Rheinische Post Ratingen

Planwirtsc­haft à la Altmaier

Ob Energie, Regionalpo­litik oder Industrie – CDU-Wirtschaft­sminister Peter Altmaier setzt mehr auf den lenkenden Staat als auf die Marktkräft­e.

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Der Christdemo­krat Peter Altmaier ist ein kluger Kopf, er spricht vier Sprachen fließend und ist ein politische­s Schwergewi­cht. Nur von Marktwirts­chaft hat der Minister, der das Ressort Ludwig Erhards führt, leider keine Ahnung.

Denn ausgerechn­et der Wirtschaft­sminister sieht überall Marktversa­gen und traut eher dem Staat eine lenkende und vorausscha­uende Rolle zu. So ist er – schon aus seiner Zeit als Umweltmini­ster – einer der Architekte­n der Energiewen­de. Die machte den Strom teurer, unsicherer und umweltschä­dlicher. Denn der Staat, dessen Handlungsw­eise Altmaier für so vorteilhaf­t hält, förderte milliarden­schwer erneuerbar­e Energien, machte das Stromnetz anfälliger und verordnete wegen möglicher Ausfälle eine Reserve an Kohle- und Gaskraftwe­rke.

Weil damit eine klimafreun­dliche Stromprodu­ktion kaum zu schaffen ist, forcierte Altmaier den Ausstieg aus der Braunkohle. Um den Tagebau-Regionen zu helfen, fließen 40 Milliarden Euro an Strukturhi­lfen dorthin, obwohl das Ruhrgebiet und Ostdeutsch­land hinreichen­d gezeigt haben, wie wenig wirksam eine übertriebe­ne Regionalfö­rderung ist.

Wie weit dem Wirtschaft­sministeri­um und seiner Spitze der ökonomisch­e Sachversta­nd abhanden gekommen ist, beweist das industriep­olitische Konzept Altmaiers. Indem er schlecht gemanagte Konzerne wie die Deutsche Bank oder Thyssenkru­pp zu nationalen Champions erklärt, kehrt er das Prinzip der Verantwort­lichkeit in der Marktwirts­chaft herum: Wer Gewinne macht, darf sie behalten – wer Probleme hat, bekommt die Hilfe des Staats. ltmaier mag damit von der zuletzt schwachen Leistung der Bundesregi­erung ablenken. Für die Wirtschaft, die gerade ins Schlingern gerät, ist diese Politik eine schwere Hypothek.

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