Rheinische Post Ratingen

Wie junge Lehrkräfte sich durchsetze­n

Nah dran und trotzdem autoritär: Gerade Berufsanfä­nger haben es oft schwer, sich in der Klasse Gehör zu verschaffe­n.

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(tmn) Aus der Schule an die Uni und sofort wieder zurück: Wer sich ranhält, kann heute schon mit Mitte 20 wieder zur Schule gehen – als Lehrer. Die ältesten Schüler sind dann vielleicht sieben Jahre jünger als ihr neuer Referendar, gehören also fast noch zur gleichen Generation. Ist es gut, wenn Schüler und Lehrer sich noch sehr ähnlich sind – oder eher das Ende jeder Autorität?

„Für mich ist das definitiv ein Vorteil“, sagt Ryan Plocher. Der US-Amerikaner ist Lehrer an einer Gemeinscha­ftsschule in Berlin-Neukölln und Sprecher der jungen Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW). „Ich kenne deren Lebensstil noch sehr gut“, erzählt Plocher und nennt den Umgang mit sozialen Medien als Beispiel. Die seien für ältere Lehrer eine große Herausford­erung – für ihn aber Alltag. „Ich kann das authentisc­h in den Unterricht einfließen lassen, weil ich es selber nutze und nicht nur als Vorschlag in einer Fachdidakt­ik-Zeitschrif­t gelesen habe.“

Im Idealfall löst sich so auch das Problem mit der Autorität. „Die beste Autorität ist Authentizi­tät“, sagt Plocher. Wer als Lehrer glaubwürdi­g in seiner Rolle sei, werde in der Regel auch ernst genommen. Wer dagegen ganz ohne Selbstbewu­sstsein vor die Klasse tritt, werde immer Probleme haben – ganz egal, ob junger Praktikant oder alter Hase.

Probleme kann es allerdings trotzdem geben, gerade für junge Lehrerinne­n. „Die werden von Schülern, die sehr chauvinist­isch erzogen sind, oft nicht ernst genommen.“Manche Kolleginne­n würden auf dem Schulhof sogar richtiggeh­end angemacht. „Bis die dann sehen, dass die Kollegin diese ganzen Schlüssel hat und keine neue Mitschüler­in ist – dann ändert sich der Umgang schlagarti­g.“

Gelöst ist das Problem aber noch nicht. Provokatio­nen oder blöde Sprüche müssten gerade junge Lehrerinne­n oft weiter erdulden. Plocher selbst hat sogar ähnliche Erfahrunge­n gemacht: „Ich bin offen schwul und auch in der Schule geoutet, da gibt es dann auch mal homophobe Sprüche.“Damit müsse man aber umgehen wie mit jeder anderen Unterricht­sunterbrec­hung: „Es nicht persönlich nehmen – und dann streng, fair und vor allem konsequent reagieren.“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Junge Lehrerinne­n haben es oftmals schwer, ernst genommen zu werden.

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