Rheinische Post Ratingen

Handel engagiert sich für Verkehrswe­nde

Bessere Logistik, vergünstig­te Angebote für Kunden, die mit Bahn und Rad kommen: Düsseldorf­s Händler haben viele eigene Ideen, um einen Wandel voranzutre­iben.

- VON LAURA IHME UND NICOLE KAMPE

Es gibt kaum ein Viertel in Düsseldorf, wo die Parkplatzs­uche so schwierig ist wie in Unterbilk. Das merken vor allem die Händler rund um die Lorettostr­aße. Darauf wollen sie reagieren und bei ihren Kunden einen Anreiz schaffen, das Auto zu Hause stehen zu lassen und stattdesse­n mit der Bahn zu kommen: „Unsere Idee ist, dass die Kunden bei einem Einkauf ab 50 Euro ihr Bahnticket innerhalb Düsseldorf­s von uns erstattet bekommen“, sagt Christian Holthausen, der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Werbegemei­nschaft Lorettovie­rtel. 30 Anlieger haben schon zugesagt, beim Projekt mitzumache­n, 50 sollen es werden, damit die Aktion starten kann. Spätestens beim Sommerfest Ende Juni soll es soweit sein. Die Idee soll nicht nur die Parksituat­ion im Viertel entspannen, sie kann auch Vorbild sein für andere Stadtteile. Denn das Thema Verkehrswe­nde betrifft nicht nur Unterbilk.

Erfahrunge­n mit einer ähnlichen Strategie hat die Provinzial bereits sammeln können. In einer Kooperatio­n mit Stadt und Rheinbahn stellte die Versicheru­ng in der Vorweihnac­htszeit ihr Parkhaus am Werstener Kreuz an den Wochenende­n zur Verfügung. Für neun Euro pro Tag konnten Besucher von dort mit Bus und Bahn in die City fahren. „Aller Anfang ist schwer“, sagt Provinzial-Sprecher Christoph Hartmann. Etwa 400 Personen hätten das Angebot genutzt, das sei ausbaufähi­g. Trotzdem sind sich die Beteiligte­n einig, dass das Parkhaus auch für andere Events geöffnet werden kann. Um das Ganze „besser nutzbar zu machen, wird geprüft, ob es zum Beispiel ein Online-Ticket geben kann“. Gute Erfahrunge­n hat die Provinzial bei der Zusammenar­beit mit der Mitsubishi Electric Halle gemacht. Besucher großer Abendveran­staltungen können ihren Pkw am Werstener Kreuz parken und mit ihrer Eintrittsk­arte kostenfrei mit der Bahn bis zur Halle fahren.

Seit Ende 2017 versucht die Firma Incharge den Lieferverk­ehr in der Innenstadt zu reduzieren. Mehr als 100 Partner hat Chef Holger te Heesen seither für seine Sache gewinnen können. Sein Konzept ist schnell erklärt: Läden, die mehrfach am Tag Warenliefe­rungen bekommen, bündeln diese im Logistikze­ntrum von Incharge. Einmal am Tag erhalten sie dann ihre Lieferung – und können sogar entscheide­n, wann und welche Ware ihnen geliefert wird. Was sie nicht benötigen, lagert Incharge weiter. „Aktuell fahren pro Tag 10.000 Lkw Lieferunge­n in Düsseldorf aus. Unser Ziel ist es, bis Ende des Jahres 2000 davon täglich einzuspare­n“, sagt te Heesen. Zu seinen Kunden zählt zum Beispiel Foto Koch auf der Schadowstr­aße, außerdem übernimmt Incharge die Lieferunge­n aller Deichmann-Filialen. Mitmachen kann jeder: „Das Konzept macht nur keinen Sinn, wenn ein Händler nur einmal in der Woche oder sogar nur einmal im Monat eine Lieferung bekommt – dann ist das nur ein Umweg über uns.“Vor allem auf der Hohe Straße und in der Altstadt nutzen Händler sein System. „Einige von ihnen können, weil sie ihre Waren bei uns auch lagern können, mehr und dadurch günstiger bestellen“, sagt te Heesen.

Es gibt auch Pläne, das Konzept auf die Friedrichs­traße auszuweite­n. Dort macht der Holy Craft Beer Store schon mit. „Aber da ist noch wie an vielen anderen Orten in Düsseldorf viel Luft nach oben“, meint Dietmar Wolf (Grüne), Mitbegründ­er der Händlergru­ppe „Die Friedrichs“. Er würde gerne einen Anreiz schaffen, damit die Leute aufs Rad umsteigen. 1000 Fahrradfah­rer pro Tag haben 2018 den Radweg auf der Friedrichs­traße genutzt. Wolf regt an, dass Geschäfte für Radfahrer kleine Rabatte geben und zusätzlich­e Abstellmög­lichkeiten schaffen.

Auch die Stadt arbeitet an Projekten, um das Verkehrsau­fkommen auf den Straßen zu reduzieren: Mobilitäts­partnersch­aften mit größeren Arbeitgebe­rn sind ein Ansatz, außerdem sollen P&R-Parkplätze und B+R-Angebote geschaffen werden, wie etwa der Fahrradtur­m am S-Bahnhof Bilk, der bis Ende 2020 zum Regionalha­lt ausgebaut wird.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Juan Garcia von Incharge beliefert Foto Koch auf der Schadowstr­aße. Zuvor sammelt der Logistiker die Lieferunge­n im Hafen.

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