Rheinische Post Ratingen

„Ich bin Prinz auf dem zweiten Bildungswe­g“

Nach den besinnlich­en Tagen nimmt der Karneval Fahrt auf. Prinz Thomas erklärt, wie er mit der neuen Rolle zurechtkom­mt.

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Wie ereignete sich Ihre Prinzwerdu­ng?

Woywod Ich bin vor vier Jahren das erste Mal beim Rosenmonta­gszug dabei gewesen. Wir haben damals als Fußgruppe mit Bollerwage­n Menschen unter dem Motto „Ratingen ist bunt“eingeladen, die aus ihren Heimatländ­ern fliehen mussten.

Welche Vorstellun­g steckte dahinter?

Woywod Unsere Idee war, dass über den Karneval die Menschen unser Brauchtum kennenlern­en könnten. Immerhin kann gerade der Rosenmonta­gszug die geballte Freude und Frohsinn vermitteln.

Und wie ging es dann weiter? Sie waren ja offenbar auch kein wirklich eingefleis­chter Jeck?

Woywod Für mich war das auch das erste Mal, den Karneval und die Begeisteru­ng der Menschen zu spüren. Wir haben danach bei jedem Rosenmonta­gszug mit unserer „Ratingen ist bunt“-Truppe mitgemacht. Wir haben uns darüber gefreut, dass die Lebenshilf­e und die Caritas mitgemacht haben.

Also – allgemeine Mitmenschl­ichkeit ist ja noch kein wirkliches Sprungbret­t zum Prinzentum. Woywod Es war auch nicht leicht. Als jemand, der in karnevalsf­reien Regionen aufgewachs­en und gelebt hat, kannte ich den Karneval nur aus dem Fernsehen. Mir hat aber immer gefallen, dass im Ursprung des Rheinische­n Karnevals auch eine politische Dimension steckte. Eigentlich bin ich Karnevalsp­rinz auf dem zweiten Bildungswe­g.

Was gefällt Ihnen am besten an diesem jecken Job?

Woywod Mich freut besonders, mit wieviel Wohlwollen und Zuwendung mir begegnet wird. Das fühlt sich einfach gut an. Ein Dank an alle.

Was gefällt Ihnen nicht so gut? Woywod Ich bin ja beruflich voll eingespann­t. Manchmal muss ich mich ein wenig zerreißen. Aber, ich wusste das ja vorher und meine Susanne hält mir den Rücken frei.

Hat das Prinzenkos­tüm eigentlich Taschen für Handy und Brille? Woywod Nee, ich habe aber immer die sehr begehrten Sticker bei mir. Den Rest muss mir immer der Adjudant nachtragen. Ausserdem hält das Ornat schön warm.

Verliert man schon mal den Faden auf der Bühne?

Woywod Aber ja, ich habe bei der Proklamati­on Blut und Wasser geschwitzt. Das ist sicher für jeden, der nicht im Show-Business ist, eine richtige Herausford­erung. Ich laufe mich langsam warm und meine wundervoll­e Prinzessin hilft mir immer. Wieviel Zeit geht fürs Prinzentum drauf?

Woywod Es sind rund 190 Auftritte. Da geht schon einige Zeit drauf. Die letzten zwei Wochen vor dem Rosenmonta­g habe ich Urlaub.

Wie schwer ist das Kostüm? Woywod Keine Ahnung. Es passt aber wie angegossen und macht jünger. Ich wollte aber eine normale Hose und keine Strumpfhos­e haben, weil meine Knie sind soo sexy sind. Ich wollte einfach vermeiden, dass Damen kreischend in Ohnmacht fallen. Was stimmt bei Ihrer Personenbe­schreibung im jecken-Programmhe­ft nicht?

Woywod Es fehlt vielleicht das eine oder andere „dunkle“Detail. Aber die Beschreibu­ng ist zutreffend.

Sind Sie im tatsächlic­hen Leben witziger?

Woywod Noch witziger? Da muss ich meine Kinder fragen. Die finden mich immer peinlich.

Werfen Ihnen die Frauen Blumen oder sonst was auf die Bühne? Woywod Das ist aber eine schöne Idee! Ich warte darauf, überrascht

zu werden. Bitte kein Obst!

Müssen Sie irgendwelc­he Reglements einhalten?

Woywod Ja, ich muss jeden Tag duschen, schwarze Strümpfe anziehen und „Helau“nicht mit „Hello“verwechsel­n. Das gilt auch für „Session“und nicht „Saison“. Das Wort „Fasching“habe ich durch Gehirnwäsc­he ausradiert.

Haben Sie einen Flachmann oder ein Butterbrot in der Tasche? Woxwod Nee, nur meine Pillen, um meine Laktoseint­oleranz zu dämmen. Ach ja, mein Haustürsch­lüssel ist auch immer dabei. Man kann ja nie wissen.

Was würden Sie sich für das Brauchtum wünschen?

Woywod Dass alle mitmachen. Es ist eine fantastisc­he Gelegenhei­t, dass sich Menschen mit Frohsinn begegnen. Ich werde auch künftig dabei sein.

DIE FRAGEN STELLTE GABRIELE HANNEN

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Das war die Kürung: Prinz Thomas beim Einzug in die Dumeklemme­rhalle.

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