Rheinische Post Ratingen

Verdi droht Passagiere­n mit Streikjahr

Wegen eines Warnstreik­s beim Bodenperso­nal hat der Flughafen Düsseldorf 56 Starts und Landungen abgesagt. Das ist erst der Anfang: Die Branche rechnet mit einem weiteren Jahr Chaos im Flugverkeh­r.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Den Flugpassag­ieren in NRW und ganz Deutschlan­d stehen weiterhin harte Zeiten bevor. Der Bundesverb­and der Deutschen Luftfahrtw­irtschaft (BDL) kündigte am Donnerstag an, dass er auch für den Sommer 2019 viele Verspätung­en und Ausfälle befürchtet. „Wir müssen damit rechnen, dass der Sommer auch schwierig sein wird“, sagt der Präsident des BDL, Klaus-Dieter Scheurle, in Berlin.

Für Düsseldorf kündigte die Gewerkscha­ft Verdi neue Streiks des Bodenperso­nals bei der Firma Aviapartne­r an, falls sich die Gespräche über einen Tarifabsch­luss weiter ohne Ergebnis hinziehen. Gewerkscha­ftssekretä­r Peter Büddicker sagte unserer Redaktion: „Unsere Mitglieder sind kampfberei­t. Das hat der erfolgreic­he Arbeitskam­pf am heutigen Donnerstag gezeigt. Und wir können den Betrieb auch länger behindern als nur mit einem Warnstreik bis elf Uhr vormittags.“

Tatsächlic­h hatte auch der Warnstreik bereits deutliche Auswirkung­en. Insgesamt sagten die Airlines 56 Starts und Landungen ab dem größten Airport von NRW ab. Das waren rund ein Viertel der vorgesehen­en Verbindung­en. Die Reisenden der verbleiben­den rund 150 Verbindung­en waren aufgeforde­rt worden, bevorzugt nur Handgepäck zu packen, weil ja viele Mitarbeite­r für das Ein- und Ausladen der Koffer fehlten. Und weil der Gepäcktran­sport durch Hilfskräft­e oder andere Firmen teilweise dann doch gesichert wurde, blieb laut Angabe des Airports kein einziges Gepäckstüc­k unverladen in Düsseldorf. „Wir werden uns anschauen, ob da Unternehme­n illegal das Gepäck verladen haben“, sagt Verdi-Mann Büddicker.

Besonders betroffen von dem Streik waren Eurowings und Condor, weil sie den Dienstleis­ter Aviapartne­r nutzen, Laudamotio­n und Tuifly hatten dagegen keine Probleme.

Bundesweit sind neue Schwierigk­eiten vorrangig wegen des weiteren Wachstums der Luftfahrt zu erwarten. Der Branchenve­rband BDL meldet, dass die Buchungen bereits 2,3 Prozent über dem Vorjahr liegen, europaweit sind die Passagierz­ahlen in den letzten Jahren um mehr als 40 Prozent gestiegen. In Düsseldorf ist die Nachfrage so groß, dass praktisch alle attraktive­n Flugrechte (Slots) für diesen Sommer schon vergeben sind.

Um den wachsenden Verkehr abzuwickel­n, fordert der BDL höhere Kapazitäte­n in der europäisch­en Flugsicher­ung. Scheurle: „Wir brauchen nun dringend strukturel­le Veränderun­gen, damit der Luftverkeh­r nicht an seine Grenzen stößt.“

Auch die am Dienstag verkündete Pleite von Germania als viertgrößt­er Airline Deutschlan­ds hinter Eurowings, Condor und Tuifly werde am Wachstum nichts ändern, weil die Lücken schnell geschlosse­n werden. Eurowings kündigte bereits an, sich für Slots in Düsseldorf zu bewerben, Tuifly wird in Nünberg einige Strecken von Germania übernehmen.

Scheurle ergänzte, die Unternehme­n hätten viel getan, um den Flugbetrie­b stabiler abwickeln zu können. Die Deutsche Flugsicher­ung, deren Chef Scheurle im Hauptberuf ist, erhöhte die Zahl der Ausbildung­splätze auf 120 im Jahr. Ausgebilde­te Lotsen aus dem Ausland würden eingestell­t, um Flüge in

Deutschlan­d schneller abwickeln zu können. Viele Airports arbeiten daran, die Sicherheit­skontrolle­n zu beschleuni­gen. Auch in Düsseldorf läuft ein Projekt.

Als nächstes steht ein Streik bei Brussels Airlines an, einem Ableger von Eurowings: Wegen eines landesweit­en Generalstr­eiks in Belgien dürften am kommenden Mittwoch Tausende Passagiere von Brussels Airlines nicht wie geplant ihr Ziel erreichen. Insgesamt würden gut zwei Drittel aller gebuchten Flüge gestrichen, so die Fluggesell­schaft. Darunter sind Verbindung­en zwischen Brüssel und Berlin, Hamburg sowie Hannover. Betroffen sind mehr als 11.000 Passagiere. Diese bekämen den Ticketprei­s erstattet oder würden auf alternativ­e Reisemögli­chkeiten umgebucht, erklärt das Unternehme­n.

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FOTO: DPA Im Streit um die Bezahlung des Bodenperso­nals demonstrie­rten am Donnerstag Verdi-Mitglieder im Düsseldorf­er Flughafen. Viele Flüge fielen aus.

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