Anlieger sollen für Bahn ihre Bäume fällen
AACHEN Die Deutsche Bahn hat Briefe an rund 50 Privatleute verschickt, deren Grundstücke an der Bahnlinie Köln-Aachen liegen. Darin fordert sie das Fällen von „Gefahrenbäumen“an der Strecke. Einer von ihnen ist Benno Faymonville, der an der Maria-Theresia-Allee in Aachen wohnt. Ende Oktober bekam er ein Einschreiben von der Bahn. Bei der regelmäßigen Inspektion der Bahnstrecke von Köln nach Aachen habe man festgestellt, dass sich auf seinem Grundstück betriebsgefährdende Bäume befänden, hieß es darin.
Sie stünden „in unmittelbarer Nähe“zur Bahnstrecke und stellten eine „Gefahr für die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs“dar. Als Eigentümer sei er aufgrund der Verkehrssicherungspflicht gehalten, dafür Sorge zu tragen, dass von seinem Grundstück keine Gefahren ausgingen. Bis zum 7. November bat man ihn um Rückmeldung, die angezeigten Bäume müsse er bis zum 31. Dezember entfernen. Faymonville vermutet, dass zwei Eichen an einem der Bahnböschung zugewandten Hang auf seinem Grundstück gemeint sind. Das Alter der rund 25 Meter hohen Bäume schätzt er auf 80 bis 90 Jahre. Sie dürften unter die Baumschutzsatzung fallen. Nie zuvor habe die Bahn diese Bäume bemängelt, sagt er. Sind die beiden Eichen just im vergangenen Jahr – nach eigenem Bekunden inspiziert die Bahn jährlich die Gewächse an den Bahnstrecken – die entscheidenden Zentimeter gewachsen, um zu „Gefahrenbäumen“ zu werden? Oder hat man die Maßstäbe verschärft?
Für Letzteres könnte sprechen, dass die Deutsche Bahn just in diesem Jahr einen 125 Millionen Euro schweren „Aktionsplan Vegetation“aufgelegt hat, der vorsieht, dass entlang der Bahnstrecken mehr Vegetation als bislang verschwinden soll. Einem Bahnsprecher zufolge geht es „um die klassische Verkehrssicherungspflicht“. Im Stadtgebiet werde aktuell ein 6,8 Kilometer langer Streckenabschnitt untersucht, rund 50 Anlieger seien angeschrieben worden. Wie viele Bäume die Bahn fällen lassen will, wird auf Anfrage nicht beantwortet. Zudem sei nur in den „seltensten Fällen“ein Fällen der Bäume erforderlich, bei 5060 Ortsterminen mit Anliegern habe man aber viel Verständnis erfahren.
Benno Faymonville hatte bisher keinen Termin mit der Bahn. Er hat dem Unternehmen fristgerecht mitgeteilt, dass er nicht daran denke, seine Eichen, die „kerzengerade und kerngesund“seien, zu fällen. Gehört hat er von der Bahn seitdem nichts mehr.