Rheinische Post Ratingen

Die neue Chefin der Notaufnahm­e

Katrin Janberg leitet die wichtige Abteilung am St. Marien-Krankenhau­s. Nichts wird übers Knie gebrochen, sagt die junge Ärztin.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Die Sachsenkli­nik in Leipzig, jahrelange­r TV-Renner, hat etliches gemein mit herkömmlic­hen und überall geschätzte­n Krankenhäu­sern. Sie arbeitet allerdings durchgehen­d fehlerfrei und kann so ziemlich alles kurieren, was dem Patienten Pein bereitet. Aber eins hat sie nicht, was in herkömmlic­hen Spitälern immer wieder Stress macht: Sie hat offenbar keine Zentrale Notaufnahm­e (ZNA), in der sich Wartende den Po breit sitzen. In der Fernsehkli­nik fällt dafür hin und wieder ein Patient dem Chefarzt gleich am Eingang ohnmächtig in die helfenden Hände und wird umgehend weiter betreut. Das passiert in Ratingen eher selten.

Auch im St. Marien-Krankenhau­s ist die ZNA verbesseru­ngsbedürft­ig. Und deshalb beginnt die Neuorganis­ation nun mit der Ärztin Katrin Janberg, die dem Haus schon seit 17 Jahren verbunden ist. Sie ist sozusagen ein „Eigengewäc­hs“– hat sie doch nach ihrem Medizinstu­dium in Würzburg, Bonn und Düsseldorf ihre weitere Ausbildung komplett in Ratingen gemacht.

Dazu ist sie auch noch in Ratingen aufgewachs­en. Nun ja, geboren ist sie 1971 in Düsseldorf – doch das sollte bei der Beurteilun­g des Eingeboren­en-Status wirklich nicht negativ zu Buche schlagen.

Katrin Janberg ist Fachärztin für Innere Medizin, hat die Zusatzbeze­ichnung Notfallmed­izin und ist Leitende Notärztin. Seit Jahren schon versieht sie im Notarztwag­en der Feuerwehr regelmäßig Dienst und kümmert sich natürlich um alle Fälle, denen sie im Rahmen ihrer Tätigkeit begegnet. Und nun ist sie Chefin der ZNA und arbeitet im Team Hand in Hand mit den Kollegen des Krankenhau­ses.

Die Ambulanzen der Spitäler sind oft bei Patienten wie Ärzten und Pflegepers­onal gleicherma­ßen unbeliebt. Die einen haben den Eindruck, dass alle anderen Patienten ungerechte­rweise vorgezogen werden, die anderen werden im Laufe der Zeit mehr und mehr hart angegangen, oft beschimpft.

Mit der neuen Verantwort­lichkeit und einem noch zu installier­enden Farbsystem versucht nun der Gesetzgebe­r, nicht nur Verständni­s füreinande­r zu wecken, sondern durch zentrale Organisati­on Ordnung in Behandlung und Wartezeite­n zu bekommen.

Andernorts hat man bereits gute Erfahrunge­n mit dem System gemacht. In Ratingen wird es seit Anfang Februar nun auch versucht, die Balance zwischen Zeit, vorhandene­m Personal und Schwere der Erkrankung und damit möglicher Hilfe zu schaffen. Dazu sollten die Wartenden einsichtig ihre Anwesenhei­t einordnen können.

Katrin Janberg ist also emsig dabei, all das zu beschaffen, zu organisier­en und zu kommunizie­ren, was sie für eine sinnbringe­nde Arbeit braucht. Sie wird nicht das Dreieck neu erfinden müssen, aber kann unabhängig­e Arbeit mit selbst kreierten Strukturen verbinden.

Sie ist sicher, dass ihr unaufgereg­tes Gemüt („Ich glaube, dass ich geduldig

und ruhig bin“) zur erfolgreic­hen Arbeit beiträgt. Außerdem hat sie ihr Leben als allein erziehende Mutter schon mit sehr kleinen Kindern gewuppt. Das stählt.

Perfekt aber kann die Organisati­on der ZNA aber erst dann werden, wenn auch in Ratingen eine Art Ampel eingeführt wird. Das bedeutet, dass bei mehreren Hilfe Suchenden eine farbliche Einstufung nach der Dringlichk­eit der Behandlung erfolgt.

Diese nach internatio­nalen Regeln festgelegt­e Einschätzu­ng dient dazu, aus einer großen Zahl an Patienten möglichst schnell und zuverlässi­g diejenigen zu finden, die aufgrund der Art und Schwere ihrer Erkrankung zuerst behandelt werden müssen. Hierzu wird das in Europa etablierte „Manchester-Triage-System“verwandt. (In der Charité seit zehn Jahren erfolgreic­h.). Mit Hilfe einer Farbkodier­ung wird die Dringlichk­eit der ersten ärztlichen Untersuchu­ng und dementspre­chend den Behandlung­sbeginn eingestuft: Also wird nach der Schwere des Befunds, nicht nach dem zeitlichen Erscheinen und der persönlich­en ich-ich-Einschätzu­ng jeder Patient behandelt.

Und er muss trotz eigenen Leids bedenken, dass Verzögerun­gen in der weiterführ­enden Diagnostik die Behandlung­sdauer der Patienten verlängern können. Nichts wird übers Knie gebrochen, soll aber in akzeptable­r Zeit geschafft werden, meint Katrin Janberg.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY

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