Rheinische Post Ratingen

Einbrecher spionierte Häuser aus

Zahlreiche Taten, darunter auch in Ratingen, werden einem Albaner zur Last gelegt. Zu Prozessbeg­inn schweigt er.

- VON MIKKO SCHÜMMELFE­DER UND SABINE MAGUIRE

RATINGEN Mit keiner Miene verriet der Albaner, wie er zu den massiven Vorwürfen der Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf steht. Die wirft dem eigentlich wohnungslo­sen, aber gerade in der Justizvoll­zugsanstal­t untergebra­chten Angeklagte­n zwölffache­n Einbruch vor. Vor allem in gutsituier­ten Wohngegend­en in Ratingen, Erkrath, Mettmann und Leverkusen – der Versicheru­ngsschaden belief sich dabei auf über 90.000 Euro. Genauso wenig verriet der 36-Jährige seine bislang unbekannte­n Komplizen und die Drahtziehe­r.

Möglicherw­eise waren es Landsleute, mit denen er hochprofes­sionell die Brüche vorbereite­te, durchführt­e und die Beute zu Geld machte. Denn als Einzelgäng­er, so zeigte sich bereits in der Liste der Vorverurte­ilungen, trat er bislang nie auf.

Alleine kommt man wohl auch kaum unauffälli­g über eine Trittleite­r in den ersten Stock, hebelt mit schwerem Gerät die Haustüren auf, durchsucht blitzschne­ll das Haus oder die Wohnungen und reißt einen als Tresor dienenden Waffenschr­ank aus der Wand.

Bei Bargeld, Uhren und Schmuck genügt der herumliege­nde Rucksack, aber der Abtranspor­t von Laptops, anderem elektronis­chem Gerät und sogar einem teuren Mountainbi­ke verlangte offenkundi­g nach Helfern. Auch das Ausspionie­ren der Häuser und das Timing der Einbrüche ging aus Sicht der Ermittler unzweifelh­aft mit einer entspreche­nden „Profession­alität“einher.

So in Ratingen, wo der eher störende 65 Kilogramm schwere Rottweiler gerade an jenem Abend außer Hause war – ein Zufall war das wohl eher nicht. Zu den materielle­n Schäden kamen bei den Opfern natürlich auch die Ängste – sogar Enkelkinde­r wollten nicht mehr dort schlafen, wo zuvor Einbrecher gewütet hatten. Nicht jeder sah es so gelassen wie ein 58-jähriger Opferzeuge: Die teure Uhr weg? Was soll’s? Er habe sich die gleiche Uhr sofort wieder gekauft. Der Ehering weg? Macht auch nichts, er sei ja frisch geschieden!

Dass die Mauer des Schweigens weiter Bestand haben wird, machte der Anwalt des Angeklagte­n schon zum Prozessauf­takt klar. Denn in der JVA, in der er eine vierjährig­e Vorverurte­ilung absitzt, wurde sein Mandant bereits massiv unter Druck gesetzt und bei Schlägerei­en verletzt. Er habe Angst um seine Familie und natürlich auch um sich selbst. Schon vorher soll es eine mysteriöse, nie aufgeklärt­e Schießerei in Wuppertal gegeben haben, bei der man immerhin die DNA des Angeklagte­n sicherstel­len konnte. Die wiederum half jetzt bei den Ermittlung­en – obwohl nach wie vor nicht klar ist, auf welche Weise der jetzt angeklagte Dieb damals involviert war.

Und da laut Staatsanwa­ltschaft die Ausweisung nach Albanien ohnehin rechtskräf­tig ist, könne man das jetzige Verfahren doch prozessöko­nomisch schnell beenden. Der passende Paragraph in der Strafproze­ssordnung eröffne die Möglichkei­t, bei einem Geständnis das Verfahren gar nicht erst weiter zu verfolgen und stattdesse­n die Ausweisung zu vollziehen. Das Gericht will darüber beraten und in der nächsten Woche entscheide­n.

„Die Ausweisung des Angeklagte­n nach Albanien ist rechtskräf­tig“Staatsanwa­ltschaft

Newspapers in German

Newspapers from Germany