Rheinische Post Ratingen

Meral Almas märchenhaf­ter Aufstieg

Vor einem Jahr schloss sie ihr Studium an der Kunstakade­mie ab. Heute malt sie für Sammler in Abu Dhabi, Australien und den USA.

- VON BERTRAM MÜLLER

Meral Almas Bildern wohnt ein Zauber inne. Tänzerinne­n bewegen sich darin, und immer wieder begegnet man dem Motiv der Königin. Märchenhaf­t wie viele ihrer Kompositio­nen wirkt auch ihr Aufstieg. Erst vor einem Jahr hatte die heute 31-Jährige ihr Studium an der Düsseldorf­er Akademie abgeschlos­sen. Schon damals war ihre Kunst so gefragt, dass sie eine Warteliste führen musste. Seitdem hat sich dieses Luxusprobl­em verschärft. So schnell, wie Sammler auf ihre Werke zuzugreife­n versuchen, will sie sich oft noch gar nicht davon trennen. In den zurücklieg­enden zwölf Monaten haben Interessen­ten aus Abu Dhabi, den USA, Australien, Großbritan­nien, Österreich, der Schweiz und natürlich wohlhabend­e Fans aus dem Rheinland bei ihr gekauft. Sie mag die Preise nicht in der Zeitung lesen, doch so viel sei verraten: Sie sind erstaunlic­h. Und die Wartezeit für ein Werk beträgt inzwischen zwei bis drei Jahre.

Vor einem Jahr veröffentl­ichten wir ein ausführlic­hes Porträt der Künstlerin unter dem Titel „Mit Meral Alma im Großstadtd­schungel“. Der Begriff „Großstadtd­schungel“gefiel ihr so gut, dass sie ihn nun in der englischen Variante „Urban Jungle“für drei Ausstellun­gen wählte, die den alljährlic­hen „Rundgang“der Kunstakade­mie begleiten: In ihrem Atelier, in der Galerie Felix Ringel und in einem sonst leerstehen­den Ladenlokal, allesamt nicht mehr als 50 Meter von der Akademie entfernt. Vom 8. Februar an wird sie zudem mit ihrem fast drei mal drei Meter messenden Acryl- und Ölgemälde „Königin“in der Ausstellun­g „Planet 58“des Düsseldorf­er K 21 vertreten sein.

Nach dem Examen hatte sich Meral Alma erst einmal auf Weltreise begeben. New York, Kuba und Kiew standen auf dem Programm. Der Sinn stand ihr weniger nach Erholung als nach neuen Anregungen. Die sind in ihre jüngste Produktion eingefloss­en, die nun die Ausstellun­gsräume rund um die Akademie füllt. Das sind teils farbintens­ive, teils fast monochrome Porträts von Menschen, die sie in aller Welt beobachtet hat – entweder als klassische Einzelport­räts oder als kleine Bildnisse, die jeweils als ein Kästchen in einem größeren Format zueinander­finden, in Grau, Gold oder Grün. Mit solchen Kästchen hatte Meral Alma bereits in ihrem riesigen Panorama „Ratinger Straße“gearbeitet, das seit einiger Zeit als Leihgabe von ihr im Foyer der Deutschen Bank an der Königsalle­e hängt. Die Menschen in den Kästchen sind nicht isoliert, sondern scheinen Kontakt zu ihren Nachbarn im Bild aufzunehme­n. Es sind expressive Typen bis hin zum rebellisch­en Punk, jede und jeder eine Bewohnerin oder ein Bewohner eines Großstadtd­schungels. Man glaubt, ihnen durchs Fenster in ihren Alltag zu schauen.

Dabei fällt auf, dass die Künstlerin in letzter Zeit neben den farbintens­iven Arbeiten verstärkt auf eine reduzierte Palette setzt. Zwischen Schwarz und Weiß vermitteln Grautöne – ein neuer Weg. Umgekehrt wirken die neuen Farbbilder noch wilder als ihre Vorgänger, weil scheinbar willkürlic­h gesetzte bunte Striche sie durchzucke­n. Meral Alma versteht ihre Köpfe als Spiegel der Gesellscha­ft. Deren kraftstrot­zende Vielfalt ist ihr Thema. Sie könnte ihren Bildern Titel wie „New York“oder „Kiew“verpassen, sagt die 31-Jährige, doch sie lasse die topografis­che Zuordnung absichtlic­h offen.

Im vormaligen Ladenlokal an der Mühlengass­e zeichnet sich mehrfach ihre Vorliebe für Musiker ab. Gitarrist, Saxofonist, Kontrabass­ist, alle in wilder Bewegung – auch sie zählen zum Milieu des „Urban Jungle“. Ein Bild zeigt vier Musiker vereint, und Farbspuren deuten darauf, dass noch ein Bild darunter liegt. Die Künstlerin verrät, dass sie einen Punk übermalt habe, weil er ihr nicht gelungen war. Unweit davon hängt der Clou dieser Ausstellun­g: das große Querformat „Zirkus des Lebens – 3. Akt“mit einer Königin in der Mitte. Meral Alma lässt den Raum verdunkeln, und siehe da: Auch ohne Lichtquell­e strahlt die würdevolle Herrscheri­n. Das Bild phosphores­ziert vor allem in seiner mittleren Partie.

Weiterhin wird Meral Alma Nacht für Nacht malend in ihrem Atelier verbringen, mit Begeisteru­ng und in bester Laune. Ihr geht es gut, sagt sie. Und durch Beteiligun­g an Wohltätigk­eits-Aktionen für kranke Kinder hat sie schon mehrfach bewiesen, dass sie auch an jene denkt, die es schwer haben im Leben.

 ?? FOTO: ATELIER MERAL ALMA ?? Meral Almas Bild „Zirkus des Lebens – 3. Akt“tagsüber. Bei Nacht phosphores­ziert das Kunstwerk, vor allem in seiner mittleren Partie.
FOTO: ATELIER MERAL ALMA Meral Almas Bild „Zirkus des Lebens – 3. Akt“tagsüber. Bei Nacht phosphores­ziert das Kunstwerk, vor allem in seiner mittleren Partie.
 ?? FOTO: TILLMANNS ?? Künstlerin Meral Alma
FOTO: TILLMANNS Künstlerin Meral Alma

Newspapers in German

Newspapers from Germany