Die Gefühle gehen nicht verloren
Im „Laden“der Ratinger Demenz-Initiative (RDI) in der Wallpassage finden Betroffene Hilfe, Beratung, Information und Vermittlung.
RATINGEN Von Demenz Betroffene leiden unter einem fortschreitenden Gedächtnisverlust, der zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führt und daher sowohl für die Betroffenen als auch für ihr soziales Umfeld eine erhebliche Belastung darstellt. Wird Demenz als Krankheit diagnostiziert, kommen nicht nur auf den Betroffenen, sondern auch auf die Angehörigen viele Fragen und Unsicherheiten zu. Im „Laden“der Ratinger Demenzinitiative (RDI) in der Wallpassage finden sie Hilfe, Beratung, Information und Vermittlung. Seit Juni dieses Jahres ist Gina Kuypers dort als Koordinatorin tätig.
„Zu meinen Aufgaben zählt in erster Linie die Beratung rund um das große Thema Demenz, von der Diagnosestellung über Pflegegradanträge, Unterstützung und Entlastungsmöglichkeiten. Ich informiere über lokale Pflegedienste und Heime, helfe bei Vorsorgevollmachten und vielem mehr. Und manchmal braucht es einfach nur ein offenes Ohr. Zudem werden im ,Laden‘ die regelmäßig stattfindenden Gruppen vorbereitet und auch abgehalten. Dieser Austausch und Absprachen sind enorm wichtig, um Projekte gut und erfolgreich zu planen und auszuführen“, erklärt Kuypers.
Die Mutter eines 15-jährigen Sohnes wohnt in Ratingen. Sie ist eigentlich gelernte Polizeimeisterin aber auch Krankenschwester mit diversen Weiterbildungen unter anderem zur Gedächtnistrainerin, Pflegeberaterin und Case Managerin. Angestellt ist sie beim Fliedner Krankenhaus in Ratingen.
Sie hat die Stelle als Koordinatorin im „Laden“angenommen, weil sie das abwechslungsreiche, sehr eigenständige Arbeiten angesprochen und interessiert.
„Wenn man die Erkrankung Demenz kennt, kann man das Verhalten und die Vielfalt der Symptomatik der Betroffenen verstehen. Zum Großteil steckt ganz viel Angst dahinter und jeder geht mit Angst oder überfordernden Situationen anders um. Wenn die Betroffenen spüren, dass man ihnen nichts Böses will und vor allem keinen Druck aufbaut, bekommt man ganz viel zurück, denn die Gefühle bleiben echt, sie gehen nicht verloren. Da ist nichts Falsches oder taktisch Überlegtes in ihrem Tun oder Ausdrücken, es ist das, was sie tatsächlich empfinden. Dieses Wahre und Echte hat etwas sehr kostbares in der heutigen Zeit“, erklärte sie.
Belastend empfinde sie aber, dass man den Angehörigen nur in Teilen helfen oder entsprechende Kontaktdaten vermitteln kann, da einfach noch in einigen Bereichen die Ressourcen und Kapazitäten fehlen. Glücklicherweise habe sich in den letzten Jahren eine Menge entwickelt.
Fast jeder kennt heutzutage jemanden, der an Demenz erkrankt ist. Das Älterwerden, der Fortschritt der Forschung und Medizin, die bessere Ernährung und alles, was zum demographischen Wandel dazugehört, trägt dazu bei, dass die Diagnose Demenz heute öfter gestellt wird als früher.
Man ist mittlerweile offener für dieses Krankheitsbild und möchte sich Informationen holen. Und diese Informationen werden im „Laden“rege abgeholt. Dank der zentralen Lage ist „Laufkundschaft“, die es ursprünglich nicht geplant hat hereinzuschauen und den Kontakt sucht, genau so häufig anzutreffen, wie terminlich ausgemachte Beratungen.
Kuypers Arbeiten beschränken sich aber nicht nur auf den Kontakt zu den Betroffenen. Die RDI hat ein breit gefächertes Netzwerk mit Hilfsangeboten für Demenzbetroffene aufgebaut, und für Kuypers gehört die Kontaktpflege zu diesen Netzwerkpartner zu einer wichtigen Aufgabe.
Von der Untersuchung auf Demenz in psychiatrischer Ambulanz über stationäre Betreuung und Pflege oder in häuslicher Umgebung bis hin zu Zusammenkünften mit Gleichgesinnten in Wohngemeinschaften und Besuche von ehrenamtlichen Betreuern zu Hause, die RDI kann viele Hilfen und Entlastungsmöglichkeiten bieten.