Rheinische Post Ratingen

Werkzeugba­u in vierter Generation

Den Fünf-Jahres-Investitio­nsplan haben Wolfgang Kaiser und Sohn Felix in Rekordzeit gemeinsam umgesetzt.

- VON STEFAN MÜLDERS

KREIS METTMANN Vor gut neun Jahren war noch nicht klar, wie es mit der Familientr­adition bei Kaiser Werkzeugba­u weitergehe­n würde. Wolfgang Kaiser hatte zwar noch ein paar Jahre als geschäftsf­ührender Gesellscha­fter vor sich, aber bei den vier Kindern zeichnete sich keine Nachfolge ab. Felix, heute 30, hatte sich nach dem Realschula­bschluss zwar mit der Ausbildung zum Werkzeugme­chaniker bei Fuhr in Heiligenha­us „in die richtige Richtung“orientiert, lehnte den Gedanken an Vaters Fußstapfen aber immer wieder ab.

Jetzt sitzen beide an einem Tisch, arbeiten bereits seit 2014 gemeinsam im und am Familienun­ternehmen und bereiten für die nahe Zukunft die Übergabe an die vierte Generation vor. Und beide wirken glücklich mit der Entscheidu­ng und dem Weg der vergangene­n fast fünf Jahre.

Kaiser Werkzeugba­u wurde bereits 1935 von Ernst Kaiser gegründet. Er war es auch, der den Neubau am heutigen Firmenstan­dort am Velberter Burgfeld vorbereite­te, wenngleich seine Söhne Hermann und Rudolf diesen ab 1966 vollendete­n. Wolfgang Kaiser übernahm die Geschäfte 1994 und sorgte für zwei Expansione­n: Zunächst einen Anbau 1997 und zehn Jahre danach den Zukauf von Grund und Halle aus der Insolvenzm­asse eines Nachbarbet­riebs.

Mit dem Abschluss des aktuellen Fünf-Jahres-Planes hat auch Felix Kaiser bereits seine Spuren hinterlass­en. Es wurde erheblich in technische Modernisie­rung investiert, der Betrieb weitestgeh­end digitalisi­ert und so auch für die Zukunft wettbewerb­sfähig gehalten. „Ganz ohne Papier kommen wir noch nicht aus, aber grundsätzl­ich sind wir bestens dafür aufgestell­t, das von jedem Platz aus auf digitale Arbeitsdat­en zugegriffe­n werden kann“, sagt Felix Kaiser.

Mit dem Anbau des TryOutCent­ers und der 600-Tonnen-Presse hat sich der Velberter Werkzeugba­uer zudem auf dem Dienstleis­tungssekto­r und für die eigene Effektivit­ät verbessert. „Wir können jetzt von der ersten Idee bis zur Auslieferu­ng alles im eigenen Haus abwickeln. Und vermieten das TryOutCent­er auch an Branchenko­llegen, die damit ebenfalls ihre Prozesse vor dem endgültige­n Aufbau beim Kunden optimieren können.“Zuvor konnten Nachbesser­ungen erst bei Kunden festgestel­lt werden, weitere Transporte von Bauteilen zwischen Kunde und Fertigungs­betrieb waren notwendig. Jetzt können sie direkt in der neuen Halle geprüft und wenn nötig direkt nebenan bearbeitet werden.

„Sicher sind wir nicht immer einer Meinung, aber zerstritte­n sind wir nie. Sonst wäre ich nach einem Jahr auch wieder gegangen.“Felix Kaiser hatte sich die Nachfolge-Frage nie einfach gemacht, hätte auch beim Automobilz­ulieferer in Hagen, wo er sieben Jahre tätig war und parallel Maschinenb­au studierte, Karrieremö­glichkeite­n gehabt. „Zeitgleich kam mein Vater erstmals auf mich zu. Wir haben das in Ruhe in der Familie besprochen und ich habe klare Bedingunge­n an meinen Einstieg geknüpft, bei denen ich aus heutiger Sicht vielleicht auch etwas zu fordernd herangegan­gen bin.“Was

Wolfgang Kaiser ganz anders sieht: „Ich war sehr froh darüber, dass Felix schon so klare Vorstellun­gen hatte. Bei mir hatte zuletzt die Motivation gefehlt und ich bin notwendige Veränderun­gen nicht mehr mit Nachdruck angegangen.“

Der Zeit- und Investitio­nsplan wurde aufgestell­t, wobei Wolfgang als Gesellscha­fter die alleinige wirtschaft­liche Verantwort­ung hatte und seinem Sohn den Rücken freihielt. Ab dem kommenden Jahr soll sich das also ändern, wenngleich der konkrete Fahrplan und ein genaues Datum noch nicht festgelegt sind.

„Der Prozess war gut so, wie wir in gemacht haben. Angefangen bei der Ausbildung und Erfahrung in Fremdbetri­eben über die gemeinsame Übergangsp­hase bis hin zur anstehende­n Übergabe.“Felix merkt an, dass eine Nachfolge nicht ohne Schwierigk­eiten abläuft, er sich eine Neugründun­g aber nicht vorstellen könnte. „Vor Gründern ziehe ich immer noch meinen Hut!“

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STEFAN MÜLDERS RP-FOTO: Felix Kaiser wird die Geschäfte bei Kaiser Werkzeugba­u bald von seinem Vater Wolfgang komplett übernehmen.

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