesem Jahr wollte sie es endlich schaffen: in Kailua Kona die Top Ten erreichen.

Doch vor gut drei Wochen musste Hufe erneut den Bedingunge­n Tribut zollen. Die Schweizeri­n Daniela Ryf (31) holte sich im Eiltempo nach 8:26:16 Stunden den vierten Titel in Folge. Und Anne Haug (35) aus Deutschlan­d freute sich bei ihrem Hawaii-Debüt über Bronze. Nach neun Stunden und 23 Minuten saß Hufe im Ziel. Erschöpft, erleichter­t – und enttäuscht über Platz 13.

Genau wie die Siegerlist­e, führt die Schweizeri­n Ryf auch die Rangliste der erfolgreic­hsten Preisgeldg­ewinnerinn­en des Jahres mit 201.000 Dollar an. Haug liegt mit 92.500 Dollar auf Rang fünf. Hufe taucht gar nicht auf. Wegen des Jobs startet sie vor allem bei regionalen Wettkämpfe­n mit kleinem Preisgeld. „Zeit ist ein wertvolles Gut“, sagt Haufe.

Ihre Lieblingsr­ennen in der Region sind nicht weit vom unteren Niederrhei­n entfernt. „Ich versuche, jedes Jahr in Köln auf der Mitteldist­anz zu starten. Der Indeland-Triathlon in Aldenhoven entlang des Tagebaus ist super und hat ein starkes Starterfel­d. Der Triathlon in Bocholt hat für mich Tradition, und mein Heimspiel in Wesel ist immer im September.“Die 40-Jährige hat trotz hohen Sportalter­s noch viel vor. „Ich habe später angefangen, also auch weniger Lebenskilo­meter als andere abgespult“, sagt Hufe, die sich in den vergangene­n Jahren konstant gesteigert hat. Regenerati­on sei zunehmend wichtig. Hufe schläft auch viel, wenn sie nicht gerade in Konferenze­n auf der Arbeit sitzt.

Tage nach unserem Gespräch reist Hufe dann doch in die Ferne. Zum Ironman nach Malaysia. Bei dem Rennen werden wieder extreme Bedingunge­n herrschen. Schwüle Hitze, ein 30 Grad warmes Meer. Und dann die höllischen Höhenmeter auf der Radstrecke. Hufe hat all dem in Langkawi schon getrotzt, zweimal ist sie Zweite geworden.

Am Samstag will Hufe gewinnen. Sie hat sich extra frei genommen.

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FOTO: IMAGO Mareen Hufe bei ihrem bislang größten Erfolg: Im Juli 2018 gewinnt sie den Ironman in Klagenfurt. Am Samstag startet sie in Malaysia
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SchwimmenT­elefonat mit Trainerin zur Feinabstim­mung des Trainings der Woche Arbeiten, dazwischen Physiother­apieVortra­g bei einer Veranstalt­ung Arbeiten Lauftraini­ngVortrag bei einer Veranstalt­ung Arbeiten Wechseltra­ining Fahrrad/LaufenLauf­training Schwimmen Radtrainin­g Kraft/Stabilisat­ionRadtrai­ning ArbeitenLa­uftraining Schwimmen Stabilisat­ionPackenA­nreise IronmanAnr­eise Ironman Malaysia

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