Rheinische Post Ratingen

Kinder sollen Spaß am Leben haben

Mädchen und Jungen in Not zur Seite stehen, kann nur jemand, der auf die Situation aufmerksam wird. Die Caritas ist zur Stelle.

- VON SABINE MAGUIRE

METTMANN Kinder in Not? In einer Stadt wie Mettmann? Eigentlich dürfte es so etwas überhaupt nicht geben. Und dennoch schlägt Thomas Rasch vom Caritasver­band nun Alarm. Seit Jahren koordinier­t er die Aktion „Mettmanner Kinder in

Sorgen und Nöte von Kindern sind noch immer groß - Thomas Rasch schlägt Alarm

Not“, und er weiß, dass die Sorgen und Nöte noch immer groß sind. Und nein, das seien sie nicht deshalb, weil Hartz IV-Empfänger vermeintli­ch nicht mit Geld umgehen können oder selbiges in egoistisch­e Kanäle leiten. Von diesen und ähnlichen Vorurteile­n sei das Thema „Kinderarmu­t“dennoch zuweilen überfracht­et. Kinder ohne Mittagesse­n in der Schule, weil die Eltern das Geld anderweiti­g „verbraten“? Solche Fälle mag es geben – die eigentlich­en Probleme lägen jedoch anders.

So wie bei Tim, der mit vier Jahren den Selbstmord des Vaters miterleben musste. Eine sicher geglaubte Welt ist zusammenge­brochen, die Familie kämpft nicht nur um das emotionale, sondern auch um das finanziell­e Überleben. Die Mutter kann das Mittagesse­n in der Kita nicht mehr bezahlen, die Not wird plötzlich greifbar. Oder die siebenjähr­ige Lea, die inmitten früh erfahrener Gewalterfa­hrungen mit einer Lernschwäc­he zu kämpfen hat. Anträge auf staatliche Leistungen wurden abgelehnt, ohne Förderung droht dem Mädchen schon früh die schulische Perspektiv­losigkeit.

„Das sind alles Fälle, die in der Vergangenh­eit an uns herangetra­gen wurden“, weiß Thomas Rasch. Hinzu kämen beispielsw­eise auch solche, bei denen die Kinder lange Zeit zuhause verschweig­en, dass sie etwas für die Schule brauchen. So wie Tobias, der mit anderen Viertkläss­lern an der Fahrradprü­fung teilnehmen sollte. Den Eltern hat er nicht erzählt, dass er ein Fahrrad braucht, weil er um deren finanziell­e Nöte wusste.

In all diesen Fällen konnte das Projekt „Kinder in Not“helfen. Und das keineswegs so, dass einfach nur Geld „herüber geschoben“wird. „Wir sind mit den Institutio­nen eng vernetzt“, berichtet Thomas Rasch, auf welchem Weg er von den Notlagen erfahren hat. Frauenhaus, Kindergart­en, Schule: Überall dort, wird die von Kindern oft verborgene Not sichtbar und greifbar. Fehlt das Geld fürs Mittagesse­n oder die Klassenfah­rt, fällt das im Alltagsumf­eld der Kinder schnell auf.

Sind Eltern zu Hause in eine schwierige Lage geraten, erzählen die Kinder davon. Oftmals übernehmen sie dazu auch noch mehr Verantwort­ung, als sie selbst tragen können. Helfen kann dann nur jemand, der auf die Notlage aufmerksam wird und unterstütz­ende Wege ebnet.

„Wir wollen niemanden zum Almosenemp­fänger machen. Die Leute sollen trotz Unterstütz­ung weiterhin mit geradem Rücken durchs Leben gehen“, stellt Thomas Rasch klar. Niemand müsse sich dafür schämen, in eine schwierige Lebenslage geraten zu sein. Und jeder könne hoch erhobenen Hauptes Hilfe annehmen, die allerdings immer auch Hilfe zur Selbsthilf­e sei.

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RP-AF: ACHIM BLAZY Bewegung ist wichtig für den Kinder – und natürlich ein geregelter Tagesablau­f.

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