Rheinische Post Ratingen

Initiative Wohlklang

Gesetzesna­men sind immer weniger komplizier­t. Ein Trend zur Beschönigu­ng.

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Dass Hartz IV nicht die beste Idee der Sozialdemo­kraten war, darunter leidet die SPD seit 15 Jahren. Dabei geht es nicht nur um die Inhalte, auch dass sich der Name „Hartz IV“durchgeset­zt hat – als Nummer vier in einer Reihe von Sozialgese­tzen, die der frühere VW-Personalvo­rstand Peter Hartz federführe­nd ersonnen hat, ist zumindest kommunikat­iv ein Gau.

Dazu gibt es eine ganze Reihe an Gesetzesna­men, die umständlic­h und unverständ­lich sind wie das Netzerkdur­chsetzungs­gesetz oder das Arzneimitt­elneuordnu­ngsgesetz. Da wissen nur Fachleute beim ersten Hören, dass damit das Vorgehen gegen Hetze im Netz und Vorschrift­en gegen Mondpreise bei Arzneimitt­eln gemeint sind.

Franziska Giffey, die SPD-Familienmi­nisterin mit dem erfrischen­den Auftreten, hat für die Bundesregi­erung Gesetzesna­men erfunden, die das beschreibe­n, was die Paragrafen­werke im besten Falle bewirken sollen. So sind das Gute-Kita-Gesetz und das Starke-Familien-Gesetz entstanden. In der CDU rieb man sich die Augen und staunte, wie clever sich da ausgerechn­et eine Sozialdemo­kratin selbst vermarktet. Man traute sich dann aber doch nicht, diesen Stil zu kopieren. Innenminis­ter Horst Seehofer hat da weniger Hemmungen. Er legte nun für effiziente Abschiebun­gen sein Geordnete-Rückkehr-Gesetz vor.

Da sind der Fantasie natürlich keine Grenzen gesetzt, was sonst noch Eingang in unsere Gesetzgebu­ng finden kann: Wie wäre es, wenn Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner ein Glückliche-Kühe-Gesetz vorlegt oder Gesundheit­sminister Jens Spahn ein Krebs-Verbot-Gesetz? Und Finanzmini­ster Olaf Scholz könnte angesichts der mit den schönen Namen wachsenden Ausgabenwü­nschen ein Kasse-immer-voll-Gesetz auf den Weg bringen.

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