Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf war noch nie so sicher

Die Kriminalit­ät ist auf Tiefstand, die Hälfte aller Fälle wird aufgeklärt – ein historisch guter Wert. Die Düsseldorf­er Polizei erklärt das mit sinnvoll gesetzten Schwerpunk­ten und guter Prävention.

- VON HELENE PAWLITZKI

Fünf Jahre ist Polizeiprä­sident Norbert Wesseler im Amt. Für ihn fühle sich die Vorstellun­g der Kriminalit­ätszahlen für 2018 wie eine Fünfjahres­bilanz an, sagte er am Mittwoch im Polizeiprä­sidium an der Haroldstra­ße. Und die falle positiv aus. „Die Zahlen gehen zurück, die Aufklärung­squote steigt“, sagte er. „Wir haben die Stadt sicherer gemacht. Darauf bin ich stolz.“Er bedanke sich bei allen Kollegen für die „ordentlich­e Arbeit“.

Gesamtkrim­inalität und Aufklärung­squote 62.734 Anzeigen wurden 2018 der Staatsanwa­ltschaft übergeben. Das sind gut neun Prozent weniger als 2017. Damit ist die Tendenz seit 2013 sinkend. Die Aufklärung­squote lag 2018 erstmals bei 50,23 Prozent. Das sei zufriedens­tellend, aber noch kein Grund, um sich auszuruhen, sagte Wesseler. Die Zahlen sind laut Polizei historisch gut: Zuletzt habe man ähnliches 1987 gesehen, heißt es.

Tendenzen Positiv entwickelt hat sich die Statistik bei Taschendie­bstahl, Diebstahl aus Autos, Wohnungsei­nbrüchen und Raubüberfä­llen auf Straßen, Wegen und Plätzen. Zugenommen haben dagegen unter anderem Fälle von Warenbetru­g und gefährlich­er oder schwerer Körperverl­etzung sowie Tankbetrug. Hier gab es sogar ein Plus von 42 Prozent auf 668 Fälle. Eine Entwicklun­g, die Kripochef Frank Kubicki nicht wirklich erklären konnte.

Straftaten gegen das Leben In zehn Mordfällen und 14 Fällen von Totschlag oder Tötung auf Verlangen ermittelte die Polizei 2018. Erfasst sind hier auch Versuche. Die Morde konnten laut Polizei alle, die Totschlags­fälle bis auf einen aufgeklärt werden. In den meisten Fällen wurde darüber hinaus der mutmaßlich­e Täter dingfest gemacht. Unklar ist weiterhin, wer im Dezember 2017 während einer Prügelei in der Altstadt ein Messer zückte und zustach.

Sexualstra­ftaten Hier gibt es einen starken Anstieg um knapp 26 Prozent (insgesamt 580 Taten), den Kripochef Kubicki teils mit einer veränderte­n Erfassung dieser Deliktsgru­ppe erklärt. Inzwischen werden auch sexuelle Belästigun­gen erfasst, also das, was man landläufig „angrabsche­n“nennen würde. 189 Fälle wurden 2018 in Düsseldorf registrier­t. Der entspreche­nde Paragraf trat im November 2011 in Kraft. Den Anstieg begründete Kubicki auch mit dem langen, heißen Sommer 2018, was zu mehr Exhibition­ismus-Fällen führe. Laut Kripochef ist 2018 außerdem das erste Jahr, in der das Delikt vollständi­g statistisc­h erfasst wurde. Zurückgega­ngen sind die registrier­ten Fälle von Vergewalti­gung und sexueller Nötigung, und zwar von 116 auf 85 Anzeigen.

Wohnungsei­nbruchdieb­stahl 1235 Fälle wurden 2018 erfasst – bei der Hälfte blieb es beim Versuch. Darauf ist die Polizei besonders stolz. Seit 2015 seien die Zahlen um über 60 Prozent zurückgega­ngen. Damals waren die Einbruchsz­ahlen auf einem Höchststan­d. „Das zeigt: Wenn wir Schwerpunk­te setzen, verbessert sich die Lage“, sagte Polizeiprä­sident Wesseler.

Politische Folgen Wenn die Zahlen so gut sind – käme Düsseldorf dann nicht auch mit weniger Polizisten aus? „Diese Frage wagt der Minister mir, glaube ich, gar nicht zu stellen“, sagte Norbert Wesseler zu dieser Debatte. Was ansteht: eine genaue Auswertung der Zahlen zu Messerstec­hereien. Sollten sie in der Altstadt tatsächlic­h zunehmen, könne man über ein lokal begrenztes Verbot nachdenken, so der Polizeiprä­sident. Bisher lasse die „händische Auswertung“der Zahlen aber nur den Schluss zu, dass die Fälle von 2017 auf 2018 nicht zugenommen hätten, ergänzte Frank Kubicki.

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