Ein EU-Kommissar unter EU-Fans
Bildungskommissar Navracsics diskutierte mit Studierenden aus ganz Europa.
Tibor Navracsics ist kein ganz unumstrittener Mann. Als Mitglied der nationalkonservativen Fidesz-Partei erzürnte er als ungarischer Justizminister die EU mit einer Reform, bei der Richter vorzeitig in den Ruhestand geschickt wurden. Seit 2014 ist er Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport. Am Donnerstag diskutierte er auf Einladung der europäischen Studierendenorganisation Aegee im Haus der Universität mit jungen Menschen. An seiner Seite: die konservative EU-Parlamentarierin Sabine Verheyen, Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung.
Diskutiert wurde vor allem über die Fortsetzung des Austauschprogramms Erasmus, für das die EU-Kommission die Haushaltsmittel verdoppeln will. Außerdem ging es um die Pläne für eine europäische Universität und die Frage, in welchen Fächern europäische Lehrbücher und -pläne Sinn ergeben würden. Immer wieder machten die Fragen aus dem Publikum deutlich: Die jungen Leute im Saal wünschen sich starke EU-Institutionen und möglichst wenig Nationalstaatlichkeit. Navracsics und Verheyen dagegen wiesen wieder und wieder darauf hin, dass die Kommission nur Anregungen geben und Überzeugungsarbeit leisten könne. „Die Mitgliedstaaten haben die Macht in der Europäischen Union“, sagte der Bildungskommissar. „Wenn wir eine stabile Union wollen, müssen wir die nationalen Interessen respektieren.“