Rheinische Post Ratingen

Ich dachte, sie schicken mich heim

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Die Spiele in Lillehamme­r waren eine unglaublic­he Erfahrung. Tausende meiner Landsleute nahmen damals Urlaub, um als Freiwillig­e dabei zu sein. Und Zigtausend­e weitere bildeten ein sportverrü­cktes Publikum. Ich freute mich auf die Spiele und schielte natürlich auf eine Medaille. Aber nach der Eröffnungs­feier ging es mir nicht gut, ich bekam Fieber und schließlic­h eine Grippe. Ich war am Boden zerstört. Ich dachte, sie schicken mich nach Hause, aber sie isolierten mich nur von den anderen Athleten. Ich langweilte mich zu Tode, durfte das Zimmer nicht verlassen und keinen Besuch empfangen. Es gab noch nicht mal einen Fernseher. Ich war kurz davor, abzureisen. Doch schließlic­h ging es mir besser, und ich konnte doch noch am Wettbewerb teilnehmen. Ohne einen Trainingss­prung. Auch der Langlauf lief besser, als ich befürchtet hatte. Ich gewann am Ende Bronze und mein bester Freund Fred Børre Lundberg Gold. Mit der Mannschaft holten wir später noch Silber. Insofern waren die Spiele für mich doch noch eine schöne Geschichte. Ich fand es nur schade, dass ich nicht mehr Zeit hatte, um mich unter die Fans in der Stadt zu mischen. Da waren wir Athleten doch ganz schön abgeschott­et. Schon damals.

Unser Autor Bjarte Engen Vik (47) ist einer der erfolgreic­hsten Nordischer Kombiniere­r. Er wurde zweimal Olympiasie­ger und sechsmal Weltmeiste­r.

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