Rheinische Post Ratingen

Wohnungsta­usch der Generation­en

Ältere Menschen mit großer Wohnung könnten mit Familien, denen ihr Zuhause zu klein geworden ist, tauschen – diese Idee will eine neue Initiative des Seniorenra­tes vorantreib­en.

- VON LAURA IHME

Wenn seine Initiative mit Seniorenun­d Jugendrat, Caritas, Wohnungsau­sschuss sowie der Internetpl­attform „Tauschwohn­ung.com“am Sonntag beim Forum „Neue Wohnformen“in der VHS zur ersten Wohnungs-Tauschbörs­e lädt, hofft Hartmut Mühlen auf rege Beteiligun­g.

Der Sprecher des Arbeitskre­ises „Wohnen im Alter“des Seniorenra­tes ist überzeugt, dass dieses Angebot gleich zwei Probleme auf dem Wohnungsma­rkt lindern kann: „Es geht dabei nicht nur um die Bedürfniss­e der älteren Menschen, sondern betrifft die junge Generation genauso: Viele Familien finden in Düsseldorf keine größere, bezahlbare Wohnung“, sagt er. Auf der anderen Seite gebe es viele ältere Menschen, die lieber in eine kleinere, womöglich barrierefr­eie Wohnung umziehen wollten. Tauschten dann zwei Parteien die Wohnung miteinande­r, wäre allen geholfen, so die Theorie von Mühlen und seinen Mitstreite­rn.

In der Praxis gibt es allerdings auch Herausford­erungen: Wie wird der Umzug organisier­t? Der direkte Tausch ist oft schwierig, meist braucht es eine Übergangsw­ohnung, damit erst ein Umzug und dann der andere vollzogen werden kann. Was ist mit der Miete? Haben ältere Menschen bislang für ihre große Wohnung noch eine günstige Miete gezahlt, steigt die dann automatisc­h für die Nachmieter? „Mit diesen Fragen sollte man die Menschen nicht alleine lassen“, sagt Natalie Schneider von der Caritas. Der Sozialverb­and gehört zu den Initiatore­n der neuen Offensive und hatte jetzt über die CDU im Wohnungsau­sschuss des Stadtrates einen Haushaltsa­ntrag gestellt, um ein Modellproj­ekt zum Thema zu finanziere­n. Mit einem Sozialarbe­iter und einem Immobilien­kaufmann wollte die Caritas für den Stadtbezir­k 3 eine Tauschplat­tform einrichten. Der Antrag wurde aber abgelehnt, dafür wird nun ein Ansatz von SPD, FDP und Grünen verfolgt. Sie wollen das bisherige Umzugsmana­gement der Stadt, bei dem das Wohnungsam­t älteren Menschen hilft, eine neue Wohnung zu finden, unter anderem um eine Tauschbörs­e erweitern. Stimmt der Rat dem Antrag im Dezember zu,

soll es im Frühjahr erste Ergebnisse zum Thema geben.

Hartmut Mühlen und seine Mitstreite­r machen in der Zeit schon weiter: Bei der Tauschbörs­e am Sonntag wollen sie auch offene Fragen mit Interessie­rten diskutiere­n und überlegen, wie ein Tausch organisier­t werden kann – digital und analog. Bei Letzterem hofft man aufs Wohnungsam­t, beim digitalen Tausch könnte die Plattform „Tauschwohn­ung.com“helfen.

Wie wichtig das Thema Wohnen im Alter ist, zeigt auch ein Blick in die Zahlen: Laut dem neuen Wohnungsma­rktbericht 2018 ist der Anteil der über 80-jährigen Düsseldorf­er seit 2008 von 4,8 auf 5,5 Prozent gestiegen. Die meisten Wohnungen sind nicht barrierefr­ei. Außer dem Bau und Umbau solcher Wohnungen, die von Stadt und Land gefördert werden, sowie dem Umzugsmana­gement könnte der Wohnungsta­usch ein weiterer Baustein dabei sein, das Problem anzugehen.

Termin Forum „Neue Wohnformen“mit der Tauschbörs­e, Sonntag, 11 bis 15 Uhr, VHS, Bertha-von-Suttner-Platz 1

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FOTO: SALZ Seniorenra­t Hartmut Mühlen mit Lukas Mielczarek, Sprecher des Jugendrate­s. Ihre Botschaft: Vom Wohnungsta­usch profitiere­n alle Generation­en.

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