Flugpanne zeigt Mängel bei Regierungsjets auf
Die Kanzlerin muss per Linienmaschine nach Argentinien reisen. Verdachtsmomente auf kriminellen Hintergrund bestätigen sich nicht.
BERLIN Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) haben durch eine bedrohliche Panne ihres Regierungsfliegers den halben G20-Gipfel in Buenos Aires verpasst. Während das Treffen der 19 Staats- und Regierungschefs wichtiger Industrieund Schwellenländer sowie der EU am Freitag ohne Merkel als zentrale Vermittlerin begann, warf die abrupte Landung ihres Airbus 340 in Köln Fragen nach Sicherheitslücken und Schwächen der Flugbereitschaft auf.
Das Verteidigungsministerium erklärte, ein defektes kleines Bauteil, das zwei Kommunikationsanlagen miteinander verbindet und zusätzlich für das System zum Ablassen von Kerosin im Notfall zuständig ist, sei Auslöser der Technikprobleme gewesen. An Bord waren neben Merkel und Scholz und der Crew auch Sprecher und Spitzenbeamte der Bundesregierung sowie einige Journalisten.
Der Airbus 340 war am Donnerstagabend aus Berlin losgeflogen. Kurz bevor die Maschine ihre Route über den Atlantik nahm, ereigneten sich die technischen Ausfälle. Der Pilot beschloss umzukehren und entschied sich für eine Notlandung auf dem Flughafen Köln/ Bonn.
Wegen des bisher nie dagewesenen Kommunikationsausfalls der Maschine war zunächst in Luftwaffe-, Sicherheits- und Regierungskreisen nach Informationen unserer Redaktion ein krimineller Hintergrund nicht ausgeschlossen worden. Der Pilot habe wegen des Zusammenbruchs mehrerer elektronischer Systeme einkalkulieren müssen, dass es eine Kettenreaktion geben könnte. Zu diesem Zeitpunkt am Donnerstagabend sei überhaupt nicht klar gewesen, um welches Problem es sich handele, verlautete aus Militärkreisen. Normalerweise würde beim Funkausfall einer solchen Maschine die bewaffnete Alarmrotte aufsteigen. Da der Pilot aber über Satellitentelefon den Notstand anzeigen konnte, sei die Kommunikation vom Boden aus möglich gewesen.
Der Flugkapitän habe mit der Notlandung in Köln mit einem vollbetankten Airbus eine Meisterleistung vollbracht, hieß es. Zugleich werde bedauert, dass Merkel und Scholz dem Gespött der internationalen Kollegen ausgesetzt seien, weil sie schließlich einen Linienflug von Madrid aus buchen mussten, um wenigstens an der Abendveranstaltung in Argentinien teilnehmen zu können. Merkel hatte sich eigentlich zuvor mit US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping treffen und über den Handelsstreit, den Klimawandel und die Ukraine-Krise sprechen wollen. Ihr Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin am Samstag soll wie geplant stattfinden.
Hinweise auf Sabotage gibt es nicht. Mutmaßungen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem am Donnerstag bekannt gewordenen Cyber-Angriff auf die Bundeswehr und der Panne am Regierungsairbus geben könnte, wies der Verfassungsschutz zurück. Als Drahtzieher des Hackerangriffs auf die Bundeswehr gilt die Gruppe „Snake“, die dem russischen Geheimdienst zugerechnet wird. „Snake“als Verursacher des jüngsten Cyberangriffs, der auch Botschaften und Bundestagsbüros traf, bestätigte eine Sprecherin des Verfassungsschutzes nicht. Sie verwies nur darauf, dass Sabotage-Akte ohnehin nicht zu „Snake“passten. Diesen Hackern komme es auf Informationsgewinnung an.