Hohe Kunst im kleinen Haus
In der Dorfkirche Isenbügel treten sowohl hochdekorierte Künstler, als auch gern geförderter Nachwuchs auf. Dahinter steckt der rührige Förderkreis, der die Dorfkirche als multifunktionales Zentrum etabliert hat.
ISENBÜGEL Die beiden jungen Theaterschaffenden Mahalia Horvath und Emmanuel Edoror verbanden am Freitagabend erstmals klassische Bühnenkunst mit Elementen des Physischen Theaters in der Dorfkirche Isenbügel – eine Premiere am Standort. Förderkreis-Mitglied Thomas Bothmann hat die beiden Künstler für das Isenbügeler Bürgerhaus entdeckt und eingeladen.
Er ist nun für die Künstler-Akquise zuständig und hält Ausschau nach jungen Talenten, die für das interessierte Publikum in Isenbügel spannend sein könnten. Das kommt dabei nicht nur aus dem Stadtteil, sondern auch aus Ratingen, Essen oder auch Velbert. Über 100 Menschen finden hier Platz, in dem Haus, das durch hohes ehrenamtliches Engagement mehr ist als ein Geheimtipp in der Stadt – von der Krabbelgruppe im Keller über hochklassische Darbietungen im Erdgeschoss bis hin zum Yoga in der ersten Etage halten es viele Generationen lebendig. Die Förderung von künstlerischen Talenten sei in der Dorfkirche aber ein besonderes Anliegen, sagt Christiane Wedel. Die erste Vorsitzende des Förderkreises Dorfkirche schaut mit einem kleinen Team auf ein gut gefülltes kulturelles Angebot in der Dorfkirche. Das hat zwar einen klassischen Schwerpunkt, aber Fußball und Kino sind genauso Teil. Was zu den besonderen Glanzpunkten des Programms gehört? Da kann sich aus dem Förderkreis keiner entscheiden; für eine regelmäßige Besucherin gehört da aber auf jeden Fall die Violin-Meisterklasse von Professor Mintcho Mintchev dazu. „Er hat einmal selbst gespielt, auf einer Stradivari, das hat mich sehr berührt“, schwärmt sie. „Oder auch die Jazzband von Markus Lüpertz hat mich sehr begeistert. Hier gibt es einfach ständig Highlights.“Vor allem viele Folkwang-Studierende bekommen hier Platz zur Entfaltung. Die Zusammenarbeit sei sehr eng, sagt Wedel. Dem komme natürlich die geografische Nähe zu Gute, aber auch die familiäre Atmosphäre, die hier herrsche. „Das ist ein Gefühl von Hauskonzert. Und die Musiker schwärmen von der Akustik im Haus.“
Dass die Dorfkirche dabei zur Klassik-Hochburg der Stadt wird, danach hat es nicht immer ausgehen. „Nachdem die evangelische Kirchengemeinde das Haus aufgeben wollte, fand sich ein kleiner Kreis zusammen, der vor allem die Gottesdienste im Stadtteil haben wollte“, erinnert sich Hans Schäfers, und Erika Otten fügt an: „Als wir das damals wagten, sind wir auch auf viel Skepsis gestoßen.“Das rührige Förderkreis-Team von mehr als 30 Köpfen schaffte es mit Unterstützung der Stadt und Spenden das Haus im Ort zu erhalten und in seinem zehnjährigen Bestehen zu einer kulturellen Begegnungsstätte
zu machen.
Pro Jahr muss ein fünfstelliger Betrag zum Erhalt des Hauses aufgewendet werden. „Als der neue Flügel angeschafft wurde, hatten wir mit drei Jahren für die Rückzahlung gerechnet, tatsächlich war die Summe dank toller Aktionen schon nach einem halben Jahr zurück gezahlt. Da steckt viel Arbeit hinter, die man nicht sieht“, sagt Wedel, die seit 2016 dem Verein vorsteht.
Dass sich der Kreis der handelnden Personen verjüngt hat, das freut auch Schäfers. Denn alle beteiligten Ehrenamtler haben einen Wunsch: „Dass viele Besucher kommen.“Manche Veranstaltungen sind kostenfrei, dafür werden Spenden erbeten.