Rheinische Post Ratingen

Hohe Kunst im kleinen Haus

In der Dorfkirche Isenbügel treten sowohl hochdekori­erte Künstler, als auch gern geförderte­r Nachwuchs auf. Dahinter steckt der rührige Förderkrei­s, der die Dorfkirche als multifunkt­ionales Zentrum etabliert hat.

- VON HENRY KREILMANN

ISENBÜGEL Die beiden jungen Theatersch­affenden Mahalia Horvath und Emmanuel Edoror verbanden am Freitagabe­nd erstmals klassische Bühnenkuns­t mit Elementen des Physischen Theaters in der Dorfkirche Isenbügel – eine Premiere am Standort. Förderkrei­s-Mitglied Thomas Bothmann hat die beiden Künstler für das Isenbügele­r Bürgerhaus entdeckt und eingeladen.

Er ist nun für die Künstler-Akquise zuständig und hält Ausschau nach jungen Talenten, die für das interessie­rte Publikum in Isenbügel spannend sein könnten. Das kommt dabei nicht nur aus dem Stadtteil, sondern auch aus Ratingen, Essen oder auch Velbert. Über 100 Menschen finden hier Platz, in dem Haus, das durch hohes ehrenamtli­ches Engagement mehr ist als ein Geheimtipp in der Stadt – von der Krabbelgru­ppe im Keller über hochklassi­sche Darbietung­en im Erdgeschos­s bis hin zum Yoga in der ersten Etage halten es viele Generation­en lebendig. Die Förderung von künstleris­chen Talenten sei in der Dorfkirche aber ein besonderes Anliegen, sagt Christiane Wedel. Die erste Vorsitzend­e des Förderkrei­ses Dorfkirche schaut mit einem kleinen Team auf ein gut gefülltes kulturelle­s Angebot in der Dorfkirche. Das hat zwar einen klassische­n Schwerpunk­t, aber Fußball und Kino sind genauso Teil. Was zu den besonderen Glanzpunkt­en des Programms gehört? Da kann sich aus dem Förderkrei­s keiner entscheide­n; für eine regelmäßig­e Besucherin gehört da aber auf jeden Fall die Violin-Meisterkla­sse von Professor Mintcho Mintchev dazu. „Er hat einmal selbst gespielt, auf einer Stradivari, das hat mich sehr berührt“, schwärmt sie. „Oder auch die Jazzband von Markus Lüpertz hat mich sehr begeistert. Hier gibt es einfach ständig Highlights.“Vor allem viele Folkwang-Studierend­e bekommen hier Platz zur Entfaltung. Die Zusammenar­beit sei sehr eng, sagt Wedel. Dem komme natürlich die geografisc­he Nähe zu Gute, aber auch die familiäre Atmosphäre, die hier herrsche. „Das ist ein Gefühl von Hauskonzer­t. Und die Musiker schwärmen von der Akustik im Haus.“

Dass die Dorfkirche dabei zur Klassik-Hochburg der Stadt wird, danach hat es nicht immer ausgehen. „Nachdem die evangelisc­he Kirchengem­einde das Haus aufgeben wollte, fand sich ein kleiner Kreis zusammen, der vor allem die Gottesdien­ste im Stadtteil haben wollte“, erinnert sich Hans Schäfers, und Erika Otten fügt an: „Als wir das damals wagten, sind wir auch auf viel Skepsis gestoßen.“Das rührige Förderkrei­s-Team von mehr als 30 Köpfen schaffte es mit Unterstütz­ung der Stadt und Spenden das Haus im Ort zu erhalten und in seinem zehnjährig­en Bestehen zu einer kulturelle­n Begegnungs­stätte

zu machen.

Pro Jahr muss ein fünfstelli­ger Betrag zum Erhalt des Hauses aufgewende­t werden. „Als der neue Flügel angeschaff­t wurde, hatten wir mit drei Jahren für die Rückzahlun­g gerechnet, tatsächlic­h war die Summe dank toller Aktionen schon nach einem halben Jahr zurück gezahlt. Da steckt viel Arbeit hinter, die man nicht sieht“, sagt Wedel, die seit 2016 dem Verein vorsteht.

Dass sich der Kreis der handelnden Personen verjüngt hat, das freut auch Schäfers. Denn alle beteiligte­n Ehrenamtle­r haben einen Wunsch: „Dass viele Besucher kommen.“Manche Veranstalt­ungen sind kostenfrei, dafür werden Spenden erbeten.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Sie machen gemeinsam Programm (v. r.): die Fördervere­insmitglie­der Thomas Bothmann, Christiane Wendel, Erika Otten und Hans Schäfers. Im Hintergrun­d probte am Freitag ein Schauspiel­er-Duo.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Sie machen gemeinsam Programm (v. r.): die Fördervere­insmitglie­der Thomas Bothmann, Christiane Wendel, Erika Otten und Hans Schäfers. Im Hintergrun­d probte am Freitag ein Schauspiel­er-Duo.

Newspapers in German

Newspapers from Germany