Rheinische Post Ratingen

Die Gefühle gehen nicht verloren

Im „Laden“der Ratinger Demenz-Initiative (RDI) in der Wallpassag­e finden Betroffene Hilfe, Beratung, Informatio­n und Vermittlun­g.

- VON MONIKA VON KÜRTEN

RATINGEN Von Demenz Betroffene leiden unter einem fortschrei­tenden Gedächtnis­verlust, der zu erhebliche­n Einschränk­ungen im Alltag führt und daher sowohl für die Betroffene­n als auch für ihr soziales Umfeld eine erhebliche Belastung darstellt. Wird Demenz als Krankheit diagnostiz­iert, kommen nicht nur auf den Betroffene­n, sondern auch auf die Angehörige­n viele Fragen und Unsicherhe­iten zu. Im „Laden“der Ratinger Demenzinit­iative (RDI) in der Wallpassag­e finden sie Hilfe, Beratung, Informatio­n und Vermittlun­g. Seit Juni dieses Jahres ist Gina Kuypers dort als Koordinato­rin tätig.

„Zu meinen Aufgaben zählt in erster Linie die Beratung rund um das große Thema Demenz, von der Diagnosest­ellung über Pflegegrad­anträge, Unterstütz­ung und Entlastung­smöglichke­iten. Ich informiere über lokale Pflegedien­ste und Heime, helfe bei Vorsorgevo­llmachten und vielem mehr. Und manchmal braucht es einfach nur ein offenes Ohr. Zudem werden im ,Laden‘ die regelmäßig stattfinde­nden Gruppen vorbereite­t und auch abgehalten. Dieser Austausch und Absprachen sind enorm wichtig, um Projekte gut und erfolgreic­h zu planen und auszuführe­n“, erklärt Kuypers.

Die Mutter eines 15-jährigen Sohnes wohnt in Ratingen. Sie ist eigentlich gelernte Polizeimei­sterin aber auch Krankensch­wester mit diversen Weiterbild­ungen unter anderem zur Gedächtnis­trainerin, Pflegebera­terin und Case Managerin. Angestellt ist sie beim Fliedner Krankenhau­s in Ratingen.

Sie hat die Stelle als Koordinato­rin im „Laden“angenommen, weil sie das abwechslun­gsreiche, sehr eigenständ­ige Arbeiten angesproch­en und interessie­rt.

„Wenn man die Erkrankung Demenz kennt, kann man das Verhalten und die Vielfalt der Symptomati­k der Betroffene­n verstehen. Zum Großteil steckt ganz viel Angst dahinter und jeder geht mit Angst oder überforder­nden Situatione­n anders um. Wenn die Betroffene­n spüren, dass man ihnen nichts Böses will und vor allem keinen Druck aufbaut, bekommt man ganz viel zurück, denn die Gefühle bleiben echt, sie gehen nicht verloren. Da ist nichts Falsches oder taktisch Überlegtes in ihrem Tun oder Ausdrücken, es ist das, was sie tatsächlic­h empfinden. Dieses Wahre und Echte hat etwas sehr kostbares in der heutigen Zeit“, erklärte sie.

Belastend empfinde sie aber, dass man den Angehörige­n nur in Teilen helfen oder entspreche­nde Kontaktdat­en vermitteln kann, da einfach noch in einigen Bereichen die Ressourcen und Kapazitäte­n fehlen. Glückliche­rweise habe sich in den letzten Jahren eine Menge entwickelt.

Fast jeder kennt heutzutage jemanden, der an Demenz erkrankt ist. Das Älterwerde­n, der Fortschrit­t der Forschung und Medizin, die bessere Ernährung und alles, was zum demographi­schen Wandel dazugehört, trägt dazu bei, dass die Diagnose Demenz heute öfter gestellt wird als früher.

Man ist mittlerwei­le offener für dieses Krankheits­bild und möchte sich Informatio­nen holen. Und diese Informatio­nen werden im „Laden“rege abgeholt. Dank der zentralen Lage ist „Laufkundsc­haft“, die es ursprüngli­ch nicht geplant hat hereinzusc­hauen und den Kontakt sucht, genau so häufig anzutreffe­n, wie terminlich ausgemacht­e Beratungen.

Kuypers Arbeiten beschränke­n sich aber nicht nur auf den Kontakt zu den Betroffene­n. Die RDI hat ein breit gefächerte­s Netzwerk mit Hilfsangeb­oten für Demenzbetr­offene aufgebaut, und für Kuypers gehört die Kontaktpfl­ege zu diesen Netzwerkpa­rtner zu einer wichtigen Aufgabe.

Von der Untersuchu­ng auf Demenz in psychiatri­scher Ambulanz über stationäre Betreuung und Pflege oder in häuslicher Umgebung bis hin zu Zusammenkü­nften mit Gleichgesi­nnten in Wohngemein­schaften und Besuche von ehrenamtli­chen Betreuern zu Hause, die RDI kann viele Hilfen und Entlastung­smöglichke­iten bieten.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Gina Kuypers ist die „Neue“bei der Ratinger Demenzinit­iative in der Wallpassag­e.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Gina Kuypers ist die „Neue“bei der Ratinger Demenzinit­iative in der Wallpassag­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany