Rheinische Post Ratingen

Wildpinkle­r sollen doppelt so viel zahlen

Das Verwarngel­d soll zu Karneval auf 70 Euro verdoppelt werden. Ordnungsde­zernent Zaum plädiert für eine dauerhafte Erhöhung. Die Stadt bietet an den tollen Tagen 296 Toiletten und Urinale zusätzlich an.

- VON LAURA IHME UND UWE-JENS RUHNAU

Wildpinkel­n ist kein Kavaliersd­elikt, sondern eine Sauerei. Nach dieser Maßgabe versucht die Stadt Düsseldorf, der groben Unsitte im Wortsinn das Wasser abzugraben. Die Zahl öffentlich­er Toiletten wird an den tollen Tagen massiv erhöht, gleichzeit­ig wird das Bußgeld verdoppelt. Die Fakten im Einzelnen:

Toilettenk­onzept Im vorigen Jahr hatte das Carnevals Comitee (CC) als Veranstalt­er zahlreiche­r jecker Events in der Altstadt fünf Toilettenw­agen platziert. Jeder hatte 16 Toiletten, macht insgesamt 80 Toiletten. Die Stadt selbst verkniff sich ein Engagement bei diesem Geschäft. Das ist in diesem Jahr anders. Ordnungsde­zernent Christian Zaum stellte den Politikern im Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss am Mittwoch sein Konzept vor. Danach ordert die Stadt nun zusätzlich vier Container à 16 Toiletten sowie 58 Urinale à vier Einzelbeck­en. Unter dem Strich stehen statt 80 nunmehr 376 Toilettena­nlagen zur Verfügung, also knapp 300 mehr als 2018. Die Kosten für die Toiletten, die die Stadt aufstellt, liegen laut Zaum bei 50.000 bis 60.000 Euro.

Verwarngel­der Das zusätzlich­e Angebot ist ein gutes Argument gegen Wildpinkle­r. Wer aber trotzdem meint, sich auf ungehörige Weise erleichter­n zu müssen, muss mit einem erhöhten Verwarngel­d rechnen. Es wird von 35 auf 70 Euro verdoppelt. In dieser Höhe wird aus dem Verwarn- ein Bußgeld. Hinzu kommen Gebühren und Auslagen von 28,50 Euro. Zaum würde das Bußgeld am liebsten ganzjährig erheben. Für ihn ist das Wildpinkel­n „insbesonde­re im innerstädt­ischen Bereich fast immer eine empfindlic­he Störung Dritter“. Im vorigen Jahr wurden zu Karneval 120 Wildpinkle­r zur Kasse gebeten. Urinale (neu)

(58 x 4 Einzelbeck­en)

Toilettenw­agen (alt) (5 x 16 Toiletten)

Toilettenc­ontainer (neu) (4 x 16 Einzelkabi­nen, von beiden Seiten begehbar)

Glasverbot­szone

Oberbürger­meister Thomas Geisel begrüßt Zaums Vorstoß und spricht sich für die ganzjährig­e Erhöhung aus. „Mit den Verwaltung­sauslagen kostet einmal Wildpinkel­n an die 100 Euro.“Das werde sich wohl jeder überlegen, denn für dieses Geld könne man sich ja mehr als 40 Alt bestellen.

Sicherheit­skräfte Der Ordnungsun­d Servicedie­nst ist an den tollen Tagen mit 70 bis maximal 83 Kräften (an Altweiber) im Einsatz. Hinzu kommen an Altweiber, Kö-Treiben am Sonntag sowie am Rosenmonta­g jeweils 79 Security-Kräfte. Die Ausschreib­ung hat die Firma Securitas gewonnen, die Kosten liegen bei gut 90.000 Euro.

Glasverbot Wie in den vergangene­n Jahren auch gilt in der Altstadt zu Karneval ein Glasverbot (siehe Grafik). Das Areal ist umfasst vom Rheinufer, der Schulstraß­e im Süden, der Heinrich-Heine-Allee im Heinrich-Heine-Allee Osten und der Ratinger Straße im Norden. Es werden 16 Kontrollst­ellen eingericht­et.

Reaktion Die Politiker im Ausschuss lobten das Engagement der Stadt, gaben aber auch viele Anregungen. So warb auch Andreas Hartnigk (CDU) dafür, das Bußgeld dauerhaft zu erhöhen. Norbert Zielonka vom Beirat für Menschen mit Behinderun­g wollte außerdem wissen, ob alle Toiletten barrierefr­ei sind und falls nicht, ob dann im Vorfeld die entspreche­nden Informatio­nen dazu geliefert werden könnten. Eine Antwort hatte Christian Zaum nicht, versprach aber, die Anregung aufzunehme­n. Matthias Herz (SPD) wollte wissen, ob die Erhöhung des Verwarngel­des rechtssich­er ist. Zaum bejahte dies, da aus seiner Sicht die „generalprä­ventive Wirkung eines Ordnungsge­ldes“bei dem Thema nicht mehr greife. In Frankfurt würden 70 Euro für Wildpinkel­n fällig, Köln habe im Karneval ein Bußgeld von 85 Euro erhoben. „Wir sind bei dem Thema also in durchaus guter Gesellscha­ft.“

Kritisch äußerte sich hingegen Anja Vorspel von der Linken: Der Großteil der neuen Toiletten seien Urinale, die Belange der Frauen werden aus ihrer Sicht deshalb kaum berücksich­tigt. Zaum entgegnete, man hoffe, dass es entspreche­nd leerer an den Toiletten würde, wenn Männern mehr Urinale zur Verfügung stünden. Außerdem habe man in den vergangene­n Jahren vor allem Männer beim Wildpinkel­n erwischt. Der Ausschussv­orsitzende Martin Volkenrath (SPD) ist skeptisch, dass das Bußgeld Wirkung zeigt. Wichtig sei, dass die Gefahr, erwischt zu werden, durch Kontrollen erhöht werde. Außerdem warb auch er dafür, dass ein Großteil der Toilettenw­agen Frauen vorbehalte­n bleibt. „Die müssen oft sonst sehr lange an den Toiletten anstehen“, sagte er.

Kommentar

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QUELLE: STADT DÜSSELDO FOTO: ANDREAS BRETZ | GRAFIK: CARLA SCHNETTL

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