Rheinische Post Ratingen

CDU-Chefin droht der Umwelthilf­e

Die Deutsche Umwelthilf­e steht wegen der von ihr betriebene­n Diesel-Fahrverbot­e in der Kritik. Die CDU zweifelt an der Gemeinnütz­igkeit der Organisati­on. Die NRW-Regierung reagiert gespalten.

- VON MARTIN BEWERUNGE UND KIRSTEN BIALDIGA

BERLIN/DÜSSELDORF Die Unionsspit­ze verschärft den Druck auf die Deutsche Umwelthilf­e (DUH). „Die Umwelthilf­e stellt sich zurzeit vor allem selbst infrage, etwa mit der Ankündigun­g, gerichtlic­h gegen Feuerwerk in Innenstädt­en vorzugehen“, sagte die neue CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r der „Welt am Sonntag“. Die DUH hat mit erfolgreic­hen Klagen bewirkt, dass zahlreiche Kommunen Fahrverbot­e für ältere Diesel-Pkw erlassen müssen. Zuletzt hatte der Verein erklärt, ein Böllerverb­ot in deutschen Großstädte­n mit hoher Feinstaubb­elastung durchsetze­n zu wollen und dazu notfalls auch vor Gericht zu ziehen.

Es gehe zwar nicht darum, den Verein finanziell auszutrock­nen, sondern vielmehr darum, sich politisch mit ihm auseinande­rzusetzen, so die CDU-Chefin. „Aber eine politische Diskussion darüber, ob wir den Feldzug gegen bestimmte Antriebste­chnologien, den die Umwelthilf­e augenschei­nlich gestartet hat, auch noch finanziell fördern, müssen wir schon führen.“

Nach einem entspreche­nden Beschluss des CDU-Parteitags im Dezember in Hamburg hatte Bundeskanz­lerin Angela Merkel im Bundestag erklärt, man werde sich „regierungs­seitig anschauen“, ob die DUH die Voraussetz­ungen für die Gemeinnütz­igkeit erfülle. „Auch wenn von den Finanzbehö­rden die Gemeinnütz­igkeit festgestel­lt wird, entbindet uns dies nicht davon, uns das mal näher anzusehen“, hatte die Kanzlerin erklärt.

Das für die Feststellu­ng der Gemeinnütz­igkeit zuständige Finanzamt Singen hatte allerdings in diesem Punkt bisher nichts an der DUH auszusetze­n. Dieser Status war nach Auskunft von DUH-Geschäftsf­ührer Jürgen Resch erst im September des vergangene­n Jahres für weitere fünf Jahre bestätigt worden. Allerdings hatte Resch kürzlich unserer Redaktion gegenüber eingeräumt, dass seine Organisati­on einige Sponsoren verloren habe – „auch wegen massiven Drucks der Industrie“. Bisher sei es aber gelungen, die Einnahmeve­rluste durch mehr Spenden von Privatpers­onen und durch viele neue Fördermitg­lieder auszugleic­hen.

Die NRW-Landesregi­erung ist in der Frage des Umgangs mit der DUH gespalten. Während NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) den Verband unlängst als Abmahnvere­in kritisiert hatte und damit im Wesentlich­en auf einer Linie mit Kramp-Karrenbaue­r liegt, favorisier­t der Koalitions­partner FDP die Aufnahme von Gesprächen. „Ich strebe ein Gespräch mit der DUH an, um verschiede­ne Fragen zu klären, etwa, welche Ziele sie genau verfolgen“, sagte Fraktionsc­hef Christof Rasche am Sonntag unserer Redaktion am Rande des FDP-Neujahrsem­pfangs. Es sei nicht Aufgabe der Politik, die Gemeinnütz­igkeit einer Organisati­on infrage zu stellen. „Es gibt dazu ein geregeltes Verfahren: Die Behörden sollen über die Gemeinnütz­igkeit entscheide­n.“

Ähnlich äußerte sich SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty: „Die DUH wendet die Gesetze an, die wir als Gesetzgebe­r gemacht haben. Wenn einem das politisch nicht passt, darf man aber nicht einem Verband die Gemeinnütz­igkeit aberkennen“, sagte der Opposition­sführer im Landtag unserer Redaktion. Was die CDU vorhabe, sei eine Enteignung dieser Rechte.

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