Hightech-Werkstatt und Bastelbude
Die Hochschule Niederrhein bietet mit ihrer hochmodernen Werkstatt „MakerSpace“ein Paradies für kreative Köpfe
KREFELD Ob ein Glas gravieren, ein PC-Gehäuse selbst bauen oder sogar eine eigene Drohne entwickeln – das Spektrum, was im so genannten MakerSpace der Hochschule Niederrhein realisiert werden kann, ist extrem breit. Von kleineren Geschenken über private Forschungsvorhaben bis hin zu Abschlussarbeiten im Masterstudium: In den Werkstätten und an den unterschiedlichen Arbeitsplätzen treffen sich Studierende diverser Fachbereiche und Semester, um gemeinsam zu tüfteln, zu forschen und zu bauen. Und das an Maschinen und Geräten, zu denen man normalerweise erst bei der Arbeit in der Industrie
Im MakerSpace können Studierende ihr Wissen aus dem Hörsaal direkt in die Praxis umsetzen
Zugang hat, wie Lasercutter, Säulenbohrmaschine, 3D-Drucker oder Lötarbeitsplätze und eine professionell ausgestattete Tischlerwerkbank.
„Wir arbeiten hier wirklich auf hohem Niveau, der MakerSpace ist im Jahr 2017 an den Start gegangen und es wurde eine halbe Million Euro in seine Ausstattung investiert“, sagt Bruno Bak, Leiter des MakerSpace an der Hochschule Niederrhein. Er und sein Team begleiten die Studierenden mit einer Menge Expertenwissen bei ihren Projekten: Sie beraten, helfen bei Berechnungen, zeigen, wie Maschinen funktionieren – egal ob für private Forschungsinteressen oder Projekte fürs Studium. „Mit einer Gruppe Studierender haben wir beispielsweise über Wochen eine Drohne selbst gebaut: Und zwar von der Idee über die Simulation am Computer bis hin zur Fertigung. Die Teile für die Drohne haben wir im 3D-Drucker gefertigt.“Insgesamt zehn dieser besonderen Drucker gibt es im MakerSpace – 1000 Drucke wurden in diesem Jahr damit gemacht.
Für die Hochschule ist der MakerSpace ein Ort, in dem die Studierenden ihr Wissen aus den Vorlesungen mit professioneller Unterstützung erproben und direkt in die Praxis umsetzen können. Genauso gut können aber Weihnachtsgeschenke für die Familie beispielsweise getischlert werden. Vor allem die Studenten der Fachbereiche Elektrotechnik und Informatik sowie Maschinenbau und Verfahrenstechnik, aber auch die Fachbereiche Wirtschaftsingenieurwesen und Design nutzen die moderne Ausstattung der Hightech-Werkstatt. „Und wenn unsere Absolventen dann in die Praxis im Betrieb kommen, kennen sie viele Arbeitsschritte und Materialien schon“, sagt Bruno Bak.
Wie nützlich der MakerSpace nicht nur für Studierende der technischen Fächer ist, die sich damit auf den Beruf vorbereiten können, zeigt sich am Beispiel von Jannik Franzen, Produktdesign-Student. Er hat mit dem Team des MakerSpace seine Abschlussarbeit verwirklicht: „Ich habe einen Plattenspieler entworfen, der Möbel und HiFi-Technik vereint und dabei funktional wie auch ästhetisch ansprechend sein soll. Diesen kann man sich als moderne Musiktruhe vorstellen, die Endstufe, Röhrenvorstufe sowie ein Lautsprechersystem integriert und sich noch dazu mit einem Smartphone oder Tablett steuern lässt.
Ohne die Unterstützung im MakerSpace wäre es jedoch bei den Planungen und Entwürfen geblieben“, so Jannik Franzen über sein Projekt. Denn im MakerSpace erhielt er Unterstützung rund um die Elektronik, so dass der High-End-Plattenspieler wirklich funktioniert – und nicht lediglich als Modell abgegeben werden konnte. „Der MakerSpace ist hervorragend geeignet um zu netzwerken, mit Technik zu experimentieren, Dinge auszuprobieren und überhaupt möglich zu machen. Einfach ein toller Ort für Menschen mit kreativen Ideen“, sagt Franzen.
Doch nicht nur die Studierenden der Hochschule profitieren vom MakerSpace der Hochschule Niederrhein – auch technisch-interessierte Schüler sind dort willkommen. „Wir verwenden 75 Prozent unserer Ressourcen für die eigenen Studierenden und 25 Prozent für den Nachwuchs“, sagt Bruno Bak. Das bedeutet: In teilweise hochkomplexen Workshops lernen die Schüler beispielsweise, wie man einen 3D-Drucker mit allen Komponenten selbst baut – jedes einzelne Teil, bis er am Ende tatsächlich funktioniert. „Das machen immer vier Schüler gemeinsam, so dass sie tatsächlich eine ganze Menge Wissen mitnehmen können“, sagt Bak. Und die Workshops sind ein voller Erfolg: 800 Schüler haben in diesem Jahr im MakerSpace getüftelt – und rund 10.000 Studierende.
Auch Schüler dürfen in Workshops gemeinsam tüfteln
Wer als Schüler in den MakerSpace möchte, kann dies über einen Workshop seiner Schule oder über ein Schülerpraktikum direkt beim MakerSpace. Und das Team dort denkt sich immer neue besondere Projekte aus: Beispielsweise ein Hovercraft, also ein Luftkissenboot, das aus Schaumstoff und mit dem umgebauten Antrieb einer Drohne gebaut werden soll. „Wir können auch Bluetooth-Lautsprecher in diversen Preisklassen fertigen“, sagt Bruno Bak, und fasst zusammen: „Wir sind Hightech-Werkstatt – aber eben auch Bastelbude, Freund und Helfer, Spielwiese und Ideengeber.“