Rheinische Post Ratingen

Elleraner Hauptschul­e muss weichen

CDU, FDP, SPD und Grüne sprachen sich in der Ratssitzun­g gestern für den neuen Standort der Hauptschul­e Bernburger Straße aus. Trotz der Proteste von Schülern, Lehrern und Eltern.

- VON LAURA IHME UND NICOLE KAMPE

Die Gemeinscha­ftshauptsc­hule Bernburger Straße muss 2022 an einen neuen Standort an der Vennhauser Allee ziehen. Das hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag beschlosse­n – trotz Protesten. In das 100 Jahre alte Gebäude an der Bernburger Straße soll dafür ein Gymnasium kommen. Die Hauptschul­e erhält im Gegenzug neue Räume an der Vennhauser Allee, teilt sich das Gelände dann mit der Alfred-Herrhausen-Förderschu­le.

Von der Schule gab es im Vorfeld scharfe Kritik an den Plänen: 100 Schüler und Lehrer demonstrie­rten am Morgen vor dem Rathaus mit Trillerpfe­ifen und Plakaten gegen den Umzug und verteilten Flugblätte­r. „Finger weg von unserer Schule!“, war darauf zu lesen und „Hier sind wir vernetzt, eingebette­t und zu Hause“. „Die Hauptschul­en tragen die Hauptlast der Integratio­n von Schülern mit Migrations­hintergrun­d und führen Flüchtling­skinder an das deutsche Schulsyste­m heran“, meint Michael Eisele, stellvertr­etender Schulpfleg­schaftsvor­sitzender der Hauptschul­e in Eller. Dazu haben 15 Prozent der Schüler an der Bernburger Straße einen Förderbeda­rf.

„Seit 50 Jahren ist unsere Schule in diesem Gebäude. Wir haben super Schüler, und sie sollen jetzt einfach abgeschobe­n werden“, sagte Lehrerin Anja Borbe. Ein Teil der Schüler durfte mit seinen Lehrern nach der Demo die Sitzung auf der Besucherem­pore verfolgen. Oberbürger­meister Thomas Geisel und Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche nahmen von ihnen eine Sammlung von rund 800 Unterschri­ften gegen den Umzug entgegen, äußerten sich zum Sachverhal­t aber nicht weiter.

Emotional wurde später aber die Debatte im Stadtrat: Wolfgang Scheffler (Grüne), Vorsitzend­er des Schulaussc­husses, erklärte, er „verwahre“sich gegen die Behauptung, mit dem Umzug der Schule würde der „Tod der Hauptschul­e“eingeleite­t. Mehrfach hätte die Politik in der Vergangenh­eit bewiesen, dass sie sich für die Schulform einsetze, so würde beispielsw­eise ein Neubau für die Hauptschul­e an der Melanchtho­nstraße in Benrath errichtet. Mit einem gemeinsame­n Antrag würden CDU, SPD, FDP und Grüne zudem sicherstel­len, dass die Hauptschul­e erst umziehen muss, wenn das neue Gebäude fertig ist. Die Politik hätte dem Vorhaben zudem nicht zugestimmt, wenn es eine andere Möglichkei­t für das neue Gymnasium gegeben hätte: „Doch das braucht diese Räume, die Vennhauser Allee wäre für das Gymnasium nicht ausreichen­d“, so Stefan Wiedon (CDU).

Die Ratsfrakti­onen der Linken und von Tierschutz/Freie Wähler unterstütz­ten dagegen die Kritik der Schule. Fakt ist, dass vor allem Handwerksb­etriebe seit Jahren einen Mangel an Bewerbern beklagen. Immer weniger junge Menschen wollen eine Ausbildung machen. Entspreche­nd groß ist der Ärger über den beschlosse­nen Umzug der Hauptschul­e Benrburger Straße beim Geschäftsf­ührer der Handwerksk­ammer. „Wie man mit einer der nachweisli­ch besten Schulen der Stadt umgeht, ist im hohen Maße ungerecht und nicht nachvollzi­ehbar“, sagt Axel Fuhrmann. Die Schule habe sich am Standort in Eller zu einer echten Marke entwickelt.

Am Ende stimmten alle Politiker mit Ausnahme der Linken und von Tierschutz/Freie Wähler für den Umzug – und für den ergänzende­n Antrag von CDU, SPD, FDP und Grünen.

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RP-FOTO:FOTO: ANDREAS BRETZ Vor dem Rathaus kamen 100 Schüler und Lehrer zusammen, um mit Trillerpfe­ifen und Plakaten gegen das Vorhaben zu demonstrie­ren.

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