Macron will Fessenheim im Sommer 2020 schließen
PARIS „Fessenheim wird im Sommer 2020 endgültig abgeschaltet.“Die Ankündigung, die der französische Präsident Emmanuel Macron am Dienstag machte, hört sich konkret an. Doch das Aus des ältesten französischen Atomkraftwerkes an der Grenze zu Deutschland wurde schon mehrfach verschoben. Macrons Vorgänger François Hollande hatte schon 2012 angekündigt, den 1977 in Betrieb genommenen Meiler spätestens zum Jahresende 2016 vom Netz zu nehmen. Jetzt hat Macron die zuletzt für 2022 angekündigte Schließung um zwei Jahre vorgezogen.
Aber: „Ob tatsächlich beide Reaktoren des ältesten französischen Atomkraftwerks Fessenheim 2020 geschlossen werden sollen, bleibt abzuwarten“, erklärte die Grünen-Atomexpertin Sylvia Kotting-Uhl. 22 kleinere Störfälle zählte Greenpeace im vergangenen Jahr in Fessenheim, das am Oberrheingraben in einem erdbebengefährdeten Gebiet liegt. Sowohl die Bundesregierung als auch das Land Baden-Württemberg hatten deshalb mehrfach die Abschaltung gefordert. Für die Zeit danach planen Deutschland und Frankreich in Fessenheim, wo derzeit 2000 Menschen beschäftigt sind, einen gemeinsamen Industriepark.
Neben dem Atomkraftwerk im Elsass sollen zwischen 2025 und 2035 zwölf weitere Reaktoren abgeschaltet werden. Damit bleibt das zweite grenznahe Atomkraftwerk Cattenom, das ähnlich pannenanfällig ist wie Fessenheim, erst mal am Netz. Und Macron setzt weiter auf die Atomkraft in Frankreich, das mit 58 weltweit die zweitmeisten Reaktoren nach den USA hat. Auch vom EPR, dem pannenanfälligen Druckwasserreaktor in Flamanville am Ärmelkanal, dessen Kosten in den vergangenen Jahren explodierten, will Macron sich nicht abwenden. „Der EPR muss Teil der technologischen Vielfalt für die Zukunft sein“, forderte er.
Im Wahlkampf hatte Macron versprochen, am Energiewendegesetz festzuhalten, das den Anteil der Atomkraft bis 2025 von 75 auf 50 Prozent zurückfahren soll. Allerdings räumte der inzwischen zurückgetretene Umweltminister Nicolas Hulot ein, dass dieses Ziel nicht zu halten sei, da dafür im Schnellverfahren zahlreiche Reaktoren geschlossen werden müssten. Macron spricht nun von einem 50-Prozent-Anteil bis 2035, wobei die von ihm geplanten Abschaltungen nicht reichen werden, um das Ziel zu erreichen.
„Die Regierung unterstützt die Atomenergie weiter blind und missachtet die Ziele, die bei den erneuerbaren Energien gesetzt wurden“, kritisierte der Direktor von Greenpeace Frankreich, Jean-François Julliard.