Rheinische Post Ratingen

Stichwahl-Hickhack

- VON THOMAS REISENER

Beim Thema Kommunal-Stichwahl kann man sich allmählich fragen, ob die Landespoli­tik die Bodenhaftu­ng verloren hat. Sie wurde in NRW 1994 von der SPD eingeführt, 2007 mit CDUFDP-Mehrheit wieder abgeschaff­t, 2011 von Rot-Grün mit Hilfe der FDP wieder eingeführt und soll jetzt auf Wunsch von CDU/FDP wieder abgeschaff­t werden.

So darf die Politik nicht mit ihren Wählern umspringen. Es geht immerhin um die Regeln für einen Urnengang und damit um das Herz der Demokratie. Für Änderungen an diesem Regelwerk müssen triftige Gründe vorliegen. Man kann dem Wähler aber nicht alle paar Jahre erklären, dass die triftigen Gründe, die gerade noch für die Stichwahl gegolten haben, jetzt nicht mehr gelten und plötzlich die Gegenargum­ente von gestern viel triftiger sind. Wenn Politik derart beliebig mit dem rechtliche­n Rahmen von Kommunalwa­hlen umgeht, wird es schwer, die Menschen davon zu überzeugen, dass Kommunalwa­hlen überhaupt noch wichtig sind. Ein gutes Wahlrecht kommt vielleicht auch ohne Stichwahl aus. Aber ganz sicher nicht ohne Kontinuitä­t.

BERICHT EXPERTEN FÜR KOMMUNALE STICHWAHL, TITELSEITE

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