Rheinische Post Ratingen

Hunde sollen Handys finden

Die NRW-Justiz will gegen verbotene Mobiltelef­one in Gefängniss­en vorgehen.

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DÜSSELDORF (mba) Ein Handy im Gefängnis? Was sich nach einem Widerspruc­h anhört, ist Realität in Nordrhein-Westfalen. Die Zahl eingeschmu­ggelter Mobiltelef­one in Gefängniss­en steigt: So wurden im vergangene­n Jahr 1972 Handys gefunden. Das geht aus einem Bericht von NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) an den Rechtsauss­chuss des Landtags hervor. Dort steht das Thema am Mittwoch auf der Tagesordnu­ng.

In zwölf der landesweit 36 Justizvoll­zugsanstal­ten (JVA) gab es einen Anstieg. Das Justizmini­sterium weist jedoch darauf hin, dass auch Handys mitgezählt wurden, die in Anstalten des offenen Vollzugs gefunden wurden. Dort sei das Einschmugg­eln trotz eines Verbots „ohne größere Schwierigk­eiten möglich“.

Seit Mai 2018 läuft deshalb in den JVA des Landes ein Pilotproje­kt: In den Gefängniss­en wird der Rottweiler „Yam“eingesetzt, der neben Drogen auch Mobiltelef­one erschnüffe­ln kann. „Er riecht die Bestandtei­le der Geräte“, erklärt Marcus Strunk von der Landesjust­izvollzugs­direktion. „Das macht ihn besonders.“

Damit wird erstmals ein Handy-Spürhund im NRW-Strafvollz­ug eingesetzt. Mitte des Jahres soll das Projekt ausgewerte­t werden, danach wird laut Biesenbach über die Anschaffun­g eines speziell auf Handys konditioni­erten Hundes entschiede­n. Vorbild für NRW ist in diesem Bereich Sachsen: Der Ausbilder der nordrhein-westfälisc­hen Diensthund­eführer hospitiert­e für drei Tage beim sächsische­n Justizvoll­zug.

Dort hat bereits im März 2013 der belgische Schäferhun­d „Artus“seine Arbeit aufgenomme­n. Bis heute habe er mehr als 120 Handys aufgespürt, berichtet Jörg Herold, Pressespre­cher des sächsische­n Justizmini­steriums. Der Hund gehört zur JVA Zeithain, doch er kam auch schon in anderen Bundesländ­ern zum Einsatz. Zuvor hatte er eine rund einjährige Ausbildung absolviert. Laut Herold kann „Artus“selbst winzige SIM-Karten erschnüffe­ln. Nach Ministeriu­msangaben ist er darauf trainiert, eine „Kombinatio­n aus Metall und Plastik“zu erschnüffe­ln. „Artus rennt dann wie von der Tarantel gestochen los und bleibt wie eingefrore­n vor seinem Fund stehen“, erzählt Herold. Das sei sehr hilfreich, da immer häufiger SIM-Karten in den Zellen versteckt würden.

Trotz zahlreiche­r Kontrollma­ßnahmen werde es auch künftig nicht zu vermeiden sein, dass Handys eingeschmu­ggelt würden, bilanziert­e Biesenbach. Aus diesem Grund gibt es eine weitere Aufrüstung von NRW-Gefängniss­en: Demnach wurden im vergangene­n Jahr 200 Mobilfunkd­etektoren angeschaff­t. In diesem Jahr plant das Land den Kauf von 150 weiteren Geräten.

Die Nutzung von Handys, Computern und Tablets durch Häftlinge sei grundsätzl­ich mit Sicherheit­srisiken verbunden, stellte der Justizmini­ster klar. Es sei daher nicht geplant, Handys zu erlauben.

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