Rheinische Post Ratingen

Zum ersten Mal wird beim Kalkumer Martinszug ein Kaltblut aus dem Stadtteil mitreiten.

- VON NADJA REINTHAL

Einmal im Jahr herrscht große Aufregung in Kalkum: Es ist der Tag, an dem das traditione­lle St. Martinsfes­t zelebriert wird. Dann laufen so viele Leute durch die schönen Gassen, wie Kalkum Einwohner hat: etwa 2000. „Wir bewahren die traditione­llen Wurzeln des Festes. Viele Eltern sagen uns, dass sie sich freuen, dass hier noch alles gleich geblieben ist“, erzählt Friedhelm Brücker, Vorsitzend­er des St.-Martins-Komitees Kalkum.

Doch dieses Jahr verändert sich auch das Kalkumer St. Martinsfes­t: St. Martin wird auf einem neuen Pferd durch die Straßen reiten. Was zunächst recht unspektaku­lär klingt, ist etwas ganz Besonderes für den kleinen Stadtteil im Norden: Seit etwa 50 Jahren ist es das erste Kaltblut, das aus einem Reitstall aus Kalkum kommt. Das Pferd hat den Namen Campino – ein Name, den es der Fanliebe seines Besitzers Ino Richter zu Fortuna Düsseldorf verdankt.

Bei Kaltblüter­n handelt es sich um eine Pferderass­e, die sich durch ihre ruhige Art auszeichne­t. „Das Pferd muss sehr langsam gehen können. Bei Dunkelheit, Lärm oder einer großen Menschenme­nge muss es Ruhe bewahren“, erzählt Brücker. Campino besitzt diese Nervenstär­ke: Er ist bereits mehrmals auf Schützenfe­sten mitgelaufe­n. Ein besonderes Training ist weder für das Pferd noch für den St. Martin nötig.

„Ich habe täglich Kontakt zu Pferden und auch zu Campino, da braucht man kein spezielles Kennenlern­en“, erzählt Guido Hoffmann, der auch dieses Jahr wieder in die Rolle des St. Martins schlüpfen wird. Zusammen mit seinem Zwillingsb­ruder Ingo Hoffmann führt er den Reitstall, in dem Campino Zuhause ist.

Mit Ingo Hoffmann tritt eine weitere Veränderun­g beim Martinszug in Kraft: Er wird zum ersten Mal den armen Mann spielen und beerbt somit Berthold Rheinhold, der 21 Jahre lang den Bettler auf dem St. Martinsfes­t in Kalkum gespielt hat. Da Ingo Hoffman selber in Kalkum aufgewachs­en ist und als Kind die Martinszüg­e besucht hat, freut er sich besonders auf seine neue Aufgabe: „Das ist sehr spannend für mich. Aber vor allem ist es schön zu wissen, dass man dann in viele strahlende Kinderauge­n gucken kann.“

Auch für Friedhelm Brücker ist das der Antrieb, jedes Jahr aufs Neue das St. Martinsfes­t zu organisier­en. Das St.Martins-Komitee Kalkum, das aus ehrenamtli­chen Helfern besteht, besucht bereits seit Oktober etwa 800 Familien im Stadtteil, um Spenden einzusamme­ln. „Das Spendenauf­kommen ist groß, das freut uns natürlich sehr“, sagt Brücker. Von dem Geld werden dann unter anderem die Martinstüt­en für die Kinder finanziert. Aber nicht nur das: Aus dem Reinerlös werden drei gemeinnütz­ige Organisati­onen unterstütz­t. Dieses Jahr wird an das Montessori-Kinderhaus St. Lambertus, die Jugendfeue­rwehr Kalkum und an die Lebenshilf­e Düsseldorf „Projekt Krönerweg“gespendet.

Am heutigen Samstag, 10. November, um 17 Uhr, beginnt das St. Martinsfes­t in Kalkum an der Unterdorfs­traße. Viele Eltern werden wieder mit ihren Kindern unterwegs sein, ist sich Brücker ganz sicher, denn „ganz Kalkum wartet auf diesen Tag“.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Friedhelm Brücker, Ino Richter, Ingo Hoffmann, Pferd Campino (Mitte), Guido Hoffmann und Ira Richter organisier­en das Martinsfes­t.

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