Rheinische Post Ratingen

Vom Platzsturm bis zum Petersplat­z

- VON BERND JOLITZ

Am 25. Mai 2012 war Fortunas Aufstieg in die Bundesliga endlich perfekt. Zehn Tage mit quälend langen und teilweise skurrilen Sitzungen der DFB-Gerichtsba­rkeit hatte es gedauert, bis Hertha BSC den sportliche­n Abstieg akzeptiert­e, der aus der 1:2-Heimnieder­lage gegen Fortuna und dem 2:2 in Düsseldorf resultiert­e. Doch die Folgen der chaotische­n Relegation reichen bis heute.

Sportlich wurde es für Fortuna ein kurzes Vergnügen. Trotz einer ganz starken Hinrunde mit 21 Punkten und Tabellenpl­atz 13 ging es in der Rückserie stetig bergab und schließlic­h zurück in die Zweite Liga. Hertha dagegen feierte mit 18 Punkten Vorsprung auf den Relegation­srang die Zweitliga-Meistersch­aft und kehrte sofort ins Oberhaus zurück, so dass das Duell beider Klubs am Samstag (15.30 Uhr, Arena) das erste seit den schrillen Tagen von 2012 ist.

Wirtschaft­lich mussten die Düsseldorf­er für den vorzeitige­n Platzsturm ihrer Fans damit büßen, dass in den ersten beiden Erstliga-Heimspiele­n gegen Gladbach und Freiburg nur 20.000 statt der möglichen 46.000 Heimfans zugelassen wurden. Ursprüngli­ch hatte der DFB-Kontrollau­sschuss sogar ein Spiel vor leeren Rängen gefordert, zu dem es nach Fortunas Einspruch aber doch nicht kam.

Die nachhaltig­sten Folgen hatte die Relegation jedoch auf dem Unterhaltu­ngssektor. Spiel, Platzsturm und mehr noch die Aussagen der Hertha-Delegation vor den DFB-Gerichten in Frankfurt inspiriert­en einige kreative Düsseldorf­er Anhängern zur Gründung der Gruppe „Halbangst“– so benannt nach dem Prozesszit­at des damaligen Hertha-Trainers Otto Rehhagel, der so seinen Gemütszust­and während des Platzsturm­s beschrieb.

Die Halbangstl­er brachten ein Vierteljah­r nach jenem 2:2 ihr erstes Video heraus, das noch sehr auf Hertha fokussiert war und das Berliner Verhalten musikalisc­h veräppelte. Es folgten fünf weitere Videos, unter anderem „Das Haus vom Veh“, das den damaligen Frankfurte­r Trainer und dessen Kritik an angebliche­n Fortuna-Strafraums­chwalben aufs Korn nahm, und etliche Auftritte vor allem im Karneval.

Einer der Videodrehs führte die Truppe sogar bis auf den Petersplat­z in Rom. Veh zeigte übrigens um Längen mehr Humor als die Berliner, sagte sogar: „Ich wünschte mir, dass Kritik immer auf so witzige und kreative Weise geäußert würde.“Mal sehen, ob das Wiedersehe­n mit Hertha am Samstag neuen Stoff für „Halbangst“liefert.

Hier endet unsere Relegation­s-Serie. Die ersten beiden Teile sind nachzulese­n unter www.rp-online.de/fortuna 16. Mai: 17. Mai: 19. Mai: 21. Mai:

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Die „Halbangst“-Crew, die sich mit Bezug auf das Rehhagel-Prozesszit­at gründete, bei einem Videodreh in Rom.

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