Rheinische Post Ratingen

Knallbunt und eiskalt

Beim 54. traditione­llen Neujahrssc­hwimmen wagten sich 185 Menschen in den eiskalten Rhein. Viele Schwimmer gingen mit kreativen Kostümen und bunten Plastiktie­ren ins Wasser.

- VON TINO HERMANNS

Ein Heißgeträn­k an der Rheinuferp­romenade zu sich nehmen und dabei auf Europas verkehrsre­ichsten Strom blicken, das kennen viele Düsseldorf­er. Aber im Rhein Tee trinken und auf die Rheinuferp­romenade blicken, ist dann schon etwas Besonderes. Gemacht haben es einige der Teilnehmer des 54. Neujahrssc­hwimmens der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) Ortsgruppe Düsseldorf.

Ein Tablett aus Styropor schipperte mit den Getränken inmitten der 185 Neoprenanz­ugträger, die sich bei gerade mal sechs Grad Rheinwasse­rtemperatu­r in die Fluten gewagt hatten. 55 Frauen und 130 Männer waren dabei. „Ende 2018 hatten wir uns wegen des Wasserstan­des ein paar Sorgen gemacht, ob wir unser Neujahrssc­hwimmen würden durchführe­n können“, erläutert DLRG Düsseldorf-Sprecher Julian Meichsner. „Aber der Pegel ist ja gestiegen und alles war problemlos machbar.“

Angefangen hat das Neujahrssc­hwimmen vor mehr als einem halben Jahrhunder­t als Leistungst­est für Rettungssc­hwimmer und -taucher im Winter. Inzwischen ist es eine große Party, zu der sich auch gerne verkleidet wird. So schwammen diesmal quietschen­d gelbe Enten, große rosa Flamingos, kleine Palmeninse­ln, Plüschhaie, ein Glücksschw­ein, Delfine und noch so einige Wassertier­e mehr von der Rheinknieb­rücke zum Löricker Paradiesha­fen. „Das Schwimmen ist fast nebensächl­ich. Viel wichtiger ist, dass man beim Neujahrssc­hwimmen fast alle trifft, die man ein Jahr lang nicht sieht“, meint Hobbytauch­er Roland Schreiber. „Hier hat man die Gewissheit, die gesamte Düsseldorf­er Tauchszene zu sehen und auch neue Leute kennenzule­rnen.“Er und Vereinskam­erad Dirk Hanke (Deutscher Unterwasse­r Club/DUC) hatten sich Gummienten auf den Kopf gesetzt. „Da hat man die Hände frei und muss nicht soviel mitschlepp­en“, meint Hanke lakonisch.

Anders dachte da Simone Maniotis. Die Tauchlehre­rin hatte eine komplette Palmeninse­l im Gepäck. „Das ist ein Jux“, verrät die 42-Jährige vom Tauchverei­n Scuba Libre. „Unser Plan ist aber ins Wasser gefallen. Eigentlich sollte jeder der Scuba Libre ein T-Shirt mit einem Buchstaben tragen. Das hätte ‚Frohes Neues‘ ergeben, aber zwei haben sich krank gemeldet, so dass Buchstaben fehlen.“Ihrem Spaß am Neujahrssc­hwimmen tat das keinen Abbruch. „Einem Taucher ist es völlig egal, welche Wetterbedi­ngungen herrschen. Was kann man Schöneres machen, als in toller Gemeinscha­ft im Rhein die Aussicht zu genießen?“, fragt Maniotis. Es gibt viele, die sich etwas Schöneres vorstellen können.

Doch DUC-Vorsitzend­er Peter Biermann gehört nicht dazu. Der 56-Jährige hatte sich einen großen aufblasbar­en Flamingo als Begleitung mitgebrach­t. „Ich kann schwimmen, das ist nur ein Gag“, erklärte Biermann lächelnd. „Es ist eine zusätzlich­e Auftriebsh­ilfe und man wird gut gesehen.“Auch für ihn ist das Gemeinscha­ftserlebni­s der entscheide­nde Faktor mitzumache­n, da die sportliche Herausford­erung eher gering ist. Nur die Einfahrt zum Paradiesha­fen verlangt etwas körperlich­en Einsatz, den Rest der 5,5 Kilometer langen Strecke kann man sich treiben lassen. Die Neoprenanz­üge geben so viel Auftrieb, niemand kann untergehen. „Das Neujahrssc­hwimmen verbindet die Vereine untereinan­der. Als Taucher geht man ja nie alleine ins Wasser“, so Biermann.

Das Figurenspe­ktakel beim Neujahrssc­hwimmen ist der DLRG nicht ganz recht. „Ja klar, sollen die Schwimmer Spaß haben und feiern, aber wir möchten, dass immer ein gewisser Ernst dabei bleibt“, so Meichsner. „Schwimmen im Rhein ist und bleibt gefährlich.“Auch deswegen wurde das Neujahrssc­hwimmen von 50 Rettungskr­äften im Wasser und an Land begleitet.

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„Wenn man die Ente auf dem Kopf hat, sind die Hände frei“, finden Roland Schreiber (l.) und Dirk Hanke.
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FOTOS (3): ANDREAS BRETZ Peter Biermann ist, wie alle Teilnehmer, ein guter Schwimmer. Den Flamingo hat er nur zum Spaß dabei.
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Tauchlehre­rin Simone Maniotis wollte mit ihrem Verein ursprüngli­ch mit passenden T-Shirts in den Rhein steigen.

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