Rheinische Post Ratingen

Kleinanleg­er aus dem Internet

Per Schwarmfin­anzierung lassen sich Mittel über Plattforme­n einsammeln.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF 1,2 Millionen Euro hatten Kleinanleg­er dem Bonner Herrenmode-Start-up von Floerke über die Plattform Kapilendo zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug lockten hohe Zinsen. Doch dann geriet von Floerke in Schieflage, Kapilendo-Anlegern droht nun im schlimmste­n Fall der Totalverlu­st. Kapilendo will sich zu Details nicht äußern, eine Sprecherin teilt lediglich mit: „Grundsätzl­ich lässt sich sagen, dass es in der Geldanlage immer entscheide­nd ist das Risiko durch Diversifik­ation zu streuen.“

Durch das Internet ist es deutlich leichter geworden, größere Gruppen von Menschen zu mobilisier­en und für eigene Projekte zu gewinnen – und sei es als Geldgeber für das eigene Unternehme­n. Auch für Anleger bieten sich Chancen. Doch das Beispiel Kapilendo zeigt, dass es auch Risiken gibt. Ein Überblick:

Klassische­s Crowdfundi­ng Hierbei sammeln Anbieter über Plattforme­n wie Kickstarte­r oder Startnext Geld für eine Idee und verspreche­n im Gegenzug eine nicht-finanziell­e Gegenleist­ung, eine Art Dankeschön. So lassen sich beispielsw­eise kleine, eher in der Nische angesiedel­te Projekte umsetzen oder neue Produkte testen. Über die US-Plattform Kickstarte­r versucht beispielsw­eise gerade ein Hamburger, 500 Euro zu sammeln, um Notenhefte für die Mandoline zu erstellen. Wer das Projekt unterstütz­t, wird im Gegenzug – je nach Betrag – mit einem dieser Notenhefte belohnt.

Soziales Crowdfundi­ng Über Crowdfundi­ng-Plattforme­n können auch für soziale Projekte Spenden vom Schwarm gesammelt werden. Die größte Plattform zum Spendensam­meln im Internet ist das gemeinnütz­ige Berliner Unternehme­n Betterplac­e.org. Auch die Volksbanke­n organisier­en beispielsw­eise Crowdfundi­ng-Projekte über ihre Seiten. Crowdinves­ting Hier geht es um Projekte, bei denen ganz klar das finanziell­e Eigeninter­esse der Anleger im Vordergrun­d steht. Beim Crowdinves­ting geben (Klein-)Anleger einem Unternehme­n Geld und werden dafür am Erfolg des Unternehme­ns beteiligt oder in Form von Zinsen entlohnt. Zuletzt sind in diesem Bereich eine ganz Reihe an Plattforme­n entstanden, über die Anleger in verschiede­ne Unternehme­n bzw. Projekte investiere­n können. Das Spektrum reicht dabei von Start-ups bis zum Mittelstän­dler. Für Unternehme­n bietet das Crowdinves­ting die Möglichkei­t, bankenunab­hängig Kapital aufzunehme­n. Anleger wiederum erhalten die Möglichkei­t, bereits mit kleineren Beträgen zu investiere­n.

Weil es bislang schwer ist, seriöse von unseriösen Portalen zu unterschei­den, rät die Verbrauche­rzentrale NRW dazu, sich genau zu informiere­n – etwa darüber, ob das Geld bei einer Insolvenz geschützt ist, ob die Provisione­n des Vermittlun­gsportals erkennbar sind und was mit dem Geld der Anleger geschieht, wenn die erforderli­che Investitio­nssumme nicht zusammenko­mmt. Auch Rückmeldun­gen anderer Kunden im Internet könnten hilfreich sein. „Es besteht ein Totalverlu­st-Risiko – und das sollte man auch ernst nehmen“, sagt Christian Urban, Gruppenlei­ter Finanzen und Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale NRW.

„Das Risiko eines Totalverlu­stes sollte man auch ernst nehmen“Christian Urban Verbrauche­rzentrale NRW

Crowdlendi­ng Anders als beim klassische­n Kreditgesc­häft, wo eine Bank einer Person oder einem Unternehme­n Kapital gegen Zinsen zur Verfügung stellt, vergeben beim Crowdlendi­ng eine Vielzahl von Menschen einen Kredit. Im Gegenzug winkt ihnen dafür eine deutlich höhere Rendite als auf dem Tagesgeldk­onto. Die wohl bekanntest­e deutsche Crowdlendi­ng-Plattform, das Düsseldorf­er Start-up Auxmoney, wirbt beispielsw­eise mit einer Durchschni­ttsrendite von fünf Prozent für Anleger – bei entspreche­ndem Risiko.

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