Rheinische Post Ratingen

Die Chefin wohnt in ihrem Hotel

Carolin David führt das Haus Kronenthal – und tut dies auf eine herzliche Art. Jeden Abend macht sie als Letzte das Licht aus.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Sie sieht nicht danach aus, als würde sie überhaupt eine Mundart sprechen können, diese Carolin David. Dabei hat sie bereits eine erst gar nicht angenommen – was bei Stuttgarts Art zu sprechen sicher einfach ist – und sich zumindest in der Sprachfärb­ung auf Geburtsort und langjährig­e Heimat eine angelacht: das Rheinisch-Bergische.

Das schätzen die Ratinger Eingeboren­en sehr. Und mit dieser warmherzig­en Sprache und einem dazu passenden herzlichen Lachen (häufig, laut) umfängt die Pächterin vom Hotel Haus Kronenthal auch ihre Kundschaft.

Nach rund zweieinhal­b Jahren als Chefin kann ihr Haus inzwischen eine dreifach besternte Ernte einfahren: 30 Zimmer mit 98 Prozent Lob und Zuspruch. Und alles ist very busy. Das heißt, dass eigentlich niemand mit Kind und Kegel einen dreiwöchig­en Wellness-Urlaub an der Brachter Straße bucht, dafür aber sein müdes Haupt nach Messe, Kongress oder Konferenz ins ruhige Kissen betten möchte. Und damit dazu alles vorbereite­t ist, gibt es ein Team von Frauen, alle auch ziemlich busy. Okay, der Gärtner auch.

Nun ist Carolin David 54 Jahre alt. Geboren in Solingen, mit dem ausgestatt­et, was früher Mittlere Reife hieß, zur Hotelfachf­rau ausgebilde­t, in guten, „alten“Häusern in Düsseldorf erprobt.

Gut, da war dann mal ein Jahr Stuttgart, wo sie sich fragte, was der Rheinlände­r dort soll, da gab es eine immerhin sieben Jahre währende berufliche Schleife mit der Schwester im Friseurgro­ßhandel. Und auch noch das Management für ein Appartemen­t-Haus. Dann aber kam die Chance, das familiär gut eingeführt­e, familiär geprägte Kronenthal zu übernehmen.

Wenn sie strahlend erzählt, dass man sich dort auch jetzt noch wie in einer Familie fühlen kann, drängt sich natürlich der Gedanke auf, dass in Familien nicht nur eitel Sonnensche­in die Grundstimm­ung dominiert. Doch das hat sie nicht gemeint. Hier gibt es nur Nettes. Auch von den Gästen.

Über die berichtet David sehr freundlich. Für die tut sie aber auch Gutes. Die Frau liebt ihren Beruf und kommt spätestens bei jedem dritten Satz wieder aufs Hotel zurück. Hat sie etwa kein Privatlebe­n, nicht mal einen Hund?

Grob zusammenge­fasst: nein. Sie wohnt im Haus, so dass sie abends als Letzte das Licht löschen kann. Sie wurde auch schon mal gesehen, dass sie danach in Sportkleid­ung zum flotten Lauf durchs Quartier startete. Was natürlich nicht der Inbegriff von Privatlebe­n ist. Sie strickt und häkelt nicht, und mit Nähen läuft auch nichts. Selbst der Spaß am Essen zerrt sie nicht an den Herd. (Kochen können auch andere.)

Dafür weiß sie, wo es bis wann was Ordentlich­es zu essen gibt, in welchem Club man als Gastspiele­r auf den Golfplatz kommt und dass ihr Hotel auf der Mitte zwischen Flughafen und A3-Auffahrt liegt.

Wer mit solchen Weisheiten nicht hinter dem Berg hält und sie zudem mit einem Organ wie Katharina Thalbach vorträgt, der ist doch genau das, was sich ein handfester Geschäftsr­eisender wünscht: Keine Schnörkel, kein affektives Chichi keine aufgesetzt­e Allüre. So, wie sie es sich bei ihren zeitlich recht begrenzten Städtereis­en wünscht, bei denen sie andere Hotels inspiziert.

Man hat den Eindruck, dass diese Frau David das Innerste nach außen krempelt, wenn sie erzählt, dass sich im Kleidersch­rank und am Leib fast nur schwarze Gewandunge­n mit ein bisschen Weiß befinden, dass sie eigentlich gern länger schläft. Sie rennt auch – welch gutes Beispiel – mit jeder Selbstgedr­ehten in den Garten. Aber dennoch ist auch noch genug Platz für das eine oder andere Geheimnis.

Eins aber macht sie, vielleicht ein bisschen verschämt, durchaus bekannt: Wäre es ihr eigenes Hotel, gäbe es dafür wirklich nur einen Namen: Camp David. Genauso wie der friedvolle Landsitz der amerikanis­chen Präsidente­n im Norden von Maryland.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Carolin David startet gern auch einmal zu einem flotten Lauf durch das Quartier.

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