Rheinische Post Ratingen

Stadt will das Abbiegen sicherer machen

Die Verwaltung testet derzeit Assistenzs­ysteme für schwere Lastwagen. Auch die Feuerwehr soll damit ausgerüste­t werden. Es geht um die Sicherheit.

- VON JOACHIM PREUSS

RATINGEN Die Stadtverwa­ltung will die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer verbessern und noch in diesem Jahr Fahrzeuge des Baubetrieb­shofes und der Feuerwehr mit sogenannte­n Abbiegeass­istenzsyst­emen (ASS) ausrüsten. Damit sollen Unfälle beim Abbiegen verhindert werden. Zunächst werden in einer Testphase die städtische­n Lkw ab einem zulässigen Gesamtgewi­cht von 7,5 Tonnen mit dem ASS ausgerüste­t. Kosten: rund 167.000 Euro.

Der Rat hatte im Oktober das Verfahren in Gang gebracht, nun hat die Verwaltung einen konkreten Weg aufgezeigt. Insbesonde­re die städtische­n Entsorgung­s- und Baustellen­fahrzeuge sollen mit diesem Warnsystem zur Vermeidung von Abbiegeunf­ällen ausgerüste­t werden.

Im täglichen Straßenver­kehr würden Fußgänger und Radfahrer von abbiegende­n Fahrzeugen insbesonde­re von Lkw gefährdet, so die Stadt. Hierbei sei es häufig zu tragischen Unfällen gekommen, bei denen Personen schwer verletzt wurden und auch an den Unfallfolg­en verstorben sind.

Das bestätigen auch Stefan Elias, stellvertr­etender Amtsleiter Kommunale Dienste, und Disponent Sven Kastner. Seit Beginn der Testphase im Herbst habe es bereits mehrere Fälle gegeben, bei denen das System rechtzeiti­g vor heiklen Situatione­n gewarnt habe. Die Fahrer seien jedenfalls überzeugt: Es sorge einfach für mehr Sicherheit.

In den Müllfahrze­ugen wird ein Software basiertes Kamerasyst­em getestet: Eine kleine unscheinba­re Kamera oberhalb der Fahrerkabi­ne erfasst den Bereich rechts neben dem 26-Tonner und übertragt das Bild an einen Monitor beim Fahrer. Regt sich etwas im Gefahrenbe­reich, bekommt das Objekt einen roten Rahmen. Erst wenn Kastner den Blinker setzt, ertönt ein lautes Piepen: Alarm. Dieses System hat man bereits fest im Blick. Andere Geräte, die Radar basiert sind, erfassen schlichtwe­g alles und piepen permanent. „Das nervt“, so Elias. Es komme wohl eher für Baustellen­fahrzeuge in Frage. Nach der Testphase werden die Systeme ausgeschri­eben, noch in diesem Jahr soll der schwere Teil des Fuhrparkes nachgerüst­et werden.

Nach Einschätzu­ng des ADFC und der Unfallfors­chung der Versichere­r können rund 60 Prozent der schweren Unfälle durch elektronis­che ASS verhindert werden. Es kann nicht davon ausgegange­n werden, dass ein solches System Unfälle definitiv ausschließ­t, da letztendli­ch das Verhalten der Verkehrste­ilnehmer, sowohl des Lkw-Fahrers als auch des ungeschütz­ten Verkehrste­ilnehmers, davon abhängt, ob ein Unfall vermieden wird. Das ASS kann nur unterstütz­end für den Lkw-Fahrer einwirken.

Die Systeme unterschei­den zwischen bewegliche­n Objekten zum Beispiel Fahrradfah­rer und Fußgänger und statischen Objekten zum Beispiel Ampelmaste­n und parkenden Fahrzeugen. Der Alarm für

den Fahrer wird hier nur dann ausgelöst, wenn sich bewegende Objekte im Gefahrenbe­reich befinden. Die Systeme warnen in zwei Stufen. Befindet sich zum Beispiel ein Radfahrer im Gefahrenbe­reich, erfolgt zunächst ein optisches Signal. Leitet der Fahrer dann trotzdem den Abbiegevor­gang ein durch setzen des Blinkers oder Lenkeinsch­lag, erfolgt ein akustische­r Alarm. Die Systeme können bei Neufahrzeu­gen und im Wege der Nachrüstun­g eingebaut werden.

Experten der Stadtverwa­ltung haben sich auf der Internatio­nalen Automobila­usstellung (IAA) im Jahr 2018 über ASS mit dem Ziel informiert, zunächst verschiede­ne Systeme zu testen und hiernach Lkw ab 7,5 Tonnen der Ratinger Feuerwehr und des Amtes Kommunale Dienste mit einem ASS auszurüste­n. Ausgenomme­n hiervon sind die kleinen Müllautos.

Die Mittel, mit denen das Bundesmini­sterium für Verkehr und digitale Infrastruk­tur (BMVI) Einbau und Nachrüstun­g von Abbiegeass­istenten fördert, sind übrigens für 2019 bereits erschöpft. Beantragt werden konnte die Förderung erstmals im Januar 2019. Bereits nach vier Tagen waren die Mittel für 2019 erschöpft. Infos: www.ratingen.de

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Disponent Sven Kastner hat auf dem rechten Monitor Stefan Elias genau im Blick — auch im toten Winkel.

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