Die neue Chefin der Notaufnahme
Katrin Janberg leitet die wichtige Abteilung am St. Marien-Krankenhaus. Nichts wird übers Knie gebrochen, sagt die junge Ärztin.
RATINGEN Die Sachsenklinik in Leipzig, jahrelanger TV-Renner, hat etliches gemein mit herkömmlichen und überall geschätzten Krankenhäusern. Sie arbeitet allerdings durchgehend fehlerfrei und kann so ziemlich alles kurieren, was dem Patienten Pein bereitet. Aber eins hat sie nicht, was in herkömmlichen Spitälern immer wieder Stress macht: Sie hat offenbar keine Zentrale Notaufnahme (ZNA), in der sich Wartende den Po breit sitzen. In der Fernsehklinik fällt dafür hin und wieder ein Patient dem Chefarzt gleich am Eingang ohnmächtig in die helfenden Hände und wird umgehend weiter betreut. Das passiert in Ratingen eher selten.
Auch im St. Marien-Krankenhaus ist die ZNA verbesserungsbedürftig. Und deshalb beginnt die Neuorganisation nun mit der Ärztin Katrin Janberg, die dem Haus schon seit 17 Jahren verbunden ist. Sie ist sozusagen ein „Eigengewächs“– hat sie doch nach ihrem Medizinstudium in Würzburg, Bonn und Düsseldorf ihre weitere Ausbildung komplett in Ratingen gemacht.
Dazu ist sie auch noch in Ratingen aufgewachsen. Nun ja, geboren ist sie 1971 in Düsseldorf – doch das sollte bei der Beurteilung des Eingeborenen-Status wirklich nicht negativ zu Buche schlagen.
Katrin Janberg ist Fachärztin für Innere Medizin, hat die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin und ist Leitende Notärztin. Seit Jahren schon versieht sie im Notarztwagen der Feuerwehr regelmäßig Dienst und kümmert sich natürlich um alle Fälle, denen sie im Rahmen ihrer Tätigkeit begegnet. Und nun ist sie Chefin der ZNA und arbeitet im Team Hand in Hand mit den Kollegen des Krankenhauses.
Die Ambulanzen der Spitäler sind oft bei Patienten wie Ärzten und Pflegepersonal gleichermaßen unbeliebt. Die einen haben den Eindruck, dass alle anderen Patienten ungerechterweise vorgezogen werden, die anderen werden im Laufe der Zeit mehr und mehr hart angegangen, oft beschimpft.
Mit der neuen Verantwortlichkeit und einem noch zu installierenden Farbsystem versucht nun der Gesetzgeber, nicht nur Verständnis füreinander zu wecken, sondern durch zentrale Organisation Ordnung in Behandlung und Wartezeiten zu bekommen.
Andernorts hat man bereits gute Erfahrungen mit dem System gemacht. In Ratingen wird es seit Anfang Februar nun auch versucht, die Balance zwischen Zeit, vorhandenem Personal und Schwere der Erkrankung und damit möglicher Hilfe zu schaffen. Dazu sollten die Wartenden einsichtig ihre Anwesenheit einordnen können.
Katrin Janberg ist also emsig dabei, all das zu beschaffen, zu organisieren und zu kommunizieren, was sie für eine sinnbringende Arbeit braucht. Sie wird nicht das Dreieck neu erfinden müssen, aber kann unabhängige Arbeit mit selbst kreierten Strukturen verbinden.
Sie ist sicher, dass ihr unaufgeregtes Gemüt („Ich glaube, dass ich geduldig
und ruhig bin“) zur erfolgreichen Arbeit beiträgt. Außerdem hat sie ihr Leben als allein erziehende Mutter schon mit sehr kleinen Kindern gewuppt. Das stählt.
Perfekt aber kann die Organisation der ZNA aber erst dann werden, wenn auch in Ratingen eine Art Ampel eingeführt wird. Das bedeutet, dass bei mehreren Hilfe Suchenden eine farbliche Einstufung nach der Dringlichkeit der Behandlung erfolgt.
Diese nach internationalen Regeln festgelegte Einschätzung dient dazu, aus einer großen Zahl an Patienten möglichst schnell und zuverlässig diejenigen zu finden, die aufgrund der Art und Schwere ihrer Erkrankung zuerst behandelt werden müssen. Hierzu wird das in Europa etablierte „Manchester-Triage-System“verwandt. (In der Charité seit zehn Jahren erfolgreich.). Mit Hilfe einer Farbkodierung wird die Dringlichkeit der ersten ärztlichen Untersuchung und dementsprechend den Behandlungsbeginn eingestuft: Also wird nach der Schwere des Befunds, nicht nach dem zeitlichen Erscheinen und der persönlichen ich-ich-Einschätzung jeder Patient behandelt.
Und er muss trotz eigenen Leids bedenken, dass Verzögerungen in der weiterführenden Diagnostik die Behandlungsdauer der Patienten verlängern können. Nichts wird übers Knie gebrochen, soll aber in akzeptabler Zeit geschafft werden, meint Katrin Janberg.