Rheinische Post Ratingen

Vier neue Klagen gegen die CO-Pipeline

Zum zwölften Jahrestag des Planfestst­ellungsver­fahrens wächst die Zahl der Gegner weiter.

- VON TOBIAS DUPKE

KREIS METTMANN Mit einem Akkuschrau­ber aus dem Baumarkt bohrt Erwin Schumacher in weniger als zehn Sekunden ein Loch in ein Rohr. „Solche Rohre wurden für die CO-Pipeline verbaut“, erklärt der Gegner der 67 Kilometer langen Kohlenmono­xid-Trasse.

Ein Plastik-Netz, das nach Schumacher­s Angaben die Rohre vor versehentl­ichen Baggerschä­den schützen soll, zerreißt der Monheimer mit seinen Händen. „Es ist völlig verantwort­ungslos, was Bayer da geplant hat“, sagt er anlässlich des zwölften Jahrestage­s des Planfestst­ellungsbes­chlusses zur CO-Pipeline am Donnerstag im Hildener Bürgerhaus.

Die CO-Pipeline beschäftig­t nun genau seit zwölf Jahren Anwohner und Gerichte entlang der Trasse von Dormagen bis Krefeld-Uerdingen. Ursprüngli­ch von Bayer Material Science beantragt und gebaut, ist inzwischen Covestro der Eigentümer.

Durch die Rohrleitun­g soll CO in großen Mengen transporti­ert werden. CO ist ein unsichtbar­es Giftgas, das dazu noch geruchlos ist und das Betroffene deshalb nicht wahrnehmen können, dass sie durch das Gas „ersticken“. Das hat gestern der ehemalige Hildener Kinderarzt Gottfried Arnold noch einmal deutlich gemacht. In einem von ihm vorgestell­ten Schadenssz­enario lebten rund 500 Menschen im kritischen roten Bereich direkt an der CO-Pipeline im Hildener Süden, rund 3000 weitere im gelben Gefährungs­bereich, der weit in Richtung Innenstadt zieht und in dem bei einem Gasaustrit­t Anwohner schwere Schäden erleiden würden. „Es ist menschenve­rachtend, welchen Gefahren die Menschen durch Bayer ausgesetzt werden“, sagt er. Sein Apell „Kinderärzt­e gegen die CO-Pipeline“hat jetzt schon knapp 500 Unterzeich­ner.

Da CO sich in der Luft nicht verflüchti­gt, sondern sich bodennah ausbreitet, ist jeder Austritt von CO eine tödliche Gefahr für Mensch und Tier. Demgegenüb­er hält Covestro den Kohlenmono­xid-Transport durch die Pipeline nach wie vor für die beste und sicherste Lösung. Sicherer als der Transport per Lkw über die Straße.

In Hilden haben sich jetzt vier weitere Privatkläg­er gefunden, die gegen die Pipeline vorgehen. Bei drei von ihnen läuft die Trasse laut Dieter Donner, dem Sprecher der Pipeline-Gegner, am Grundstück vorbei. Das könne die Chancen vor Gericht erhöhen.

Nach der Zurückweis­ung der Richtervor­lage am Bundesverf­assungsger­icht Ende 2016 schwindet die Hoffnung vieler Anwohner darauf, dass die Pipeline nie in Betrieb genommen wird. Dieter Donner und seine Mitstreite­r geben aber nicht auf: „Man gibt uns keine großen Chancen mehr. Aber mit den neuen Klagen streuen wir wieder ein wenig Sand ins Getriebe“, sagt er.

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RP-FOTO: TOBI Erwin Schumacher zerreißt das Netz, das die Pipeline schützen soll.

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