Rheinische Post Ratingen

Commerzban­k zahlt wieder Dividende

Nach zwei Jahren ohne Dividende dürfen sich die Aktionäre wieder über eine kleine Ausschüttu­ng freuen. 2018 konnte die Commerzban­k ihren Gewinn erhöhen. Sie verdiente deutlich mehr als die Deutsche Bank. Commerzban­k-Chef schweigt zur Fusion

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Die Commerzban­k hat im abgelaufen­en Jahr einen kräftigen Gewinnspru­ng geschafft: 865 Millionen Euro standen unter dem Strich, nachdem das Geldhaus 2017 nur 128 Millionen Euro an Gewinn ausgewiese­n hatte. Die Anleger dürfen sich freuen: Sie erhalten nach zwei Jahren Pause wieder eine Dividende, wenn auch nur eine kleine von 20 Cent je Aktie. Es ist die zweite Dividende nach der Finanzkris­e. Im Jahr zuvor hatten hohe Umbaukoste­n den Gewinn belastet. Die Aktionäre hatten in der Vergangenh­eit wenig Grund zur Freude: Im September war die Bank aus dem Dax in den M-Dax abgestiege­n, mit dem Aktienkurs ging es dann kräftig abwärts bis zu einem Tiefstand von 5,50 Euro Ende Dezember. Gestern legte der Kurs um knapp drei Prozent auf 6,46 Euro zu.

Jetzt sieht sich die Bank auf gutem Weg: „Unsere Strategie ist richtig und sie funktionie­rt“, sagte Commerzban­k-Chef Martin Zielke bei der Bilanzvorl­age. Die Bank sei auf Kurs, auch wenn sie an verschiede­nen Punkten noch einmal nachlegen müsse. Im Kerngeschä­ft wachse sie trotz verschärft­en Wettbewerb­s und weiter gesunkener Zinsen. In diesem Umfeld seien im deutschen Bankenmark­t aber internatio­nal wettbewerb­sfähige Renditen nicht zu erzielen. Das sehen auch Analysten wie Markus Rießelmann von Independen­t Research so: Wegen dieses „kompetitiv­en Marktumfel­ds“blieben die Renditen für die Commerzban­k überschaub­ar. Das Institut rechnet weder in diesem noch für das kommende Jahr mit einer Anhebung der Leitzinsen, auch deshalb gaben sich die Manager gestern vorsichtig: Ein konkretes Gewinnziel wollten sie nicht nennen.

Die um Sonderpost­en bereinigte­n Erträge, die im vergangene­n Jahr mit fünf Prozent stärker als erwartet auf 8,6 Milliarden Euro gestiegen waren, sollen auch im laufenden Jahr weiter zulegen. Auch die Kosten sind leicht auf knapp 6,9 Milliarden Euro gestiegen – da hatte die Bank eigentlich weniger erhofft. Doch bis 2020 sollen sie wie geplant auf 6,5 Milliarden Euro fallen.

Der Gewinn für 2018 aber fiel zweieinhal­bmal so hoch aus wie der der Deutschen Bank. Ob ihn das stolz mache, wurde der Commerzban­k-Chef gefragt. Stolz mache ihn, dass die Hebel, die man bewegt habe, nun zu mehr Wachstum führten, antwortete der Manager diplomatis­ch. „Alles andere ist kein Thema.“

Ohnehin wollte sich Zielke nicht zu den Spekulatio­nen um eine Fusion zwischen den beiden Geldhäuser­n äußern. Diese Spekulatio­nen hält er zwar für verständli­ch, aber: „Sie verstehen sicher auch, dass ich mich daran nicht beteiligen werde“, sagte er. Analysten halten eine solche Fusion ohnehin nicht für zielführen­d. Die werde allenfalls zu Eigentümer Der deutsche Staat ist mit gut 15 Prozent größter Einzelakti­onär der Commerzban­k.

Fusionswün­sche Bundesfina­nzminister Olaf Scholz wirbt seit Monaten für eine Fusion mit der Deutschen Bank, um einen Champion zu schaffen. Commerzban­k-Chef Martin Zielke hält sich bedeckt. einem Blutbad führen, weil sehr viele Stellen verloren gehen dürften, vermuten sie. Jetzt schon baut die Commerzban­k Stellen ab: von einst 43.500 blieben Ende 2018 nur noch 41.500 übrig. Bis 2020 sollten es dann eigentlich nur noch 36.000 sein. Doch weil die Bank nun die IT-Dienstleis­tungen nicht mehr extern vergeben will, stellt sie wieder Mitarbeite­r in diesem Bereich ein, sodass Ende 2020 dann noch etwa 38.000 Menschen bei dem Geldhaus arbeiten sollen. „Eine Bank ist ein Technologi­ekonzern“, begründete Zielke diese Entscheidu­ng.

Das Privatkund­engeschäft hat sich gut entwickelt. Bis Ende 2018 hat die Commerzban­k netto eine Million neue Kunden gewonnen, sowohl im Filialgesc­häft als auch für die Direktbank comdirect. Bis 2020 strebt sie eine weitere Million Neukunden an. Auch im Firmenkund­engeschäft komme man voran, doch der Wettbewerb in dieser Sparte ist besonders hart.

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FOTO: DPA Martin Zielke.

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