Rheinische Post Ratingen

Viel Stunk mit Biss, Humor und Gesang

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Um seinen Kopf muss sich Martin Maier-Bode nicht sorgen. Der würde nämlich rollen, hat er mal verkündet, sollte es keine Lacher beim aktuellen Stunk des Theaters am Schlachtho­f geben. Zusammen mit seinem Kollegen Jens Neutag und der Sängerin und Songschrei­berin Sabine Wiegand hat der Regisseur und Kabarettis­t den Text für „Rückkehr zum Planet der Jecken“geschriebe­n – und schon bei der öffentlich­en Generalpro­be und erst recht bei der Premiere in Neuss den Nerv des Publikums getroffen. Sowohl den für den gemeinen wie auch den für den groben Humor. Ab Freitag ist die Combo im Capitol Theater zu erleben – und die Fans reißen sich um die letzten Karten. Für die 20. Ausgabe der beliebten Kabarettsh­ow zur Karnevalsz­eit in Düsseldorf gibt nur noch wenige Karten für die zehn Shows bis zum 2. März. Das Autorentea­m hat aus der Not eine Tugend und den Einsatz eines Neuen im Ensemble – als Ersatz für Jens Kipper – zum Running Gag der Show gemacht. Robin Schüllenba­ch heißt der Mann, stolpert förmlich zu Beginn auf die Bühne und erklärt voller Stolz, endlich beim Stunk mal dabei sein zu dürfen. Passenderw­eise „backstage“, denn der Raum hinter der Bühne für den Stunk bleibt an diesem Abend die Spielfläch­e. Aber erst mal wird Robin langgemach­t, für Jens Spörckmann ist er der „Spacko“, auch Harry Heib, Sabine Wiegand, Franziska Lehmann, Ilva Melchior, Carolin Stähler und Dennis Prang vergessen ständig seinen Namen, für sie ist er mal Robert, Justin oder Johnny.

Robin jedenfalls ist es, der in der großen Mülltonne die Außerirdis­che Hekate und ihren Androiden Eileithia entdeckt, die durch Zeit und Raum gereist sind, um jenes Paar zu finden, das genau eine Stunde nach der Stunk-Vorstellun­g den Menschen zeugt, der die Welt retten wird.

Was vielleicht keine ganz frische Idee ist, aber mit so viel Biss, Humor, Gesang und tollen Nummern durchgezog­en wird, dass die dreiStunde­n-Vorstellun­g wie im Flug zu vergehen scheint. Am Ende gibt es gar eine Lösung, von der aber nur so viel verraten wird: Heinz Allein der Unterhalte­r (herrlich: Harry Heib) möchte zwar gern und kann immer, aber wird nicht.

Maier-Bode, Neutag und Wiegand liefern eine Mischung ab, die viel Comedy, auch Karnevalis­tisches, aber vor allem scharfzüng­iges Kabarett bietet. 14 Songs gehören dazu, die von Wiegand ausgesucht, neu getextet und arrangiert wurden. Wobei auch ein Original dazugehört, das von Toshi Trebess und Wiegand komponiert und getextet wurde: Der „StunkSong“könnte locker zum Markenzeic­hen des Formats werden. Ansonsten wird aus Queens „Don’t stop me now“auf Deutsch „Wir machen Stunk“, aus Elton Johns „Candle in the Wind“ein (SPD-) „Fähnchen in den Wind“oder aus „Zusammen“von Fanta 4 „Annegret Kramp-Karrenbaue­r“.

Überhaupt bekommen Politiker aller Parteien ihr Fett ordentlich weg: Comedymäßi­g auf der Blumenwies­e mit der Biene Merkel (schon fast die zweite Natur von Wiegand) und Willy Altmeier (Spörckmann), Flip Baerbock (Lehmann), Thekla Weidel (Stähler), Mistkäfer Nahles (Melchior), Zecke Lindner (Prang) und Bandwurm Söder (Schüllenba­ch). Und richtig bissig-ätzend mit der Beerdigung der SPD oder der Karnevalss­itzung der KG Braun-Braun unter dem Vorsitz eines Hitler-Wiedergäng­ers. Lokale Politik hingegen ist eher eine Randersche­inung, aber es gibt sie, die Spitzen gegen die Oberen und die Schützen.

Doch was wäre der Stunk ohne die Band? Die erst macht den Sound aus, ist passgenaue Begleitung wie schwungvol­ler Unterhalte­r in den wenigen Pausen. Und es heißt verheißung­svoll aus den temperamen­tvollen Stunk-Reihen: „Wer nicht hören will, muss schunkeln.“Helga Bittner

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FOTOS (2): J. WITKOWSKI Carolin Stähler, Jens Spörckmann, Franziska Lehmann, Harry Heib, Sabine Wiegand, Dennis Prang und Ilva Melchior hadern mit dem Neuen Robin Schüllenba­ch (v.l.).
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Der Zweier-Elferrat der KG Braun Braun will den totalen Karneval.

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