Werkzeugbau in vierter Generation
Den Fünf-Jahres-Investitionsplan haben Wolfgang Kaiser und Sohn Felix in Rekordzeit gemeinsam umgesetzt.
KREIS METTMANN Vor gut neun Jahren war noch nicht klar, wie es mit der Familientradition bei Kaiser Werkzeugbau weitergehen würde. Wolfgang Kaiser hatte zwar noch ein paar Jahre als geschäftsführender Gesellschafter vor sich, aber bei den vier Kindern zeichnete sich keine Nachfolge ab. Felix, heute 30, hatte sich nach dem Realschulabschluss zwar mit der Ausbildung zum Werkzeugmechaniker bei Fuhr in Heiligenhaus „in die richtige Richtung“orientiert, lehnte den Gedanken an Vaters Fußstapfen aber immer wieder ab.
Jetzt sitzen beide an einem Tisch, arbeiten bereits seit 2014 gemeinsam im und am Familienunternehmen und bereiten für die nahe Zukunft die Übergabe an die vierte Generation vor. Und beide wirken glücklich mit der Entscheidung und dem Weg der vergangenen fast fünf Jahre.
Kaiser Werkzeugbau wurde bereits 1935 von Ernst Kaiser gegründet. Er war es auch, der den Neubau am heutigen Firmenstandort am Velberter Burgfeld vorbereitete, wenngleich seine Söhne Hermann und Rudolf diesen ab 1966 vollendeten. Wolfgang Kaiser übernahm die Geschäfte 1994 und sorgte für zwei Expansionen: Zunächst einen Anbau 1997 und zehn Jahre danach den Zukauf von Grund und Halle aus der Insolvenzmasse eines Nachbarbetriebs.
Mit dem Abschluss des aktuellen Fünf-Jahres-Planes hat auch Felix Kaiser bereits seine Spuren hinterlassen. Es wurde erheblich in technische Modernisierung investiert, der Betrieb weitestgehend digitalisiert und so auch für die Zukunft wettbewerbsfähig gehalten. „Ganz ohne Papier kommen wir noch nicht aus, aber grundsätzlich sind wir bestens dafür aufgestellt, das von jedem Platz aus auf digitale Arbeitsdaten zugegriffen werden kann“, sagt Felix Kaiser.
Mit dem Anbau des TryOutCenters und der 600-Tonnen-Presse hat sich der Velberter Werkzeugbauer zudem auf dem Dienstleistungssektor und für die eigene Effektivität verbessert. „Wir können jetzt von der ersten Idee bis zur Auslieferung alles im eigenen Haus abwickeln. Und vermieten das TryOutCenter auch an Branchenkollegen, die damit ebenfalls ihre Prozesse vor dem endgültigen Aufbau beim Kunden optimieren können.“Zuvor konnten Nachbesserungen erst bei Kunden festgestellt werden, weitere Transporte von Bauteilen zwischen Kunde und Fertigungsbetrieb waren notwendig. Jetzt können sie direkt in der neuen Halle geprüft und wenn nötig direkt nebenan bearbeitet werden.
„Sicher sind wir nicht immer einer Meinung, aber zerstritten sind wir nie. Sonst wäre ich nach einem Jahr auch wieder gegangen.“Felix Kaiser hatte sich die Nachfolge-Frage nie einfach gemacht, hätte auch beim Automobilzulieferer in Hagen, wo er sieben Jahre tätig war und parallel Maschinenbau studierte, Karrieremöglichkeiten gehabt. „Zeitgleich kam mein Vater erstmals auf mich zu. Wir haben das in Ruhe in der Familie besprochen und ich habe klare Bedingungen an meinen Einstieg geknüpft, bei denen ich aus heutiger Sicht vielleicht auch etwas zu fordernd herangegangen bin.“Was
Wolfgang Kaiser ganz anders sieht: „Ich war sehr froh darüber, dass Felix schon so klare Vorstellungen hatte. Bei mir hatte zuletzt die Motivation gefehlt und ich bin notwendige Veränderungen nicht mehr mit Nachdruck angegangen.“
Der Zeit- und Investitionsplan wurde aufgestellt, wobei Wolfgang als Gesellschafter die alleinige wirtschaftliche Verantwortung hatte und seinem Sohn den Rücken freihielt. Ab dem kommenden Jahr soll sich das also ändern, wenngleich der konkrete Fahrplan und ein genaues Datum noch nicht festgelegt sind.
„Der Prozess war gut so, wie wir in gemacht haben. Angefangen bei der Ausbildung und Erfahrung in Fremdbetrieben über die gemeinsame Übergangsphase bis hin zur anstehenden Übergabe.“Felix merkt an, dass eine Nachfolge nicht ohne Schwierigkeiten abläuft, er sich eine Neugründung aber nicht vorstellen könnte. „Vor Gründern ziehe ich immer noch meinen Hut!“