Warten auf den richtigen Moment
Jahre hat es gedauert, den Weg frei zu machen für den Verkauf der verbliebenen RWE-Aktien im städtischen Besitz. Im Dezember hat zuletzt der Rheinbahn-Aufsichtsrat grünes Licht gegeben. Passiert ist seither nichts.
Rund 5,7 Millionen RWE-Aktien befinden sich aktuell noch im städtischen Besitz. Genauer gesagt im Besitz der Stadttochter Rheinbahn, treuhänderisch verwaltet vom Mutterkonzern Stadt. Wären die Anteile am Montag verkauft worden, hätte das Düsseldorf auf einen Schlag mehr als 124 Millionen Euro gebracht. Wurden sie aber nicht. Und wann sie es werden, weiß man auch nicht: Die Stadt wartet die weitere Kursentwicklung ab – und startet damit in ein neues Kapitel einer Geschichte, die nie zu enden scheint.
Denn schon 2016 hat die Politik die Stadt ermächtigt, die Aktien „zu einem günstigen Zeitpunkt“zu verkaufen. Die RWE-Aktien sind seither ein Politikum: Den Grünen sind sie zu schmutzig, sie sind mit der Politik des Energieversorgers nicht einverstanden. Die FDP argumentierte indes, ein Verkauf reduziere das unternehmerische Risiko für die Stadt.
Den Weg für den Verkauf frei zu machen, war derweil nicht so leicht: Die verbliebenen Aktien lagen bis 2017 bei der RW Holding AG, einem Zusammenschluss kommunaler Anteilseigner. Damit sollte langfristig die Stimmenmehrheit in der RWE-Hauptversammlung für die Kommunen gesichert werden. Im Februar 2017 wurde die Holding schließlich aufgelöst und die Aktien nach einem Sperrjahr den einzelnen Anteilseignern wieder übertragen. Im Fall von Düsseldorf ist das die Rheinbahn, deren Eigenkapital so gestärkt wird. Das Unternehmen hatte zuletzt noch einmal im Aufsichtsrat Ende 2018 offiziell grünes Licht zum Aktien-Verkauf gegeben.
Die Stadt indes konnte nach eigenen Aussagen sogar schon seit März 2018 verkaufen – ist aber nicht aktiv geworden. Damals lag der Kurs pro Aktie bei 19,82 Euro. Nach dem Streit um den Hambacher Forst und dem Gerichtsurteil zum vorläufigen Rodungsstopp fiel der Kurs kurzzeitig unter 18 Euro. „Dieser zwischenzeitige Kursrückgang ist wieder mehr als aufgeholt worden“, heißt es nun von der Stadt. Tatsächlich hat der Kurs seit März 2018 sogar zugelegt, am Montagnachmittag lag er bei 22 Euro. So hoch lag er allerdings auch im vergangenen Sommer schon einmal, davor war er zuletzt 2015 so hoch.
Wann ist also ein guter Zeitpunkt, um zu verkaufen? Die Stadt jedenfalls wartet aktuell noch: „Die Analysten sehen für die RWE-Aktien kurz- und mittelfristig noch Kurspotenzial, ihre Empfehlungen lauten insoweit fast durchgängig auf ,Halten’ der Beteiligung. Die aus einem erwarteten Kursanstieg resultierenden Chancen sind von der Stadt zu wahren“, heißt es – zum Ärger der Grünen: „Ich bin fassungslos, dass der OB mit den RWE-Aktien weiter zockt und spekuliert. Wir müssen raus aus der Kohle, auch aus der Finanzierung“, sagte Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski am Montag.
Tatsächlich hat der Verkauf von RWE-Aktien der Stadt schon einmal einen Geldsegen beschert: 2007 verkaufte der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin Anteile zu einem Traumpreis von 64 Euro pro Aktie an die WestLB – und sanierte so den städtischen Haushalt. Schon Erwin sagte damals, er würde sich auch gerne von den verbliebenen Aktien trennen.
Wann die Stadt nun verkauft, ist ungewiss: Sie kommuniziert aus taktischen Gründen nicht, zu welchem Preis sie verkaufen würde. Zwei Mitarbeiter der Stadt beobachten jederzeit die Kapitalmärkte. Ob die Stadt das Paket aufteilt, ist auch nicht klar – zwingend notwendig wäre es aber wohl nicht: Die Stückzahl bewege sich im Rahmen des üblichen Verkaufsvolumens eines Handelstages, heißt es. Um Kurseinbrüche zu vermeiden, müsste das Paket also nicht unbedingt in mehrere Tranchen aufgeteilt werden.