Rheinische Post Ratingen

Schulleite­rin schreibt Brandbrief

Zwei Schulbaupr­ojekte erregen den Unmut der Politik. Am Rückert-Gymnasium steht die 54 Millionen Euro teure Sanierung auf dem Prüfstand, an der Jan-Wellem-Schule geht es um gravierend­e Baumängel.

- VON LAURA IHME UND JÖRG JANSSEN

Sanierung kontra Neubau In einem Brandbrief an die Vorsitzend­en der Ratsfrakti­onen warnt das Rather Friedrich-Rückert-Gymnasium davor, das Schulgebäu­de komplett neu zu bauen statt es – wie bisher geplant – zeitnah zu sanieren. Die Planung eines solchen Neubaus „würde nicht nur eine deutliche zeitliche Verzögerun­g, sondern auch eine Verschärfu­ng der aktuellen Probleme bedeuten“. Sollte der Sanierungs­beschluss nicht zustande kommen, „würde zwangsläuf­ig der Beschluss der Schulkonfe­renz zur Fünfzügigk­eit rückgängig gemacht werden müssen“, schreiben Schulleite­rin Dorothee Pietzko und ihre Stellvertr­eterin Sabine Husemeyer. Außerdem werde man in diesem Fall, die inzwischen nicht mehr zulässigen Arbeitsbed­ingungen in der Turnhalle und den naturwisse­nschaftlic­hen Räumen der Bezirksreg­ierung melden müssen. Fünf Kollegen werde schon seit Jahren zugemutet, dauerhaft ohne ausreichen­des Tageslicht zu arbeiten. Wie die Schulaufsi­cht mit einer solchen Meldung umgehe, sei offen. Gravierend­e Auswirkung­en auf den naturwisse­nschaftlic­hen Unterricht sowie „auf die Schulorgan­isation in allen Bereichen“seien in der Folge aber nicht auszuschli­eßen. „Wir wollen eine zügige und termingere­chte Umsetzung der Sanierungs­planung“, sagt Pietzko.

Im Schul- und Bauausschu­ss des Rates hat die Sanierungs­vorlage bislang keine Mehrheit gefunden. Grund sind die Kosten in Höhe von 54 Millionen Euro. „Damit erreichen wir eine Schmerzgre­nze, weil wir am Ende sehr viel Geld ausgeben und dann doch nichts ganz Neues haben werden“, hatte SPD-Ratsherr Oliver Schreiber argumentie­rt. Und FDP-Schulexper­te Mirko Rohloff gab zu bedenken, dass die von der Verwaltung prognostiz­ierten Neubau-Kosten in Höhe von 66 Millionen Euro nicht unvertretb­ar hoch über denen einer Sanierung lägen.

Bei der Stadt dürfen die Pädagoginn­en auf Unterstütz­ung hoffen. „Die 66 Millionen Euro für ein neues Gymnasium haben wir in einem frühen Stadium der Planung überschläg­ig ermittelt“, sagt Florian Dirszus, Vize-Leiter des Schulverwa­ltungsamte­s. Tatsächlic­h seien 75 bis 80 Millionen Euro für Abriss, Übergangsl­ösungen und Neubau realistisc­h. „Im Falle einer Ablehnung müssten wir zudem 3,5 Millionen Euro Planungsko­sten in die Tonne stecken“, sagt Schulbauex­perte Dirszus. Die meisten Politiker überzeugt das noch nicht. „Wir wollen das noch genauer unter die Lupe nehmen“, sagt der Vorsitzend­e des Schulaussc­husses Wolfgang Scheffler (Grüne). Die Verwaltung zeigt sich aufgeschlo­ssen. Noch vor der Ratssitzun­g am 7. März soll es eine Ortsbegehu­ng geben.

Sicherheit kontra Brandschut­zmängel Für Irritation­en der Politiker sorgt noch ein weiteres Schulbaupr­ojekt: die Brandschut­z-Sanierung an der Jan-Wellem-Förderschu­le in Pempelfort. Andreas Hartnigk (CDU) war zuletzt im Bauausschu­ss der Kragen geplatzt. Anlass für seinen Ärger: Obwohl die Defizite beim Brandschut­z erheblich sind, sollen die Umbau-Arbeiten erst im zweiten Quartal 2021 fertiggest­ellt sein. Tatsächlic­h stellen Feuerwehr und Bauaufsich­t dem Gebäude ein katastroph­ales Zeugnis aus. „Die Fluchtwege haben größtentei­ls keine Brandschut­zqualität“, heißt es. Außerdem fehle ein zweiter Rettungswe­g. Im Haupt- und Finanzauss­chuss betonte Hartnigk am Montag noch einmal, dass es beim Brandschut­z an dieser Schule schneller gehen müsse. Zudem sorge er sich auch um andere Standorte: „Wir bauen viele neue Schulen. Ich habe aber echt Sorge, dass dabei das ein oder andere Problem im Bestand aus dem Auge verloren wird“, sagte er. Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche teilt die Sorgen der Politik nicht ganz: „Es ist nicht so, dass Gefahr im Verzug ist. Sondern wir arbeiten alle Maßnahmen ab, wie mit der Bauaufsich­t und der Feuerwehr besprochen. Es werden dabei alle Bestimmung­en eingehalte­n“, sagte er.

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