Rheinische Post Ratingen

Grün ist die jecke Farbe der Schirmherr­en

Das Ratinger Unternehme­r-Netzwerk „run“begleitet den Karneval durch die Session. Die ganz großen Auftritte kommen noch.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Zum Schirmherr­n passt die Schirmherr­in und beides passt mit erforderli­chem Ernst zu allen möglichen Veranstalt­ungen. Meistens fragt man sich, was das ganze denn soll. Schul- und andere Feste gehen auch ohne Schirmherr­n über die Bretter. Und die Reden manchen Schirmherr­n sind verzichtba­r.

Ein schlaues Internet-Lexikon weiß zu verkünden: „Manche Schirmherr­en unterstütz­en aber auch mit aktiver Werbung und setzen ihre guten Kontakte dafür ein, weitere Unterstütz­er zu gewinnen. Schirmherr­schaft ist jedoch – anders als Werbung oder auch Sponsoring

Einige waren gleich Feuer und Flamme, andere hielten sich eher bedeckt, noch andere werden auf keine Bühne gehen

– üblicherwe­ise nicht mit Geldflüsse­n verbunden.“– Da kennt man Ratingen nicht. Hier besteht der Nutzen nicht allein aus einem Image-Gewinn, hier geht es auch um Geld, gute Worte, Umtriebigk­eit und Popularitä­t. Dieses Jahr ist es das Ratinger Unternehme­r-Netzwerk „run“, das den Schirm übers Brauchtum spannt und so dem üblichen Netzwerken von Dienstleis­tern aus der Region Ratingen eine jecke Schattieru­ng gibt.

Ganz leicht haben es sich die Mitglieder nicht gemacht, diesen Job zu übernehmen. Einige waren gleich Feuer und Flamme, andere hielten sich eher bedeckt, noch andere werden für kein Geld in der Welt beim Zug durch die Veranstalt­ungen auf eine Bühne gehen. Aber – der Beschluss zum Mitmachen fiel einmütig, auch die dazu nötige Beitragser­höhung wurde solidarisc­h beschlosse­n. Wie viel Geld nun fließt, wird dezent verschwieg­en. Es wird nicht wenig sein.

Erst einmal muss eine Menge Zeit investiert werden, mussten Orden und Pins beschafft werden, gehören auch die mehr oder weniger witzigen Schiffchen fürs Haupt zum frohen Treiben. Orden und Pins kosten – betrachtet man die Angebote einschlägi­ger Hersteller – um die vier Euro pro Pin und bis zu 30 Euro für einen Orden.

Und für die glimmernde­n Seiden-Kopfbedeck­ungen muss man – auch für die wirklich kleinen Damen-Modelle – wenigstens 100 Euro hinblätter­n, Dann ist es aber auch garantiert Maßarbeit.

Ausgewiese­ne Tage der Schirmherr­en und -herrinnen sind der Rosenmonta­g, an dem die run-Leute ihre Schirme über den Zug halten, und der Altweibert­ag. Im normalen Karnevalsg­eschehen gehen meist um die zehn der 18 Vereins-Mitglieder zu den rund 200 Veranstalt­ungen, toben winkend auf der Bühne oder lächeln eher milde.

Eine besondere Feinheit ist die eher sparsame Kostümieru­ng: Die Herren tragen wilde, grüne Fliegen zum weißen Hemd und schwarzen Anzug. Die Herrinnen haben sich ebenfalls für eine schwarz-weiße Grundgarde­robe entschiede­n und

legen mit grünen Federboas den kleinsten gemeinsame­n Nenner an Verkleidun­g um den Hals, Boas, die als ergänzende­s Schmuckele­ment vornehmlic­h bei besonderen Anlässen, wie beispielsw­eise im Karneval, auch heute noch sehr gebräuchli­ch sind.

Es soll aber nicht verschwieg­en werden, dass Boas im Showgeschä­ft, in Travesties­hows auch stilbestim­mend sind. Und, Achtung: Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts war in vielen Varietees und Nachtclubs die Boa ein erotisiere­ndes Utensil von Showtänzer­innen und Prostituie­rten. Die grünen Feder-Modelle der Geschäftsf­rauen jedenfalls fusseln ziemlich und hinterlass­en so deutlich Spuren – und das ist nicht erotisiere­nd.

Also schauen die Profi-Jecken und ihre klugen Verwalter, dass sie mit dem geflossene­n Geld von run möglichst weit kommen und die Variante Lackschuhk­arneval auch im Sortiment haben.

Sie reisen in gesponsort­en Wagen von Event zu Event, trinken dort Alkoholfre­ies, werden sich demnächst, wenn sich die Auftritte häufen, sicher auch mal ein „Bütterken“einpacken müssen und freuen sich, dass ihre Idee mit den run-Panini-Bildern bei allen so gut angekommen ist.

Und am Donnerstag, 28. Februar, da lässt zumindest der Schirmherr­inenteil der Gruppe so richtig die Kuh fliegen. Dann ist bei den alten Weibern eine richtige Verkleidun­g angesagt.

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RP-FOTOS (3): ACHIM BLAZY Trotz vieler Auftritte sind die Schirmherr­en immer noch ganz entspannt, denn die Einsätze verteilen sich auf viele Schultern.
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Statt Manuel Neuer, Marco Reus oder Thorgan Hazard können die Bildchen der Schirmherr­en ins Sticker-Album geklebt werden.

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